Detailprogramm & Speaker
09:00 - Begrüssung
Aufzeichnung
09:05 - Erlebt die öffentliche Verwaltung gerade einen digitalen Paradigmenwechsel?
Die Pandemie hat als regelrechter «Digitalisierungsbeschleuniger» gewirkt; in den Unternehmen und natürlich auch in der Verwaltung. Es ist ein Wandel im Gang, der nicht nur die Debatte neu ordnet, sondern bereits handfeste Wirkung zeigt.
Gerhard Andrey erklärt, was ihn bezüglich Verwaltungsdigitalisierung so zuversichtlich stimmt und wo er dennoch weitere wichtige politische Weichenstellungen verortet.
Gerhard Andrey
Nationalrat Grüne und Unternehmer
Gerhard Andrey ist gelernter Schreiner, Holzingenieur HTL und Nachdiplom-Informatiker. Andrey ist Mitgründer der Digitalagentur Liip, mit rund 200 Mitarbeitenden an sechs Standorten in der Schweiz. Er ist unter anderem Verwaltungsrat bei der Alternativen Bank Schweiz. Seit 2019 ist Andrey Nationalrat der GRÜNEN Freiburg und engagiert sich politisch insbesondere für mehr Souveränität im digitalem Raum.
Präsentation
Aufzeichnung
09:30 - Das WTO-Abkommen über das öffentliche Beschaffungswesen: ein Wegweiser für das Schweizer Vergaberecht?
Der Vortrag wird eine Einführung in das revidierte WTO-Abkommen über das öffentliche Beschaffungswesen als wesentlicher Faktor für die Reform des Schweizer Vergaberechts bieten, und darlegen, wie es neue Themen wie elektronische Vergabe, nachhaltige Beschaffung und Korruptionsbekämpfung regelt.
Dabei sind mehrere Faktoren von Bedeutung für den Privat- und IT Sektor:
1. Die Vereinheitlichung des Schweizer Vergaberechts auf kantonaler und Bundesebene erfolgte nicht zuletzt auch zur Umsetzung des revidierten Abkommens. Sie bietet die Chance auf effizientere Verfahren, und damit vereinfachte Teilnahme für Unternehmen. Der Vortrag wird die Struktur, Grundprinizipien und Funktionsweisen des Abkommens als Teil des internationalen Handelsrechts erklären. Er wird gleichzeitig darlegen, wie internationale Abkommen auf nationaler Ebene als Motor für Rechtsreform bieten können, und dabei auf die Schweizer Vergaberechtsreform eingehen.
2. Ein wesentlicher Motivationsfaktor dafür, dem Abkommen beizutreten, ist der dadurch eröffnete Marktzugang für den Privatsektor. Der Vortrag wird die für Schweizer Firmen zugänglichen Märkte besprechen und illustrieren, wie Firmen sich über die WTO-Webseite über internationalen Marktzugang informieren können.
3. Wegweisende Regelungen zu neuen Themen wie elektronische Vergabeverfahren, nachhaltige Beschaffung und Korruptionsbekämpfung. Als erstes WTO-Abkommen spricht das Abkommen über das öffentliche Beschaffungswesen die Nutzung von "e-procurement tools" an, macht nachhaltige Beschaffung mit entsprechenden Vergabekriterien zum strategischen Ziel und verpflichtet Mitgliedsstaaten, Massnahmen zur Korruptionsbekämpfung zu treffen.
Anna Caroline Müller
Legal Affairs Officer WTO
Anna Caroline Müller hat über zehn Jahre Berufserfahrung im internationalen Wirtschaftsrecht und den diezbezüglichen Verhandlungen. Sie kann aus erster Hand über die Reform des WTO-Akommens über das öffentlichen Beschaffungswesen berichten. Gleichzeitig verfügt sie über drei Mastertitel, ist als Rechtsanwältin in Deutschland und England/Wales zugelassen und hat eine Reihe wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu dem Thema verfasst – damit weist sie einen fundierten akademischen – bzw. Forschungshintergrund vor.
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Fachsessions 1. Block
Fachsession 1 - Cloud Beschaffungen
Moderation: Daniel Markwalder, DTI BK
Von Scripting bis GitOps - Maturität-Stufen der Cloud-Automatisierung
Cloud-Lösungen sparen Kosten, da teure Hardware effizienter genutzt werden kann (private cloud) oder gar nicht mehr selber beschafft und betrieben werden muss. Ausserdem können Infrastruktur-Ressourcen nach Bedarf schnell und auf Knopfdruck hinzugezogen und wieder abgestossen werden (public cloud). Cloud-Lösungen steigern ebenso die Effizienz, da sie einem Betrieb oder einer Behörde ermöglichen, sich auf das eigene Kerngeschäft zu fokussieren, ohne sich mit fachfremden IT-Themen beschäftigen zu müssen. Mit diesen und weiteren Vorteilen zeichnen sich Cloud-basierte gegenüber klassischen Lösungen aus.
Doch erst durch eine geeignete Automatisierung kommen diese Vorteile richtig zum Tragen. Wir zeigen mit anschaulichen Beispiele auf, welche Maturität-Stufen Cloud-Lösungen bezüglich Automatisierung durchlaufen können und welche Vorteile jede Stufe mit sich bringt. Das Referat richtet sich an Personen, die sich mit IT-Beschaffung beschäftigen, aber nicht zwingend einen technischen Hintergrund haben. Das Ziel des Vortrags ist es, solchen Personen zu ermöglichen, die Automatisierungs-Maturität von im Rahmen einer Ausschreibung vorgeschlagenen Cloud-Lösungen besser beurteilen zu können.
Mathis Kretz
Software Architect und Mitgründer der Firma bespinian.
Mathis Kretz ist Cloud Software Architect und Mitgründer der Firma bespinian. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Beratung und Software-Engineering im Bereich von Cloud-Native und Container-basierten Lösungen. Zuvor arbeitete Herr Kretz in verschiedenen technischen Führungspositionen beim Cloud-Team der Swisscom, zuletzt als Head of Cloud Empowerment. Weitere Stationen waren bei verschiedenen grossen und kleineren Unternehmen wie IBM, POLYPOINT und Unic. Ein Doktortitel in Informatik (Dr. phil.-nat.) von der Universität Bern rundet das Profil von Herrn Kretz ab.
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Lessons Learned aus der Cloud-Beschaffung der Bundesverwaltung
Die Bundesverwaltung setzt mit ihrer Cloud-Strategie auf einen Mix aus Private Clouds und Public Clouds. Mit dem Vorhaben «Public Clouds Bund» (WTO-20007) wird aktuell ein erster grosser Schritt gemacht. Die Bundesverwaltung kann während fünf Jahren Public-Cloud-Leistungen von fünf Hyperscalern beziehen.
Nebst der Ausschreibung und den Vertragsarbeiten liegt ein Schwerpunkt auf den umfangreichen Grundlagendokumenten, die im Rahmen des Vorhabens erstellt werden. Im Referat zieht die Auftraggeberin des Projekts, Erica Dubach, eine persönliche Zwischenbilanz und präsentiert die wichtigsten «Lessons Learned».
Erica Dubach Spiegler
Leiterin Abteilung Transformation und Interoperabilität Bundeskanzlei
Dr. Erica Dubach ist seit Mai 2021 Abteilungsleiterin «Transformation und Interoperabilität» im Bereich Digitale Transformation und IKT-Lenkung (DTI) der Bundeskanzlei. Dort verantwortet sie die «Public Clouds Bund» Ausschreibung (WTO-2007) als Teil der Umsetzung der Digitalisierungsstrategie der Bundesverwaltung. Vorgängig war sie sie Bankrätin und Mitglied des Strategieausschusses der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB), Mitglied der Verwaltungsrats der Goldbach Group und Biella Holding. Seit 2012 arbeitete sie ausserdem als selbstständige Strategieberaterin. Frau Dubach hat an der ETH Zürich in Informatik doktoriert.
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Fachsession 2 - Agilität in der Beschaffung
Moderation: Stephan Sutter und Reto Maduz, swissICT
Requirements Engineering in einem agilen Umfeld – Schneller und effektiver ans Ziel
Die Digitalisierung ist in der öffentlichen Verwaltung angekommen. Eine zunehmende Herausforderung ist es, den erhöhten Ansprüchen der Büger*innen sowie der Verwaltung gerecht zu werden. Ein vielversprechendes Lösungsvorgehen ist dabei die agile Methodik, um in inkrementellen Schritten digitale Services bereitzustellen.
In diesem Vortrag erläutern wir Ihnen die Grundlagen und die best practices in Requirements Engineering. Darüber hinaus zeigen wir anhand eines Praxisbeispiels wichtige Punkte bei der Digitalisierung von Baugesuchen. Der Kunde kann den Gang auf das Amt sparen und kann sich jederzeit über den Stand seiner Eingabe informieren. Die Verwaltung von umfangreichen Baugesuchen wird dadurch massiv vereinfacht. Dabei spielt die Agilität aller beteiligten Personen als Team eine wesentliche Rolle für den Projekterfolg.
Roman Lobsiger
Expert Requirements Engineer, bbv Software Services AG
Roman Lobsiger ist bei der bbv als Expert Requirements Engineer in der
öffentlichen Verwaltung und in der Healthcare Branche tätig. Durch seine jahrelange
Erfahrung kennt er die Schwierigkeiten der Branchen und weiss, wie die Wünsche
der Kund*innen in reelle Anforderungen umgesetzt werden können. Er ist
zertifizierter Professional for Requirements Engineering Advanced Level (IREB),
Professional for Requirements Engineering Advanced Level (IREB) RE@Agile,
Certified Scrum Master, Certified PO, Kursleiter für Requirements Engineering im
agilen Umfeld und ist Leiter der bbv Requirements Engineering Community.
Markus Holzner
Business Area Manager, bbv Software Services AG
Der Wirtschaftsinformatiker Markus Holzner verfügt über fundierte Fachexpertise
und Führungserfahrung in der öffentlichen Verwaltung und ICT Branche, die er in
der Beratung, Projektleitung und im Coaching von anspruchsvollen
Digitalisierungsvorhaben gesammelt hat. Seine Expertise liegt in den Bereichen
Business Analyse, Customer Experience, Service Design und Entwicklung digitaler
Plattformen und Apps. Zu seinem Selbstverständnis zählt, dass zu einem
erfolgreichen Projektabschluss nicht nur ein ausgezeichnetes Ergebnis, sondern
auch zufriedene Kund*innen und zufriedene Mitarbeitende gehören.
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Strukturieren einer Beschaffung mit Wardley Mapping
Simon Wardley ist ein britischer Forscher, der das sogenannte "Wardley-Mapping" bekannt gemacht hat. Er unterstützt strategische Entscheidungen, indem die Kundenbedürfnisse auf einer IT-Evolutions-Karte gemeinsam ausgearbeitet werden. Die IT-Evolution reicht von Genesis (Innovation ohne Betriebserfahrung) zu Projekt (bewährte und innovative Konzepte in einem Projekt für ein individuelles Kundenbedürfnis) über die Einführung eines bewährten Produktes (welche Kundenbedürfnisse von 100-1000 vergleichbaren Kunden abdeckt) bis zum Einsatz einer einer Massenware (welche Kundenbedürfnisse von >10’000 vergleichbaren Kunden abdeckt). Am Beispiel der Beschaffung des Grundbuchs von Grossbritannien wird die Methodik und das Vorgehen eingeführt. Für ZH-Services wurde der Ansatz auf ein konkretes Beispiel aus dem Kanton ZH angewendet, das ebenfalls vorgestellt wird. Weiter werden Ansätze aufgezeigt, welche Beschaffung für welche Evolution geeignet ist, wo sie abweichen und was gemeinsam gelöst werden kann.
Stephan Sutter
CTO ti&m AG
Stephan Sutter ist CTO und stellvertretender Niederlassungsleiter von ti&m Bern. Er ist seit rund 12 Jahren als IT-Architekt und seit 8 Jahren in der ICT-Management Beratung bei Banken, Versicherungen und Verwaltungen tätig. Vorher war er während 18 Jahren in der Industrie (Multimedia, Telekom, Mechatronic) Softwareentwickler, Projektleiter und IT-Verantwortlicher. Heute ist Stephan Sutter als Principal und Senior Architect bei ti&m AG für die Niederlassung Bern verantwortlich. Seine Spezialgebiete sind Business/IT Alignment, IT-Strategie, IT-Governance, IT-Security, Enterprise Content Management, Agile Methoden und Enterprise Architektur Management. Er ist Elektro-Ingenieur HTL in Industrie-Elektronik und Master of Science in Telematics (ICT) Management.
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DevOps als Erweiterung von Agiler Software Entwicklung
Mit DevOps wird dem Kunden ein Team für die Erstellung und den Betrieb einer Softwarelösung angeboten. Die Vorteile des DevOps Ansatzes sind vielfältig.
- Der Wissenstransfer findet schon beim Konzipieren, Erstellen und Einführen statt - und nicht erst bei der Übergabe an den Betrieb.
- Konzepte, die tiefere Betriebs- aber höhere Erstellungskosten verursachen, werden bei genügend Zeit angegangen.
- Die Wertschöpfung der Software startet für den Auftraggeber bei Inbetriebnahme.
Der Vortrag zeigt anhand des DevOps Ablaufs, welche Wissensbereiche für ein Team nötig sind, um die Software zu erstellen. Er zeigt, welche Auswirkungen die Verfügbarkeit und der Supportbedarf auf das Team haben und gibt eine Empfehlung, wie das Team in den Projektphasen “Erstellung und GoLive” sowie “Nutzung und Anpassung” zusammengestellt sein sollte. Zentral ist dabei, dass ein Projekt mit einem Team, einem definierten Wissensbereichen sowie einem Kostendach gestartet wird. Dabei entfällt die detaillierte Planung und aufgabenbezogene Schätzung. Beides wird durch eine Sprint bezogene Ergebniskontrolle und Anpassungsentscheide ersetzt.
Harald Lösing
ti&m AG
Harald Lösing ist Dipl.-Ing. FH für Elektrotechnik und arbeitet seit 1997 in der Informatik mit dem Schwerpunkt Verteilte Systeme und Web-Applikationen. Seit 9 Jahren ist er für die ti&m als Softwareentwickler und Architekt tätig und unterstützt deren Kunden bei der agilen Erstellung und dem Betrieb maßgeschneiderter IT-Lösungen. Sein Augenmerk liegt dabei auf Cloud Applikationen mit Spring Boot und Angular.
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Fachsession 3 - Digitale Nachhaltigkeit
Moderation: Olivier Brian, CH Open
Barrierefreiheit für Inklusion & Diversität
Die Digitalisierung hätte das Potential eine inklusive Gesellschaft zu fördern - so könnten verschiedene Nachteile mit assistiven Technologien ausgeglichen werden. Circa 20% der Bevölkerung sind von gewissen Beeinträchtigungen direkt betroffen - beispielsweise von Alterskrankheiten. Wird Barrierefreiheit bei einer Beschaffung nicht von Beginn an berücksichtigt, schliesst dies nicht nur gewisse User*innen aus, sondern es wird es häufig teuer. Es benötigt deshalb einen kulturellen Wandel zur Inklusion: Barrierefreiheit gehört in die Muss-Kriterien einer Beschaffung.
Wir zeigen auf, dass die Digitalisierung der Gesellschaft und im engeren Sinne E-Government nur funktionieren kann, wenn alle teilhaben können. Dafür müssen die Angebote inklusiv zugänglich erstellt werden.
Miro Dietiker
MD Systems GmbH
Miro ist davon überzeugt, dass nur mit offenen Technologien die grossen Herausforderungen unserer Zeit bewältigt werden können. Er engagiert sich für universell zugängliche Technologie, damit auch benachteiligte Menschen an der Gesellschaft teilhaben können und ist Experte für Barrierefreiheit in der SwissICT Fachgruppe Smart Generations. Sein Interesse für Barrierefreiheit wurde 2009 geweckt, als er am EU Forschungprogram AAL (Active Assisted Living) beim Projekt TAO (Third Age Online) partizipierte. Seine Firma MD Systems machte er zu einem der weltweit aktivsten Mitwirkenden am Open Source CMS Drupal und konzentriert sich auf die Geschäftsfeldentwicklung und Begleitung von Schlüsselprojekten.
Gabriele Fackler
Reflexivity AG
Gabriele konzipiert als UI/UX-Designerin seit vielen Jahren Internetauftritte und Applikationen, die trotz hoher Komplexität für Autoren und User einfach verständlich und für alle barrierefrei zugänglich sein müssen. Ihrer Ansicht nach liegt die Schwierigkeit bei der Konzeptionierung einer guten User Experience nicht darin, alle Bedürfnisse und Wünsche abzudecken, sondern das Unnötige zu erkennen und den Mut zu haben, manches wegzulassen. "Art is the elimination of the unnecessary." (Zitat Picasso).
Hat man das über alle organisatorischen Grenzen hinweg geschafft, überdauert eine neugeschaffene Ausrichtung oft mehrere Redesigns, ist also sehr nachhaltig.
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Agile Open-Source-Entwicklung und öffentliche Beschaffung – wie geht das zusammen?
Mit dem vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit 14,9 Mio. EUR geförderten Projekt „Sovereign Cloud Stack“ (SCS) wird auf Basis von Open-Source-Software eine offene, föderierbare und modulare Cloud- und Containerplattform entwickelt. Die Plattform wird eine vollständige Referenzimplementierung eines Cloud- und Container-Stacks für den europäischen Datenraum Gaia-X liefern.
Die Entwicklungs- und Standardisierungsarbeiten werden in einer offenen Community zum einen unentgeltlich von interessierten Unternehmen und Organisationen des privaten und des öffentlichen Sektors und von selbständigen Entwickler:innen geleistet, zum anderen werden wesentliche Leistungen über öffentliche Ausschreibungen beschafft. Dabei steht der Qualitätswettbewerb im Vordergrund. Eine wesentliche Bedingung ist die Zusammenarbeit mit allen Mitgliedern der offenen Community, eine andere ist die agile Arbeitsweise. Im Vortrag wird erläutert, wie die Ausschreibungsbedingungen gestaltet werden können, um die offene, agile Entwicklungsarbeit der Community im Rahmen des öffentlichen finanzierten Projekts wirkungsvoll zu unterstützen.
Dr. Manuela Urban
COO / Co-Lead Sovereign Cloud Stack, Open Source Business Alliance - Bundesverband für digitale Souveränität e.V., Berlin
Dr. Manuela Urban ist COO und Co-Lead des Projekts „Sovereign Cloud Stack“ bei der Open Source Business Alliance - Bundesverband für digitale Souveränität e.V., dem Unternehmensverband der deutschen Open-Source-Wirtschaft. Zuvor war sie Geschäftsführerin des Forschungsverbundes Berlin e.V., eine der drei großen Bund-Länder-Forschungseinrichtungen in Berlin. Sie hat mehr als 25 Jahre Erfahrung aus Führungspositionen im Wissenschaftsmanagement, wo die offene, weltweite Zusammenarbeit zur Bewältigung großer Aufgaben und das Teilen von Ressourcen, insbesondere digitaler Infrastrukturen und Daten, seit jeher gebräuchlich ist. Manuela hat in Biologie promoviert und einen Master of Business Administration.
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Allianz Digitale Inklusion Schweiz
Amir Sahi und Markus Riesch zeigen in Ihrem Referat auf, wie die digitale Inklusion konkret in der Schweiz umgesetzt werden kann. Mit der Allianz Digitale Inklusion Schweiz aus führenden nationalen Institutionen der Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft soll ein Gefäss zur Förderung der digitalen Inklusion geschaffen werden. Hinter der Vision zur Umsetzung der digitalen Inklusion in der Schweiz steht die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an unserer (Informations)-gesellschaft. Um diese Vision Realität werden zu lassen, müssen die Barrieren der Informationsgesellschaft flächendeckend und auf nationaler Ebene von allen Stakeholdern gemeinsam abgebaut und vermieden sowie die digitalen Kompetenzen gefördert werden. Eine für alle Menschen zugängliche Informationsgesellschaft ist eine grundlegende Voraussetzung für die soziale, schulische, berufliche und politische Inklusion.
Markus Riesch
Geschäftsstelle E-Accessibility Bund, Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen
Markus Riesch hat seit 2015 die Leitung der Geschäftsstelle E-Accessability im Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen EBGB (angesiedelt im Eidgenössischen Department des Innern) inne. Bereits 2004 arbeitete er bei der Entwicklung des P028 Standard mit und beantragte 2005 die eCH-Fachgruppe Accessibility, welche er seither leitet.
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Fachsession 4 - Nachhaltigkeits-Nachweise bei IT-Beschaffungen
Moderation: Stefan Zweili, BIT
Haben IKT Beschaffende die Möglichkeit Einfluss auf die Fertigungskette zu nehmen, und wenn ja welche?
Die öffentliche Beschaffung von IKT Geräten ist sehr komplex. Sie steht stets im Spagat zwischen den gesetzlichen sozialen und ökologischen Mindestanforderungen, den stetig steigenden Erwartungen an die Produkte und dem Kostendruck der Auftraggeberin. In den Teilnahmebedingungen, Eignungskriterien und in den AGB und der Verwaltungsweisung P025 - Ressourcen- und Umweltstandard für die Beschaffung der IKT-Infrastruktur, der schweizerischen Bundesverwaltung, sind soziale Kriterien, die Einhaltung des Bundesgesetzes gegen die Schwarzarbeit, die Einhaltung der Lohngleichheit von Frau und Mann und die Einhaltung der ILO Kernübereinkommen, und viele weitere Gesetze vorgegeben. Diese müssen bestenfalls mittels rechtsgültiger Unterzeichnung «schriftlich bestätigt» werden, oder gegebenenfalls anhand einer Selbstdeklaration, welche erst auf Aufforderung einzureichen ist, bestätigt werden.
Mit der Umsetzung des GPA 2012 in das Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) (21.6.2019), können noch mehr nachhaltigkeits- und innovative Anforderungen in den Submissionen verlangt werden, auch wenn diese keinen direkten Bezug zum Beschaffungsgegenstand haben.
Diese Fachsession bearbeitet folgende Fragestellung:
Haben IKT Beschaffende die Möglichkeit Einfluss auf die Fertigungskette zu nehmen, und wenn ja welche? Soziale, Ökologische oder gar beide?
Für die "Überprüfung" ökologischer Kriterien gibt es einige Labels und Zertifizierungen. Wie aber steht es mit den sozialen Kriterien, genügen heutzutage noch «Code of Conducts»? Wie können Greenwashing und Bluewashing, sowie leere Versprechungen erkannt und "korrigiert werden, und dies über die gesamte Rahmenvertragsdauer hinweg? Wie kann sichergestellt werden, dass Negativfeststellungen korrigiert und nach erneuter dritter Prüfung Konsequenzen nach sich ziehen?
Vertreter des IT-Labels «TCO-Certified» sowie der Monitoring-Organisation «Electronics Watch» versuchen Antworten auf diese kritischen Fragen zu geben. Im Verlauf der Fachsession werden Strategien diskutiert, mit denen Sie in IKT Beschaffungen in Zukunft die bisherige leere Worthülse «schriftliche Bestätigung» in griffigen, nachprüfbaren Rekurs sicheren Kriterien anwenden können.
Bitte beachten Sie, dass ein Teil des Referates auf Englisch gehalten wird. Detaillierte Informationen zu den Referaten folgen in Kürze.
Präsentation
Aufzeichnung
Sozial-Audits als Instrument zur Überprüfung von Arbeitsbedingungen
Ilse Beneke
Kompetenzstelle für Nachhaltige Beschaffung, Beschaffungsamt des BMI
Ilse Beneke leitet die Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung beim Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Inneren, wo sie sich mit der praktischen Implementierung von Nachhaltigkeitskriterien in öffentlichen Auftragsvergaben befasst. Bereits während Ihrer Tätigkeit im Justiziariat des Beschaffungsamtes des BMI befasste sie sich mit dieser Thematik. Die Juristin begann ihre Laufbahn als Referentin im Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg. Zuletzt betreute sie dort unter anderem die Geschäftsstelle der Umweltpartnerschaft Brandenburg und befasste sich dort mit der Förderung umweltfreundlichen Wirtschaftens. Ihrer Begeisterung für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Gesellschaft schaffte sie ein Fundament, indem sie im Jahr 2013 berufsbegleitend ein Masterstudium zum Thema "Responsible Management" (Verantwortungsvolles Management) erfolgreich abschloss.
Marion Rumpl
Kompetenzstelle für Nachhaltige Beschaffung, Beschaffungsamt des BMI
Marion Rumpl ist seit 2018 für die Kompetenzstelle für Nachhaltige Beschaffung tätig. Sie beschäftig sich dort unter anderem mit strategischen Fragen der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung und der Frage wie Sozial-Standards im öffentlichen Auftragswesen genutzt werden können. Sie arbeitete zuvor im Bereich nachhaltiger Textilien und hat Nachhaltigkeitsmanagement mit Schwerpunkt BWL studiert.
Messbare Verbesserungen in den Lieferketten von IT Hardware durch innovative und sozial verantwortliche öffentliche Beschaffung
Electronics Watch ist in den letzten 3 Jahren dynamisch gewachsen. Die Nachfrage nach industrieunabhängiger Kontrolle vertraglicher Verpflichtung zur Einhaltung menschen- und arbeitsrechtlicher Standards in den Lieferketten der Elektronikindustrie, wächst bei öffentlichen Beschaffungsstellen stetig.
In der Schweiz ist die ZhDK als neues Electronics Watch Mitglied hinzugekommen. In Deutschland ist die Dataport das neuste Mitglied. Darüber hinaus ist Electronics Watch auf über 400 Mitglieder in Europa und Asien angewachsen. Electronics Watch hat seinen Monitoringfokus erweitert auf Rohstoffe. Zusätzlich würde ein Programm zur nachhaltigen Beschaffung Niedrigemissionsfahrzeugen gestartet.
Electronics Watch arbeitet vertrauensvoll mit der Industrie zusammen. 2021 haben die RBA und Electronics Watch eine Vereinbarung über die Bedingungen der Zusammenarbeit unterzeichnet und so den Engagement-Prozess zwischen Electronics Watch und RBA standardisiert und formalisiert.
Electronics Watch führt Monitoring auf Grundlage einer standardisierten und transparenten Methodologie durch. Da sie Kontakt zu den Arbeiter*innen auch nach dem Monitoring aufrechterhalten, können sie die Umsetzung von Maßnahmen überwachen. Electronics Watch ist Transparenz sehr wichtig: Mitglieder von Electronics Watch haben vollkommenen Zugriff auf alle Monitoringberichte und die laufenden Prozesse.
Dr. Peter Pawlicki
Electronics Watch
Als Leiter Outreach & Education verantwortet Peter Pawlicki bei Electronics Watch insbesondere die Arbeit mit den Mitgliedsorganisationen. Seit über zwanzig Jahren forscht er zur Globalisierung der Elektronikindustrie und ihren Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechte. Er war an mehreren internationalen Forschungsprojekten zur Auftragsfertigung beteiligt und ist Ko-Autor der Publikation „Vom Silicon Valley nach Shenzhen: Globale Produktion und Arbeitsteilung in der IT-Industrie". Er verfügt über ein Diplom in Politikwissenschaft und einen Doktortitel in Soziologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität.
The Purpose of a Sustainability Certification
TCO Certified is the most comprehensive sustainability certification for IT products in 11 product groups. As representative of the German speaking region, Martin Eichenseder will present TCO Certified and the development over the past three decades. Topics of discussion include the criteria for reducing energy consumption and emissions of monitors in the 1990s, safer process chemicals, regular and recurring audits at production sites, IT cycle management and transparency in the supply chain.
In the second part, Niclas Rydell, director of TCO Certified, will address the following questions, among others, in a short presentation in English:
- What are the risks and challenges of greenwash/bluewash?
- What is the purpose and what are the important aspects of sustainability certification from a public procurement perspective? (Relevant, realistic and holistically verifiable)
- How does sustainability certification create real improvements? (System, criteria, verification, audits, corrective actions, etc.)
- What does TCO Certified cover and how does the quality process work?
Martin Eichenseder
TCO Certified
Martin Eichenseder arbeitet seit 4 Jahren bei TCO Certified. In dieser Rolle unterstützt er Kunden bei ihren Beschaffungsprojekten, wenn es darum geht, unabhängige durch Dritte überprüfbare Kriterien zu definieren.
Vorher arbeitete er 17 Jahre als unabhängiger Prüfexperte beim TÜV Rheinland in Asien beginnend als Prüfingenieur, Reviewer, später als Auditor und Zertifzierer. Sein Wissen ist eine Kombination aus persönlichen und geschäftlichen Erfahrungen mit asiatischen Kollegen und Kunden einerseits und den Vorstellungen der westlichen Welt und natürlich ganz besonders seit der Gründung seiner Familie.
Martin Eichensder sieht sein Aufgabe bei TCO Certified darin, den interessierten europäischen Menschen den Start in die umfassende nachhaltigere IT Beschaffung zu erleichtern, die Lernkurve zu unterstützen, auf Stolpersteine aufmerksam zu machen um am Ende das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Martin Eichenseder sieht, ebenso wie der Großteil der Vertreter aus dem juristischen Bereich, unabhängige durch Dritte durchrgeführte Zertifizierungen für die beste Lösung, wenn Nutzungsdauerverlängerung und Kauf gebrauchter IT nicht möglich sind.
Niclas Rydell
TCO Certified
Niclas Rydell, is Director of TCO Certified, the international sustainability certification for IT products.
He has a background of more than 20 years of international standardisation on sustainability of IT products and contributed to several published scientific articles.
Fachsession 5 - Beschaffungsrecht
Moderation: Claudia Schneider Heusi, Schneider Rechtsanwälte AG
Möglichkeiten und Grenzen von Inhouse-Vergaben
Der «make or buy»-Entscheid obliegt anerkanntermassen den öffentlichen Auftraggeberinnen. Mit der Beschaffungsrechtsrevision wurden die Inhouse-, Quasi-Inhouse- und In-State-Privilegien zwar kodifiziert - allerdings hat sich der Gesetzgeber (schweizerischer Tradition folgend) auf die Regelung der Grundzüge beschränkt, während die EU-Vergaberichtlinien vergleichbare Konstellationen detaillierter regeln (vgl. insbes. Art. 12 RL 2014/24/EU).
Angesichts der bislang bescheidenen schweizerischen Gerichtspraxis besteht eine erhebliche Rechtsunsicherheit sowohl für öffentliche Auftraggeberinnen als auch Anbieter. Obwohl die Anwendung von Art. 10 Abs. 2 BöB/IVöB autonom und im Lichte der Vergabegrundsätze erfolgt, dürften sich die hiesigen Behörden (weiterhin) stark an der Europäischen Praxis orientieren.
Nach einer Erläuterung der Grundlagen werden anhand konkreter Beispiele (u.a. aus der Beratungspraxis des Referierenden) die rechtlichen Möglichkeiten und Grenzen von Inhouse-Geschäften ausgelotet. Dabei geht es oftmals um die Suche nach einem Ausgleich zwischen staatlicher Wettbewerbsneutralität und Praktikabilität. Eine besondere Herausforderung bilden Inhouse-Vergaben für öffentliche (Sektor-)Unternehmen, die als Konzerne organisiert sind (z.B. horizontale und umgekehrte vertikale Vergaben).
Zielpublikum bilden sowohl öffentliche Auftraggeberinnen als auch Anbieterinnen. Grundkenntnisse des Vergaberechts werden vorausgesetzt.
Dr. iur. Martin Zobl
Rechtsanwalt, LL.M., Partner bei Walder Wyss AG
Martin Zobl ist Rechtsanwalt/Partner bei Walder Wyss und Co-Leiter der Produktgruppe öffentliches Beschaffungswesen. Er ist hauptsächlich im Staats- und Verwaltungsrecht, im öffentlichen Verfahrensrecht und in regulierten Märkten tätig. Er verfügt über besondere Expertise im Vergaberecht, im Gesundheitsrecht sowie im Energie- und Infrastrukturrecht. Er berät und vertritt sowohl öffentliche Auftraggeberinnen als auch Anbieter über alle Stadien von Vergabeverfahren.
Präsentation
Aufzeichnung
Möglichkeiten und Grenzen von Angebotsänderungen
Grundsätzlich gilt das Prinzip der Unveränderbarkeit der Angebote nach deren Einreichung bei der Vergabebehörde. In der Praxis sind aber manchmal Änderungen von Angeboten nötig, insbesondere um die verschiedenen Angebote miteinander vergleichen zu können. Die Auftraggeberin kann daher von den Anbieterinnen verlangen, dass sie ihre Angebote erläutern. Oder sie kann mit den Anbieterinnen die Angebote hinsichtlich der Leistungen sowie der Modalitäten ihrer Erbringung bereinigen. Was hat die Auftraggeberin dabei zu beachten? Unter welchen Voraussetzungen sind Kontakte und Gespräche mit den Anbieterinnen erlaubt? Sind nachträgliche Preisanpassungen möglich? Dieses Referat zeigt die Möglichkeiten und Grenzen von zulässigen Angebotsänderungen auf.
Dr. iur. Pandora Kunz-Notter
Rechtsanwältin und Partnerin bei Lemann, Walz & Partner
Pandora Kunz-Notter ist Rechtsanwältin und Partnerin in der Kanzlei Lemann, Walz & Partner. Zu ihren Haupttätigkeitsbereichen zählt das öffentliche Beschaffungsrecht. Sie berät Unternehmen sowie die öffentliche Hand in Fragen des Beschaffungsrechts. Weiter vertritt sie Klienten in Beschaffungsbeschwerdeverfahren vor kantonalen Gerichten, dem Bundesverwaltungsgericht oder Bundesgericht. Zudem verfasst und verhandelt sie Verträge. Sie hat an der Universität Bern studiert und dissertiert.
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Interaktive Session: Ask a Lawyer
IT-Beschaffungen werfen in der Praxis viele heikle rechtliche Fragen auf. Bei öffentlichen Veranstaltungen gibt es meist zu wenig Raum, um auf konkrete Fragen eingehen zu können. Dieses Panel bietet die Gelegenheit, sowohl vergaberechtliche als auch vertragsrechtliche Fragen mit drei erfahrenen Panelisten zu diskutieren und auf diese Weise gleich mehrere Einschätzungen zu erhalten.
Die Fragen können entweder während des Panels spontan gestellt und diskutiert oder auch vorab per Email an itbk@bfh.ch gesendet werden (anonym). In letzterem Falle bitten wir um Zustellung bis spätestens Montag, 22. August 2022.
Panel-Teilnehmende
Dr. Wolfgang Straub (Moderation)
Rechtsanwalt und Partner bei Krneta Advokatur Notariat
Wolfgang Straub studierte an den Universitäten Bern, Basel, Lausanne und Genf (Anwaltspatent 1994, Dr. iur. 1996, LL.M. 2001). Er ist Partner bei Krneta Advokatur Notariat und berät private und öffentliche Auftraggeber juristisch bei der Beschaffung von IT-Systemen und IT-Services. Er begleitet insbesondere öffentliche Ausschreibungsverfahren und erstellt und verhandelt Verträge. Zudem ist er als Gutachter im Bereich Informatik- und Vergaberecht tätig. Neben seiner Tätigkeit als Modulverantwortlicher und Dozent in den CAS-Programmen Öffentliche und Technologie-Beschaffungen der Berner Fachhochschule wirkt er regelmässig an Fachveranstaltungen mit und hat mehrere Bücher zum IT-Recht veröffentlicht (siehe www.it-recht.ch).
Julia Bhend
Rechtsanwältin und Partnerin bei Probst Partner AG
Julia Bhend ist Rechtsanwältin und Partnerin bei Probst Partner AG in Winterthur und in Zürich. Sie berät als ICT- und Vergaberechtsspezialistin Unternehmen und öffentliche Auftraggeber in Fragen des Technologie-, Telekommunikations- und Beschaffungsrechts, bei der Beschaffung von ICT-Dienstleistungen sowie bei Projekten zur Entwicklung und Implementierung von Software. Sie vertritt regelmässig Anbieter und die öffentliche Hand in Submissionsbeschwerdeverfahren und ist als Dozentin im Rahmen des CAS Öffentliche Beschaffungen an der Berner Fachhochschule tätig.
Dr. Christoph Jäger
Rechtsanwalt und Partner bei Kellerhals Carrard
Dr. Christoph Jäger ist Rechtsanwalt und Partner der Anwaltskanzlei Kellerhals Carrard. Er hat an der Universität Bern studiert und mit seiner Dissertation «Die Vorbefassung des Anbieters im öffentlichen Beschaffungsrecht» promoviert (Dr. iur., 2008; Prof. Walther Hug-Preis 2010). Zu seinen Schwerpunkten gehören die Beratung, Gutachtertätigkeit und Prozessführung im öffentlichen Beschaffungswesen. Er berät und begleitet sowohl Anbieter als auch Auftraggeber bei Beschaffungen und in Beschwerdeverfahren und erstellt und verhandelt Verträge. Christoph Jäger ist ausserdem Modulverantwortlicher und Dozent im CAS Öffentliche Beschaffungen der Berner Fachhochschule und hält die Vorlesung zum öffentlichen Beschaffungsrecht für angehende Rechtsanwälte im Kanton Bern. Ausserdem publiziert er regelmässig zu diesem Thema und wirkt als Referent an Tagungen mit.
Fachsessions 2. Block
Fachsession 6 - Risikomanagement
Moderation: Thomas Fischer, KAIO
Neue Anforderungen aus Urteil Schrems II (Auftragsdatenbearbeitung und Auslandstransfer) – Problemstellung und Lösungsansätze für Beschaffungsstellen
In der breiten Öffentlichkeit schlagen Beschaffungen von IT-Produkten Wellen, wenn die Einkaufsorganisationen datenschutzrechtliche Vorgaben im Bereich der Auftragsdatenbearbeitung nicht genügend beachten. Mit dem Urteil «Schrems II» vom 16. Juli 2020 hat der EuGH die Anforderungen an einen rechtskonformen Datentransfer in sog. unsichere Drittländer (Faustregel: alle Länder ausserhalb der EU) massiv erhöht. Neu muss der Datenexporteur auch Risikoabschätzungen vornehmen und ggf. spezifische Massnahmen ergreifen. All das ist zu dokumentieren. Der EDÖB hat sich dieser Auslegung angeschlossen. Verschärft werden diese neuen Anforderungen insbesondere auch durch das neue Datenschutzgesetz (DSG), welches u.a. für den unrechtmässigen Datentransfer ins Ausland wie auch für die nicht gehörige Auftragsdatenbearbeitung Strafbestimmungen vorsieht. Das neue DSG wird voraussichtlich Anfang 2023 in Kraft treten.
Mit dem Referat sollen neben dieser Ausgangslage und Problemstellung insbesondere der Umgang und der Lösungsansatz der SBB AG vorgestellt und folgende Fragen adressiert werden: Welche Prozesse, Rollen und Verantwortlichkeiten müssen innerhalb der einkaufenden Organisation etabliert werden? Und welche zwischen der einkaufenden Organisation und dem Lieferanten des IT-Produktes? Was sind aus Sicht der Einkaufsorganisation die Kernelemente einer Auftragsdatenvereinbarung (ADV) mit dem Lieferanten? Wie werden ADV in Beschaffungsprozesse integriert?
Anselm Filliger
Senior Legal Counsel bei SBB AG
Anselm Filliger ist Datenschutzberater bei der SBB AG und insbesondere für den Aufbau des Datenschutz-Managementsystems (DSMS) verantwortlich. Er hat das Zuger Rechtsanwaltspatent und war vor seiner Tätigkeit bei der SBB AG als Datenschutzbeauftragter der Suva sowie als Rechtsanwalt in einer auf Datenschutz- und Informatikrecht spezialisierten Kanzlei tätig.
Vinzenz Ernst
Senior Legal Counsel bei SBB AG
Vinzenz Ernst ist Senior Legal Counsel der SBB AG. In dieser Funktion betreut er u.a. die Informatikabteilung und ist konzernweit für IP-Belange zuständig. Er hat an der Universität Bern Recht studiert und das Rechtsanwaltspatent abgelegt. An der Universität Zürich hat er einen LL.M.-Abschluss mit Spezialisierung in Immaterialgüter-, Technologie- und Informationsrecht erworben sowie am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern den CAS ICT-Beschaffungen abgeschlossen. Vor seiner Tätigkeit bei der SBB AG war er u.a. Leiter Konzernrechtsdienst in einem börsenkotierten multinationalen Werbe- und Medienunternehmen.
Präsentation
Öffentliche Unternehmen: Beschaffer und Betreiber von IT-Systemen - Enabler oder Kostentreiber?
Die öffentlichen Unternehmen sind Know-how-Träger, Beschaffer, Dienstleistungserbringer, Betreiber von IT-Systemen, Innovatoren und der Corporate Governance öffentlicher Anteilseigner unterstellte Wirtschaftsteilnehmer.
Im Referat wird ausgehend von den bestehenden Instrumenten (u.a. Legislativen, Exekutiven, Judikativen, Gesetze, strategische Ziele, Berichterstattungen, Aufsichtsorgane, Bedarfs- und Beschaffungsstellen, Beschaffungsrecht) die Zusammenarbeit und die gegenseitigen Abhängigkeiten über die verschiedenen Hierarchiestufen hinweg aufgezeigt und besprochen.
Stephan Rothenbühler
Rechtsanwalt bei Rothenbühler Advokatur
Nach dem Studienabschluss arbeitete Stephan Rothenbühler als bernischer Fürsprecher (Rechtsanwalt) beim heutigen Bundesamt für Rüstung armasuisse als Beschaffungs- und Vertragsrechtler. Dabei erarbeitete er die Arbeitsgrundlagen der Beschaffungsspezialisten, schulte die Beschaffer und vertrat die Beschaffungsstelle vor der Rechtsmittelinstanz. Später bearbeitete Stephan Rothenbühler als Referent im VBS die beiden Dossiers armasuisse und RUAG. Dabei war er an der Weiterentwicklung der Corporate Governance des Bundes an den öffentlichen Unternehmen und an der Verbesserung der Zusammenarbeit der Rüstungsunternehmen mit armasuisse beteiligt. Heute ist er als Rechtsanwalt mit betriebswirtschaftlichen Zusatzausbildungen in den Bereichen des Vertrags- und Beschaffungsrechts sowie der Corporate Governance tätig.
Präsentation
Mangelhaft: Endpunktsicherheit in ICT-Ausschreibungen
Die meisten Sicherheitsmassnahmen, die in heutigen Unternehmen eingesetzt werden, vernachlässigen gewisse Elemente der IT-Infrastruktur. Typisch sind das die immer häufiger werdenden IoT Geräte, wie IP-Kameras und Smart TVs. Aber auch Klassiker wie Drucker und selbst Laptops sind oft schwarze Löcher auf dem Netzwerk.
Diese Analogie beschreibt die Lage ausgesprochen gut. Angefangen mit Problemen rund um Asset Management und die Schwierigkeit, ein präzises Inventar von allen Systemen am Netzwerk zu erstellen - bis hin zu Themen wie Log Management, wo schnell klar wird, dass kaum bis kein Monitoring rund um solche IoT Geräte stattfindet; Unternehmen sind generell blind, wenn es um die Sicherheit dieser Endpunkte geht. Covid-19 hat dies verschärft.
Die Präsentation widmet sich diesem Thema, mit einem Fokus auf einen der Ursprünge des Problems: Fehlende, oder falsch gelagerte IT-Sicherheitsauflagen in Ausschreibungen. Anhand von einigen Beispielen aus privaten und öffentlichen Unternehmen berichten wir über Beispiele, die zu gravierenden Risiken führen können, und gehen auch auf Themen wie Personalmangel, oder übermässiges Vertrauen in moderne Netzwerksicherheits- und Endpunktsicherheitstools ein.
Gleichzeitig wird präsentiert, wie ein Ansatz für bessere Endpunktsicherheit aussehen kann und wie Ausschreibungen angepasst werden sollten, um diese Risiken möglichst zu begrenzen.
Stefan Dydak
Senior Security Advisor bei HP Inc
Stefan Dydak, CISSP & CFE, ist seit 2017 bei HP. Nach einer Karriere als Cybercrime Ermittler, in der er Kunden aus diversen Industrien mit Themen wie Incident Response und Forensik unterstützte, hat er sich der Prävention und Entdeckung von Angriffen zugewandt. Somit ist er einem kleinen, aber globalen Team bei HP beigetreten, das sich um Sicherheit von Endgeräten, inklusive Drucker und Multifunktionsgeräte, kümmert. In dieser Rolle hilft er Kunden, Endpunktinfrastrukturen zu prüfen, Risiken zu identifizieren und Unternehmen optimal vor den heutigen Bedrohungen zu schützen.
Präsentation
Fachsessions 7 - Nachhaltigkeit in der Beschaffung
Moderation: Marc Steiner, Bundesverwaltungsrichter
Mit dem Circular and Fair ICT Pact (CFIT) die nachhaltige Beschaffung von IT-Hardware gemeinsam anpacken
Die öffentliche Beschaffung ist ein strategisch wichtiger Hebel, um die ressourcenschonende und sozialverträgliche Produktion von Gütern anzustossen. Laptops und Smartphones werden jedoch von wenigen, sehr grossen Firmen hergestellt. Daher kann die Produktion nur durch eine internationale Zusammenarbeit bei der Formulierung der sozialen und ökologischen Anforderungen effektiv durch die öffentliche Beschaffung beeinflusst werden.
Durch die internationale Partnerschaft Circular and Fair ICT Pact (CFIT) werden international abgestimmte Prinzipien für nachhaltige Laptops und Smartphones definiert und dem Markt kommuniziert. Im Referat werden die im Rahmen des CFIT erarbeiteten Beschaffungsprinzipien und die Empfehlungen zur Prüfung der Einhaltung der sozialen Kriterien und die Follow-up Check-list vorgestellt. Weiter werden die beim Bund bestehenden Instrumente, wie der Ressourcen- und Umweltstandard für die Beschaffung der IKT-Infrastruktur P025, die Relevanzmatrix sowie die Empfehlungen der BKB in den Kontext gestellt. Abschliessend werden kommende Meilensteine des Pacts sowie die Möglichkeiten der Mitwirkung für Beschaffende aufgezeigt.
Katharina Meyer
Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Bundesamt für Umwelt
Katharina Meyer hat Volkswirtschaft und internationale Beziehungen studiert und verfügt über ein breites Spektrum an Erfahrungen im Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements, der Ökobilanzierung und der erneuerbaren Energien - im privaten und im öffentlichen Sektor. Sie arbeitet seit März 2021 als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bundesamt für Umwelt bei der Fachstelle für ökologische öffentliche Beschaffungen. Sie ist dort unter anderem für das Thema der nachhaltigen IKT-Beschaffung sowie für die Arbeiten im Zusammenhang mit dem Circular and Fair ICT Pact (CFIT) zuständig.
Céline Brugger
Juristin bei Staatssekretariat für Wirtschaft
Céline Brugger hat Jura studiert. Seit Mai 2021 arbeitet sie als Juristin beim Staatssekretariat für Wirtschaft, welches das Beratungszentrum für soziale öffentliche Beschaffungen ist. Sie berät Vergabestellen in Fragen der Arbeitsbedingungen und der Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation.
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Aufzeichnung
(Digitale) Beschaffung mit Sinn und Verstand im Nachhaltigkeitskontexts
Nachhaltigkeit in der Beschaffung ist schon lange keine Floskel mehr. Nicht zuletzt hat die „Konzernverantwortungsinitiative“ die Praktiken in der öffentlichen Beschaffung beeinflusst. Hinzu kommt, dass die Widerstandsfähigkeit von Lieferketten uns über die Pandemie hinaus beschäftigen wird. Haben Vorkommnisse wie die Blockade des Suezkanals und Lieferausfälle durch geschlossen Firmen die Jahre 2020-2021 dominiert, so sehen wir uns heute im Spannungsfeld der nachhaltigen Beschaffung von Rohmaterialien, welche die Engpässe verschärfen.
Die „Doppelherausforderung“ fehlende Materialien schnell zu besorgen und Nachhaltigkeitskriterien gerecht zu werden, wird auch in den kommenden Jahren in Hinblick auf zunehmende Risiken wie die Auswirkungen des Klimawandels und Cyberkriminalität ein absolutes Top-Thema des Einkaufs bleiben. Digitale Lösungen, die den Beschaffungsprozess durchgängig unterstützen - beginnend mit der Lieferantenauswahl, der Qualifizierung, dem Onboarding, den Verhandlungen über die Vertragserstellung und Lieferung bis hin zur Zahlung - steigern nicht nur die Effektivität und Effizienz des Einkaufs, sondern sichern auch die Einhaltung rechtlicher Vorgaben.
Michelle Mattsson
Account Executive - Intelligent Spend & Business Network
Michelle Mattsson hat ihre berufliche Karriere in dem Einkauf gestartet, wo sie parallel dazu ein Master in Business Administration abgeschlossen hat. In einem internationalen Umfeld war sie für die strategische Beschaffung zuständig. Im Anschluss wurde Michelle Beraterin bei der SAP Schweiz, wo sie digitale Beschaffungssoftware bei Schweizer Unternehmen und öffentliche Einrichtungen implementiert hat. Heute unterstützt sie Firmen bei der Digitalisierung ihrer Beschaffungsprozesse und tritt als Beschaffungsspezialistin mit Fokus auf die Nachhaltigkeit auf.
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Aufzeichnung
Wie alte Laptops Perspektiven schaffen
Dieser Vortrag richtet sich an alle Unternehmen und öffentlich-rechtliche Organisationen, die für nicht mehr benötigte Laptops eine Lösung suchen, mit der für die Schweiz ein Mehrwert generiert werden kann. Im Rahmen des Vortrages werden die Beweggründe, die Entwicklung und auch der bisherige Impact des Vereins "Wir lernen weiter "vom Gründer Tobias Schar aufgezeigt.
Die Digitalisierung schafft nicht überall Chancen, sondern gefährdet besonders Armutsbetroffene akut, den Anschluss an die moderne/digitale Welt für immer zu verlieren. Dies hat nicht nur Implikationen auf das private Leben, sondern das Berufsleben, die lntegrationsfähigkeit und somit auch auf die zukünftigen Perspektiven in einem Land, welches immer stärker vernetzt ist. Nicht nur wird so mehr Chancengleichheit ermöglicht, sondern auch die Umwelt geschont. Neben dem generellen Setting wird den Teilnehmenden auch aufgezeigt, wie Laptops durch den Verein verarbeitet werden und wie der Datenschutz trotz Vereinsform professionell wahrgenommen wird.
Tobias Schär
Gründer und Geschäftsleiter "Wir lernen weiter"
28 Jahre alt, wohnhaft in Merenschwand und gewillt, einen Beitrag zur Digitalisierung der ganzen Schweiz beizutragen. Der Leitsatz "Taten statt Worte" begleitet mich seit langer Zeit - durch meinen Offiziersdienst in der Schweizer Armee, mein berufsbegleitendes Studium als Wirtschaftsinformatiker und nun als Geschäftsleiter eines nationalen Hilfswerkes. lch bin mir bewusst, wie privilegiert ich und viele andere in der Schweiz sein dürfen. Gerne leiste ich meinen Beitrag dazu bei, auch anderen mehr Chancen zu qewähren.
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Aufzeichnung
Fachsession 8 - ICT-Beschaffungspraxis
Moderation: Andrea Sägesser, APP
Jede Beschaffung profitiert vom (wettbewerblichen) Dialog
Oft wird ein Dialog im Beschaffungsprozess gemieden: Zu gross sind Unsicherheit, Zeitdruck, Aufwand und mögliche Risiken seitens Beschaffenden. Doch wäre es nicht ein grosser Vorteil, wenn Sie vor dem finalen Angebot mit den Anbietenden über Ihren Bedarf sprechen könnten?
In diesem Referat erfahren Sie, wie Sie diesen Dialog durchführen und worauf Sie achten sollten. Denn zu schnell lässt man sich gerne während des Beschaffungsprozesses von prominenten Beispielen verleiten oder man glaubt, es gäbe nur einen Weg, um die Beschaffung erfolgreich durchzuführen. Im Zentrum stehen die Fragen: «Warum und wie sollten wir einen Dialog führen?» und «Welche Möglichkeiten haben wir sonst noch, um diese Herausforderung anzugehen?»
Nebst dem Dialog werden daher Alternativen aufgezeigt, wie mit Klärungsbedarf umgegangen werden kann. Diese Alternativen sind unter andere für Kantone wichtig, welche einen Dialog in der Beschaffung noch nicht durchführen dürfen und trotzdem das bestmögliche aus ihrem Beschaffungsprozess herausholen möchten.
Jennifer De Capitani
Managerin Procurement bei AWK Group
Jennifer De Capitani hat 2008 ihren Master in Elektrotechnik und Informationstechnologie an der ETH abgeschlossen und arbeitet heute als Managerin bei AWK Group, verantwortlich für das Topic Procurement. Sie berät Kunden in IT- und Beschaffungsprojekten, wo sie das juristische, das fachliche und das technische Verständnis der beteiligten Rollen stärkt und in den Ausschreibungen vereint. Sie ist sowohl beim Bund als auch bei diversen Kantonen tätig und kennt eine breite Palette von Grundlagen und Auslegungen des öffentlichen Beschaffungswesens. Zudem ist sie Lehrbeauftragte im CAS Öffentliche Beschaffungen der Berner Fachhochschule. Sie strebt stets danach das öffentliche Beschaffungswesen greifbar, praxisnah und effektiv anzugehen und zu vermitteln.
Manuela Geissler
Senior Consultant AWK Group AG
Manuela Geissler ist Einkaufsleiterin mit eidg. Diplom HFP über verfügt über 10 Jahre Praxiserfahrung in der Beschaffung. Sie ist bei AWK Group als Senior Consultant tätig und unterstützt verschiedene Kunden im öffentlichen und privaten Umfeld bei Anforderungserhebung und Beschaffung. Vor Ihrer Tätigkeit bei AWG Group konnte sie umfangreiche Erfahrung in den verschiedensten Fach- und Führungspositionen von der Einkäuferin bis zur Leiterin Einkauf sammeln. Diese Erfahrung und Fachkenntnisse setzt sie gerne bei den Kunden ein und unterstützt bei AWK Group die Entwicklung des Topic Procurement.
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Aufzeichnung
Gemeinsame Telecom-Beschaffung von Kantonen und Städten: Ein Pionierprojekt, das sich mehrfach auszahlt
Im Auftrag aller Kantone und dem von 45 grösseren Gemeinden und Organisationen hat eOperations Schweiz im Jahr 2020 Telecom-Dienstleistungen beschafft und mit sechs Providern Rahmenvereinbarungen abgeschlossen, unter denen die Bedarfsstellen selbstständig Bezugsverträge schliessen und Leistungen beziehen können. Die Teilnehmenden erfahren aus dem Referat, wie erstmals eine schweizweite, kollektive Ausschreibung geplant und über ein von öffentlichen Verwaltungen getragenes Unternehmen umgesetzt wurde.
Die Ausschreibung war in fünf Lose gegliedert: Lose 1 und 2 für Mobilfunk (Voice/Daten und M2M), Lose 3 und 4 Festnetztelefonie (klassisch und IP) und Los 5 (Internet-Breitbanddienstleistungen). Den Zuschlag erhalten haben Salt (Los 1), Sunrise (alle Lose), Swisscom (Lose 1 und 2), UPC (Lose 3 bis 5), VTX (Lose 3 bis 5) sowie NTS (Los 5, regional).
Der zweite Teil berichtet über die Organisation der Einkaufsgemeinschaft während der Nutzungsphase der Rahmenvereinbarungen. Gemessen an der Anzahl beteiligter Gemeinwesen und am Umfang beschaffter Leistungen handelt es sich um ein bisher einmaliges Beschaffungsvorhaben, das grosse Einsparungen ermöglichte. Es war nur eine WTO-Ausschreibung statt 70 separate nötig; sie erbrachte gute Konditionen mit Einsparungen, die einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr erreichen. Auch nach den Zuschlägen arbeiten die Bedarfsstellen und eOperations Schweiz für eine optimale Nutzung der Rahmenvereinbarungen eng zusammen.
Daniel Arber
Geschäftsführer eOperations Schweiz AG
Daniel Arber ist seit 2018 Geschäftsführer von eOperations Schweiz. Als Betriebswirtschafter und Informatiker liegt sein beruflicher Schwerpunkt seit über 20 Jahren in den Bereichen E-Business und Online-Kommunikation mit Branchenerfahrung aus der Unternehmensberatung, dem Handel und der Telekommunikation. Zuletzt war er mehrere Jahre bei der KdK/ch Stiftung für interkantonale Projekte tätig, bevor er 2017 zur SIK stiess.
Andreas Marti
Jurist Kanton Zug, AIO
Andreas Marti ist seit über vier Jahren als Jurist im Amt für Informatik und Organisation des Kantons Zug tätig. Er unterstützt die laufenden Beschaffungen und IT-rechtlichen Fragestellungen des Amts. Durch das neu geschaffene Beschaffungskompetenzzentrum IT werden auch andere Ämter und Direktionen im Kanton unterstützt. Vor seiner Tätigkeit für den Kanton war er viele Jahre als Rechtsanwalt in einer auf IT-Recht spezialisierten Anwaltskanzlei sowie als interner Rechtskonsulent bei einer schweizerischen Grossbank beschäftigt. Immer wieder engagiert er sich ausserdem als Referent zu aktuellen rechtlichen Themen aus der IT, unter anderem an zwei CAS der ZHAW.
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Fallstricke bei Definition und Bewertung von Qualitätskriterien – Lessons learned aus ICT-Ausschreibungen
Bei der Bewertung von Angeboten von Ausschreibungen kommt es immer wieder vor, dass das Evaluationsteam das Gefühl bekommt, keinen ausreichenden Einfluss auf das Evaluationsergebnis ausüben zu können. Das Ergebnis wird nach Eindruck vieler Evaluationsteams zu stark von der streng mathematischen Bewertung des Zuschlagskriteriums (ZK) Preis beeinflusst und die Ergebnisse der übrigen ZK scheinen nicht ausschlaggebend genug. Das Evaluationsteam fühlt sich seines Ermessensspielraumes beraubt.
Solche Situationen liessen sich häufig vermeiden, oder zumindest deren Eintretenswahrscheinlichkeit stark reduzieren, wenn man sich einiger grundlegender Fallstricke der Definition und Bewertung von qualitativen Zuschlagskriterien bewusst ist. Die Fallstricke erstrecken sich von der Definition der Kriterien bis hin zur Führung des Evaluationsprozesses selbst.
Wir stellen Ihnen die aus unserer Sicht und Erfahrung wichtigsten Fallstricke vor und zeigen Lösungsvorschläge auf, wie man die daraus entstehenden Risiken bewältigen kann.
Dietmar Adam
Senior Consultant CSI Consulting AG
Dietmar Adam ist Senior Consultant bei der CSI Consulting AG. Er ist seit ca. 20 Jahren im Bereich öffentlichen Beschaffungen tätig – sowohl auf Seite der Beschaffungsstelle, wie auch auf Anbieter-Seite. Als Leiter von Ausschreibungsverfahren und ebenso als umsetzender ICT-Projektleiter, hat er die Ergebnisse seiner Ausschreibungen oft bis zur Einführung begleiten dürfen. Sein Branchenfokus innerhalb der öffentlichen Verwaltung sind Polizeiorganisationen, Informatik-Ämter, Energie und Verkehr. Seine Praxiserfahrung wird ergänzt durch ein Ingenieurs-Diplom der Universität Karlsruhe und Weiterbildungen im Bereich Öffentliche Beschaffung, Betriebswirtschaft und Innovation an der Uni Bern und INSEAD.
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Fachsession 9 - Building Information Modelling (BIM)
Moderation: Adrian Wildenauer, SBB
«Life, the Universe and everything»
Im Roman «per Anhalter durch die Galaxis» errechnet der Computer «Deep Though» die Zahl 42 als Antwort auf die Frage aller Fragen nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. Die Antwort «42» sei mit absoluter Sicherheit korrekt, dennoch: “I think the problem is, that you have never actually known what the question is.”
In der Lösung der digitalen Transformation stellt sich uns ein ähnliches Problem. Wir sollten nicht nach einer eindeutigen Lösung suchen, denn das wird uns keine befriedigende Antwort liefern, sondern nach der Methode, wie wir zum noch unbekannten Ergebnis kommen können. Mit BIM Building Information Modelling haben wir haben wir einen methodischen, systematischen und systemischen Ansatz eröffnet, die digitale Transformation im Bauwesen zu bewältigen.
Rohner führt eine Art Methodendiskussion im Sinne von «design thinking». Dabei gilt, dass die Best-Practice-Beispiele nicht vom Himmel fallen, sondern durch kreative Annäherung mit den richtigen Rahmenbedingungen, dem richtigen Mindset und der richtigen Metaebene entstehen.
Thomas Rohner
Prof. für Holzbau & BIM
Seine kreative Ausprägung führte Thomas Rohner in den Holzberuf. Nach dem Studium leitet er 20 Jahre lang eine Softwarefirma. Er sitzt in vielen Vorständen und Kommissionen, gründet Konferenzen, Symposien und Denkfabriken. Sein ausserordentliches Engagement führt ihn zur Professur für Holzbau & BIM an die BFH, wo er forscht und lehrt.
Präsentation
[10min] 3D-Gebäudedaten für alle nutzbar machen
Die Planung und Dokumentation in einem BIM-Modell setzen sich immer mehr durch. Durch die Digitalisierung können viele Prozesse vereinfacht werden, aber es bedarf auch an neuen Rollen in technisch versierten Teams. Dadurch entsteht eine parallele virtuelle Realität, die in den meisten Fällen nur eingeschränkt genutzt werden kann. BIM-Modelle werden nach der Planung schnell von der Realität überholt und müssen aufwendig gepflegt und aktualisiert werden.
Augmented Reality ist die passende Technologie, um die echte Welt mit dem virtuellen Modell zu verknüpfen. Damit das auf einer Baustelle genutzt werden kann, braucht es aber einen einfachen und direkten Zugang. Dafür ist keine teure Spezialhardware wie Mixed Reality-Brillen, teure 3D-Scans oder zusätzliche Infrastruktur wie Beacons oder QR-Codes nötig. Mit dem intuitiven und generischem Vorgehen BIM-to-Field-Augmented kann der:die Nutzer:in das Modell vor Ort auf dem Smartphone oder Tablet laden, wo es gerade hilfreich ist. In einer Live Demo vor Ort zeigt Daniel Neubig, wie BIM-to-Field-Augmented funktioniert.
Daniel Neubig
Head of AR bei Ergon Informatik
Daniel Neubig ist Head of Augmented Reality bei Ergon Informatik. Er studierte Informatik an der Universität Karlsruhe (TH) mit Schwerpunkten auf Robotik und Machine Learning. Seit 2008 entwickelt und konzipiert er Softwarelösungen nach individuellen Kundenanforderungen. Seine Verantwortung umfasst dabei auch die Beratung von Kunden. Daniel Neubig designt moderne AR-Anwendungen in 3D, die neuartige Konzepte und überraschend intuitive Lösungen bieten. Um am Puls der AR-Technologie zu sein, ist Daniel Neubig aktiv an Events, Communities und bei der Open AR Cloud Association und XRSI.
Präsentation
Der digitale Zwilling im Bauwesen als Grundlage für Kosteneinsparung und operative Sicherheit durch vorausschauende Wartung
Die im letzten Jahrhundert errichteten Brücken gehören zu den beeindruckendsten Bauwerken der Welt und sind Grundlage für den wirtschaftlichen Handel. Die Fortschritte bei den Baumaterialien für Brücken - insbesondere die Kombination von Beton und Stahlseilen - haben den Transport für Reisende überall vereinfacht. Doch durch die stetig steigende Frequenz des Verkehrs und somit der Last, kommt es immer wieder vor, dass Infrastrukturen funktionelle Schwächen aufzeigen oder in schlimmsten Fall vollständig kollabieren. Allein in den USA sind mehr als 54.000 der über 600.000 Brücken als "strukturell mangelhaft" eingestuft. Auch Länder in Europa schlagen Alarm: Ohne ordnungsgemässe Überwachung und Wartung sind katastrophale Ausfälle wie der der Morandi-Brücke in Genua, Italien, im August 2018 zu erwarten. Diese Tragödie, die 43 Menschenleben kostete, war ein Weckruf für die vielen Länder, in denen die Strasseninstandhaltung stark vernachlässigt wurde.
SAP arbeitet bereits gemeinsam mit der Norwegian Public Roads Administration (NPRA) und überwacht in Echtzeit den Lebenszustand der Brücken in Norwegen. Dies geschieht über Vibrationsprofile durch angebrachte Bewegungssensoren. Diese in Echtzeit gemessen Datenprofile werden in Form eines Digitalen Zwillings gespeichert und sind die Grundlage für den Lebenszustand der Brücke, sowie die notwendigen Instandhaltungsaufträge.
Das Projekt ist als leicht in die Schweiz transferierbar. Hervorzuheben ist, dass die eingesetzten Technologien und Lösungen am Markt verfügbar sind. Die Innovation besteht aus der Berechnung der Belastung und nicht mehr aus dem Einsatz der Technologie.
Natalie Schnelle
SAP Schweiz
Natalie Schnelle arbeitet im Bereich von Government Affairs bei der SAP an der Schnittstelle zwischen Politik und Technologie. In ihrer Rolle beschäftigt sie sich mit den politischen Rahmenbedingungen von Digitalisierung auf der einen Seite und der digitalen Transformation öffentlicher Verwaltungen auf der anderen.
Alexander Finger
SAP Schweiz
Alexander Finger, MLaw, treibt als CTO von SAP Schweiz Innovation und Transformation voran. In engem Dialog mit SAP-Anwendern und Branchenexperten ist seine Mission, Strategie und Technologie zusammenzubringen, zu inspirieren und gemeinsame Visionen zu entwickeln.
Bevor er zu SAP Schweiz gestossen ist, hat er in unterschiedlichen Rollen in der Geschäftsführung als IT-Leiter und der Geschäftsentwicklung in der Telekommunikations- und Energiebranche gearbeitet.
Präsentation
Plenum Nachmittag
15:45 - Chancen und Risiken des Outsourcings in Datenwissenschaft und KI
Die Rechtsstaatlichkeit, in die sich das Handeln der Schweiz einfügt, ist mit bestimmten Vorrechten in Bezug auf die Nachvollziehbarkeit der getroffenen Entscheidungen und der Prozesse zur Unterstützung der Entscheidungsfindung verbunden. Die herausragende Rolle, die Algorithmen in den Instrumenten zur Entscheidungsunterstützung spielen, ist unbestritten.
Die Fragen der Transparenz, Reproduzierbarkeit und der Ethik von Algorithmen, die im Kontext der öffentlichen Verwaltung verwendet werden, erhalten bei der Beschaffung in Form von Firmenverträgen oder Mandaten eine besondere Dimension - besonders im Hinblick auf die Anwendung von Methoden aus der Datenwissenschaft und aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz.
Die Präsentation wird diese verschiedenen Themen ansprechen und einige Denkanstösse geben, um solche Anwendungen mit Gelassenheit angehen zu können.
Prof. Bertrand Loison
Vizedirektor BFS, Abteilungschef Datenwissenschaft und statistische Methoden
Prof. Bertrand Loison ist Vizedirektor sowie seit November 2020 Leiter der Abteilung Datenwissenschaft, KI und statistische Methoden beim Bundesamt für Statistik (BFS) in Neuenburg. Zuvor war er im selben Amt mehr als zwölf Jahre lang Leiter der Abteilung Register und während 7 Jahren CIO.
Bertrand Loison war zwischen 2017 – 2021 Vizepräsident des Planungsausschusses E-Government Schweiz und ist Vertreter der Schweiz in der UNO Global Working Group on Big Data and Data Science for Official Statistics. Er ist Mitglied des internationalen Beratungsausschusses für den regionalen Hub der UN Global Platform in China und Mitglied des Beratungsgremiums des Singapore Department of Statistics.