AHB-Awards Nachhaltige Entwicklung: Studierende überzeugen mit ihren Arbeiten

19.12.2023 Am 13. Dezember 2023 fand im Auditorium der BFH-AHB in Biel die Verleihung der AHB-Awards für Nachhaltige Entwicklung statt. Ausgezeichnet wurden herausragende studentische Projekte, die sich durch eine engagierte Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit und innovative Ansätze auszeichnen.

Peter Staub, Direktor der BFH Architektur, Holz und Bau, eröffnete die Veranstaltung. Dass das Thema Nachhaltigkeit in der Gesellschaft an Bedeutung gewinne, sei an verschiedenen Orten gut sichtbar. Und er meinte: «Wir haben in der Schweiz einen riesigen Hebel, um nachhaltig zu bauen». Urs-Thomas Gerber gab den Gästen einen Einblick in Nachhaltigkeitsstrategien und die entsprechende Berichterstattung in der Baubranche. Janne Kyd zeigte als Vertreter von Losinger Marazzi interessante Projekte in Holzbauweise und unterstrich die Bedeutung des nachhaltigen Bauens. Losinger Marazzi unterstützt die AHB-Awards bereits zum fünften Mal.

Die Awards zeichnen jedes Jahr Semester- und Projektarbeiten von Student*innen aus, die durch ihren Fokus auf nachhaltige Lösungen und kreative Ansätze überzeugen. Die Preisträger*innen aus den Bachelorstudiengängen Architektur, Holztechnik und Bauingenieurwesen beschäftigten sich dieses Jahr mit den Themen Re-Use, Bauen mit Holz und mit nachhaltigen Infrastrukturen. Nach einer kurzen Projektvorstellung durch die Studierenden wurden in den Laudationen die herausragenden Leistungen und der Beitrag zur Nachhaltigkeit der prämierten Projekte hervorgehoben.

AHB-Award Nachhaltige Entwicklung, Architektur

Bestehendes nutzen, neu erfinden und zu einem stimmigen Ganzen verbinden: Diese Kunst haben die Gewinner des Bachelorstudiengangs Architektur unter Beweis gestellt.

Im Rahmen eines Re-Use-Workshops entwickelte Celio Leben einen architektonisch hochwertigen Doppelkindergarten aus wiederverwendbaren Materialien. Dabei wurden die vielfältigen Parameter von der Fundation über das Tragwerk, die Hülle und den Innenausbau zu einer stimmigen Architektur zusammengeführt, die sich ausschliesslich an den zur Verfügung stehenden Materialressourcen orientiert. Entstanden ist eine kindgerechte „Ruumwält“, die Innen und Aussen harmonisch verbindet und mit wenig Technik auskommt. Eine Querlüftung sichert die Luftqualität und ermöglicht die Nachtauskühlung. Durch die Bereitstellung von Speichermasse benötigt das Projekt nur wenig Wärmeenergie, die mit den vorhandenen Re-Use Elementen umgesetzt werden kann. Das Projekt zeigt, wie über Materialressourcen der Weg zur Architektur gefunden werden kann.

Robin Stettler beschäftigte sich in seinem Projekt mit einem Töpferhof. Mit der Holzkonstruktion und den raumüberspannenden Fachwerkträgern sowie der Fassade aus Restholzlatten wurde ein architektonischer Ausdruck für das Material gesucht. Gefunden wurden räumlich und architektonisch spannende Lösungen, die in ihrer Gesamtheit ein stimmiges Gebäude ergeben. Die räumliche Abstufung von öffentlichen, halböffentlichen und privaten Bereichen entspricht den unterschiedlichen individuellen Bedürfnissen und unterstützt gleichzeitig die gemeinschaftliche Nutzung.

AHB-Award Nachhaltige Entwicklung, Holz

Die Studierenden der Holztechnik zeigten mit ihren Arbeiten den nachhaltigen Einsatz von Holz im erdbebensicheren Bauen und in der Spanplattenindustrie.

Shay Assaf und Fabian Schlatter überzeugten mit ihrer Semesterarbeit «TBRC (Timber buckling-restrained columns) - Etude de faisabilité expérimentale d'ancrages à dissipation d'énergie dans une construction hybride bois-acier».

Die beiden Holztechnikstudenten überprüften die Machbarkeit eines BRB (Buckling Restrained Brace), bei dem Holz anstelle von Beton zur Stabilisierung des duktilen Kerns von Hochbauten verwendet wird. Buckling Restrained Braces sind Systeme, die in Regionen mit hoher Erdbebenaktivität zur Aussteifung von Tragwerken eingesetzt werden. Es gibt verschiedene Bestrebungen, den Betonanteil dieser Bauteile durch Holz oder Holzwerkstoffe (timber buckling-restrained braces, TBRB) zu ersetzen, um sie ästhetisch und im Sinne der Nachhaltigkeit zu integrieren. Im Zentrum der Arbeit stand die Untersuchung eines TBRB, dass in Holz-Stahl-Bauweise ausgeführt ist und als vertikale Stütze (timber buckling-restrained column, TBRC) in ein Gebäude eingebaut wird. Die beiden Studenten konnten die Machbarkeit von TBRC in Holz-Stahl-Bauweise nachweisen. 

In ihrer Arbeit «Stoffliche Verwertung von Altholz in der Schweiz - Konzept zur erhöhten Nutzung von Altholz für die Spanplattenherstellung» untersuchten Mona Schilliger und Jano Steinemann die Herausforderungen bei der Wiederverwertung von Altholz in der Schweizer Spanplattenindustrie. Sie identifizierten Hindernisse wie die Unterscheidung verschiedener Altholzkategorien und Unterbrechungen in der Lieferkette. Ihr Ziel war es, nachhaltige Produktionspraktiken zu fördern und einen Beitrag zur Schonung der Holzressourcen zu leisten. Durch die Zusammenarbeit mit der Swiss Krono AG und einer Befragung von Recyclingunternehmen wurden praktische Handlungsempfehlungen erarbeitet, die nicht nur für die Holzindustrie, sondern auch für Lehre und Forschung von Nutzen sein können.

AHB-Award Nachhaltige Entwicklung, Bauingenieurwesen

Die Studierenden Bauingenieurwesen überzeugten mit ihren Arbeiten für nachhaltige Infrastrukturen.

Annika Best und Nicolas Brosi gewannen den Award mit ihrer Arbeit: «Schwammstadt: Anwendung von Gestaltungselementen anhand der Strassenräume für das Entwicklungsgebiet Sägefeld, Biel».

Regenwasser in Städten aufnehmen und speichern, statt es nur zu kanalisieren und abzuleiten: Das ist das Ziel des Schwammstadtkonzeptes und der Projektarbeit. Mit den Gestaltungselementen des Schwammstadtkonzeptes ist es den Studierenden gelungen, trotz begrenzter Fläche erhebliche Verbesserungen hinsichtlich der Versickerung von Regenwasser, der Aufenthaltsqualität im Strassenraum, der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer sowie der Verdunstung und Beschattung zu erzielen. Das Schwammstadtkonzept von Annika Best und Nicolas Brosi zeigt eindrucksvoll die Hebelwirkung des Bauingenieurwesens im Klimawandel im Bereich der städtischen Infrastruktur.

Luca Cilli erhält den Anerkennungspreis für sein «Vorprojekt GEP-Massnahmen Aarberg - Variantenstudium und Dimensionierung Regenüberlauf».

Das Vorprojekt hat zum Ziel, das Entwässerungssystem der Einwohnergemeinde Aarberg in Bezug auf die Reduktion der Gewässerverschmutzung, den Nutzungskonflikt mit dem Naturschutzgebiet sowie den Rückstau des Gewässers zu optimieren. Mit dem Neubau des bestehenden Entlastungsbauwerkes, welches zusätzlich mit einem Schwimmstoffrückhalt ausgerüstet ist, soll die heutige Entwässerungssituation mit der Aufhebung eines Regenüberlaufes inkl. Einleitestelle angepasst werden. Luca Cilli erarbeitete zwei Varianten und bewertete diese anhand des Berner Nachhaltigkeitskompasses mit Kriterien zu Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt auf ihre Nachhaltigkeit.

Die Studierenden, Dozierenden und Gäste liessen den Nachmittag bei einem Apéro mit anregenden Gesprächen und Austausch ausklingen. Der Anlass bot nicht nur Gelegenheit, innovative Arbeiten kennen zu lernen, sondern auch das Bewusstsein für eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Die AHB-Awards haben einmal mehr gezeigt, wie kreativ und engagiert sich die Studierende der BFH-AHB für eine nachhaltige Zukunft einsetzen.

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