AHB-Awards 2024: Studierende denken Nachhaltigkeit weiter

28.11.2024 An der BFH Architektur, Holz und Bau wurden am 26. November herausragende studentische Projekte ausgezeichnet, die neue Wege für nachhaltige Lösungen in Architektur, Holztechnik und Bauingenieurwesen aufzeigen. Die Veranstaltung bot spannende Einblicke und regte zu zukunftsorientierten Diskussionen an.

Bereits zum achten Mal zeichneten die AHB-Awards Nachhaltige Entwicklung 2024 Projekte und Arbeiten aus, die sich mit ökologischen, ökonomischen, und sozialen Aspekten der Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Die Veranstaltung startete mit den Begrüssungen durch Aude Chabrelie und Stephan Wüthrich in Biel und Burgdorf. Den inhaltlichen Fokus auf „ReUse“ vertieften interessante Vorträge: Barbora Starovicova von der Cirkla Association sprach über die Chancen von ReUse im schweizerischen Holzbau, während Carla Ferrando von PARABASE praktische Einblicke in das ReUse-Projekt Walkeweg Nord in Basel gab. Im Anschluss wurden die besten Arbeiten der Studierenden ausgezeichnet. Die Preisträger*innen konnten ihre innovativen Konzepte und Lösungen in einer Posterausstellung präsentieren. Den Abschluss bildete ein gemeinsamer Stehlunch, der Raum für angeregte Gespräche und fachlichen Austausch bot.

Die BFH-AHB bedankt sich herzlich bei Losinger Marazzi und Cirkla für ihre Unterstützung der AHB-Awards Nachhaltige Entwicklung 2024.

Architektur

Die Architekturstudierenden setzten sich intensiv mit nachhaltiger Umnutzung, Kreislaufprinzipien und innovativen Wohnkonzepten auseinander. Ihre Projekte verbinden gestalterische Präzision mit ressourcenschonenden Ansätzen und zeigen, wie bestehende Strukturen kreativ transformiert werden können. Mit ganzheitlichen Lösungen stärken sie die soziale, ökologische, und wirtschaftliche Nachhaltigkeit in der Architektur.

Bachelor Architektur

Zeitzeuge – Daniel Linz

Das Projekt beeindruckt durch die sorgfältige Setzung der Baukörper, die Vernetzung zwischen Atelierhaus und Umgebung sowie die Weiterführung der Arealgeschichte. Mit einer flexiblen Holzbaukonstruktion bietet das Projekt eine zukunftsorientierte und nachhaltige Lösung für geflüchtete Menschen. Das Nutzungsflexibilität und eine differenzierte, vielfältig gestaltete Architektur kein Widerspruch sind, zeigt das Projekt «Zeitzeuge» eindrücklich.

STACCATO. – Sophia Krebs

Sophia Krebs entschied sich in ihrem Projekt, ein bestehendes Weinlagergebäude umzunutzen und es in einen Ort für klassische Musik zu verwandeln. Das Projekt würdigt die bestehende Bausubstanz und hebt deren erhaltenswerte Elemente auf eine bemerkenswerte Weise hervor. "STACCATO." zeigt durch die intensive und kreative Auseinandersetzung mit der vorhandenen Substanz eindrucksvoll das Potenzial, das in Bestand-architektur steckt.

Ton, Scheiben, Scherben – Anouk Gräub

Anouk Gräub überzeugte mit einem innovativen Konzept zur Umnutzung bestehender Gebäude, das Kreislaufprinzipien konsequent integriert. Ihre Arbeit zeigt, wie durch die geschickte Wiederverwendung von Materialien sowohl ästhetische als auch funktionale Lösungen entstehen können. Das Projekt zeichnet sich besonders im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit aus.

Geteilter Raum – Samuel Tschopp

Samuel Tschopp nimmt sich in seinem Projekt die Transformation eines Bürogebäudes in zeitgemässen Wohnraum vor und hinterfragt, wie wir morgen wohnen wollen. Er verbindet alten Bestand mit moderner Holzkonstruktion, wodurch ein ressourcenschonendes Wohnkonzept entsteht. Das Projekt überzeugt durch hochwertige Wohnräume und ganzheitliche Nachhaltigkeitsüberlegungen mit der Wiederverwendung von Bauteilen.

Master Architektur

Marie Joelle Hübner und Niklas Stöckmann arbeiteten gemeinsam an einer nachhaltigen Umnutzung eines Industrieareals am Bielersee. Der Erhalt der Bausubstanz in Verbindung mit einer sorgfältigen und pragmatischen Materialauswahl unter Berücksichtigung der Ökobilanz führt zu einer Einsparung von Treibhausgasemissionen. Das Projekt stärkt zudem die Identität des Quartiers und verbindet somit soziale und ökologische Nachhaltigkeitsaspekte.

 

Michael Wyss und Marie-Jeanne Wohlhauser überzeugen mit ihrer Arbeit zur Industriebaukultur in Biel/Bienne. Das Projekt entwickelt das Terrain Gurzelen zu einem offenen Quartier, das durch einen sorgfältigen Umgang mit dem Bestand sowie durch innovative soziale und ökologische Konzepte besticht. Mit einem intelligenten Mix aus bestehenden Aktivitäten und der Weiterentwicklung des Quartiers steht die soziale Nachhaltigkeit im Vordergrund.

Bauingenieurwesen

Im Bauingenieurwesen standen innovative Ansätze für nachhaltige Infrastrukturprojekte im Fokus. Die Bachelorstudierenden widmeten sich der Analyse von Flusssystemen für eine ökologisch verträgliche Revitalisierung und der Integration von Nachhaltigkeitskriterien in öffentliche Vergabeprozesse. Ihre Arbeiten zeigen, wie Ingenieurskunst zur Lösung zentraler Herausforderungen im Bauwesen beiträgt.

Luigi Rizzo setzte sich in seiner Projektarbeit mit der Kanalisierung des Flusses Ticino auseinander, da diese die gesamte Magadinoebene in den letzten 100 Jahren stark verändert hat. Er analysiert mit beeindruckender Präzision den Geschiebehaushalt und zeigt Lösungsansätze für ein nachhaltiges Flussrevitalisierungsprojekt im Ticino auf.

Olivier Meyer erstellte eine Einzelfalluntersuchung an einem Infrastrukturprojekt, um die Gewichtung der Zuschlagskriterien Preis und Nachhaltigkeit zu ergründen, damit die Offerte eines Anbieters mit elektrisch betriebenem Inventar als vorteilhaftestes Angebot den Zuschlag erhält. Damit liefert er eine fundierte Analyse, wie Nachhaltigkeit stärker in Vergabeprozesse integriert werden kann und schafft eine Basis für zukünftige Entwicklungen im Beschaffungswesen.

Holztechnik

Die Holztechnik-Studierenden widmeten sich der Entwicklung nachhaltiger Lösungen für die Wiederverwendung und innovative Nutzung von Holz. Sie untersuchten, wie Bauholz zirkulär eingesetzt, biobasierte Materialien integriert und digitale Werkzeuge für nachhaltige Holzarchitektur genutzt werden können. Ihre Arbeiten zeigen, wie Holztechnik zu Klimaschutz und Ressourcenschonung beiträgt.

Dipl. Holztechniker/in HF

Michael Räss behandelt in seiner Arbeit die Transformation der Unternehmensorganisation eines Innenausbauunternehmens von einer traditionellen zu einer agilen Organisationsstruktur. Er entwickelt eine praxistaugliche Strategie mit Fokus auf soziale Nachhaltigkeit: sein Konzept integriert alle Mitarbeitenden von Anfang an, berücksichtigt ihre Meinungen, fördert die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze und plant die Umsetzung sorgfältig.

Donat Meier behandelt in seiner Arbeit die Wiederverwendung und Rückbaufähigkeit von Bauteilen bei Holzbauprojekten. Er hat damit eine interessante und für das Unternehmen wichtige Thematik gewählt, da sich die Demontierbarkeit und Wiederverwendung von Bauteilen bisher als herausfordernd erwiesen haben. Die Arbeit leistet einen praxisorientierten Beitrag zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und der Wiederverwendung von Baumaterialien.

Bachelor Holztechnik

Esther Vallone und Marco Arnold zeigen in ihrer Arbeit eindrucksvoll, wie durch die Wiederverwendung von Bauholz Abfall vermieden und der CO₂-Speicher des Holzes langfristig erhalten werden kann. Durch eine detaillierte ökologische und ökonomische Analyse eines Fallbeispiels zeigen sie unter anderem, dass Potential für Synergien zwischen Holzbauunternehmen vorhanden ist, um der Ablauf bei der Wiederverwendung oder Wiederverwertung effizienter zu gestalten.

Die Semesterarbeit von Robin Crotta und David Nägeli beschäftigt sich mit der Entwicklung von Eishockeyschlägern aus Holz und biobasierten Materialien. Die Autoren zeigen, wie durch den Einsatz von Holz, biobasierten Verbundwerkstoffen und Flachsgewebe die Umweltbelastung reduziert werden kann – ohne dabei den Aspekt der Leistungsfähigkeit zu vernachlässigen. Ein echter Ökodesign-Ansatz!

Master Wood Technology

Joaquim Escoda Llorens integriert digitale Werkzeuge in die modulare Holzarchitektur und zeigt das Potenzial von Computational Design für nachhaltige Bauprojekte. Durch die Automatisierung von Entwurfsprozessen, die Optimierung des Materialeinsatzes und die Einbeziehung von Umweltanalysen steigert seine Arbeit nicht nur die Produktivität, sondern reduziert auch Abfall und CO2-Emissionen erheblich.

Simon Knoch widmete sich in seiner Forschungsarbeit einer zentralen Herausforderung unserer Zeit: der Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Mit der Entwicklung vollständig biobasierter Schmelzklebstoffe aus Polymilchsäure (PLA) und Kolophonium meisterte er Kompatibilitätsprobleme und entwickelte neuartige Strategien, die gute Klebeleistungen mit nachhaltiger Produktion vereinen. Eine Pionierarbeit für die Entwicklung eines vollständig biobasierten Schmelzklebstoffs.

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