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Diversitätssensible Hebammenarbeit: Förderung von Chancengleichheit und individueller Betreuung
25.09.2024 Für Nora Bohren ist Diversität ein wichtiges Thema. Bei ihrer Arbeit begleitet sie Frauen* mit ihren Neugeborenen oder Kindern, die sich in Notlagen befinden und oft in eine Dimension von Diversität fallen. Mit dem Fachkurs «Diversitätssensible Hebammenarbeit» entwickelt sie praktische Handlungsmöglichkeiten für ihre Tätigkeit.
Das Wichtigste in Kürze
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Im Fachkurs erhalten Hebammen Fachwissen und praktische Fähigkeiten für die Betreuung von Frauen* und ihren Familien mit diversen Hintergründen im Bereich der perinatalen Versorgung.
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Nora Bohren arbeitet in einer Stiftung für Eltern und Kinder und wollte sich vertieft mit ihrer Diversitätskompetenz auseinandersetzen.
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Sie erzählt im Gespräch, warum Fachkurse wie diese für die Gesellschaft wichtig sind.
«Die Diversität der Schweizer Bevölkerung ist gross und für mich ein Thema, das Aufmerksamkeit verdient», sagt Nora Bohren. Der Fachkurs «Diversitätssensible Hebammenarbeit» hat sie angesprochen, weil er unter anderem das Thema Chancengleichheit behandelt. «Diese ist in der Praxis leider noch nicht Realität. Gerade wenn man bedenkt, dass das erste Lebensjahr und die Kindheit eine sehr wichtige Phase sind, wird deutlich, wie wichtig es ist, Chancengleichheit zu schaffen», sagt Nora Bohren. «Ziel ist es, den Frauen* und ihren Neugeborenen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.» Auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Diversitätskompetenz hat sie gereizt: «Es geht um die eigenen Vorurteile, Stereotype, um den Umgang mit Sprache. Ich finde es wichtig, das immer wieder zu reflektieren. Und sich zu fragen: Wie sieht es mit meiner Diversitätskompetenz im Berufsalltag aus?»
Einen sicheren Raum bieten für Eltern in Notlagen
Nora Bohren arbeitet bei einer Stiftung für Eltern und Kinder. «Das Angebot bietet einen sicheren Raum, vor allem für Menschen, die in Notlagen geraten sind», erklärt sie. Die Stiftung bietet ein Wohnangebot für Frauen* mit ihren Neugeborenen und Kindern oder für Schwangere. Es gibt ein Wohnhaus mit 24-Stunden-Betreuung, aber auch ein Betreutes Wohnen und ein ambulantes Angebot. «Wir gehen in die Familien hinein, arbeiten eng mit Hebammen zusammen und unterstützen die Eltern bei allen Alltagstätigkeiten mit den Babys», erzählt Nora Bohren. Sie übernimmt Fallführungen und begleitet die Frauen* mit ihren Kindern individuell, je nach Bedarf und Ressourcen. Die Frauen*, die das Angebot nutzen, fallen meist in eine Dimension von Diversität. In ihrem Bachelor-Studium der Sozialen Arbeit hat Nora Bohren viel über Diversität gelernt. Praktische Handlungsmöglichkeiten für ihre heutige Arbeit fehlten ihr jedoch. Als sie auf den Fachkurs «Diversitätssensible Hebammenarbeit» stiess, war ihr klar, dass dieser Kurs sie weiterbringen würde.
Ein wichtiger Fachkurs – nicht nur für Hebammen
Nora Bohren sieht viele Schnittstellen zwischen Sozialer Arbeit und Hebammenarbeit, vor allem in ihrem Bereich. Dass sie den Kurs zusammen mit Hebammen im Master-Studium besucht, findet sie deshalb sehr bereichernd. «Zudem unterrichten Fachpersonen aus verschiedenen Praxisfeldern. Dieser Austausch ist sehr wertvoll», so Nora Bohren. In ihrer Arbeit geht es vor allem um die Förderung der Elternkompetenz und die Sicherung des Kindeswohls. Hebammen machen die Erfahrung, dass Eltern mit ihren Babys nach Hause geschickt werden und man nicht weiss, wie es weitergeht. «Es gibt viele Frauen*, die in der ersten wichtigen Zeit zu Hause mehr Unterstützung bräuchten», erzählt Nora Bohren. «Die Nachfrage ist gross. Ich hoffe, dass durch Fachkurse wie diesen die Aufmerksamkeit für das Thema Diversität steigt und es langfristig auch mehr Angebote gibt.» Sie hofft auch, dass Menschen mit sozioökonomischen Benachteiligungen vermehrt die Chance bekommen, Angebote in Anspruch zu nehmen. «Natürlich muss man auch berücksichtigen, dass viele Frauen* das nicht wollen und sich eher zurückziehen», fügt sie hinzu. «Es gehört zu unserer Arbeit, auch damit umgehen zu können».
«Ich hoffe, dass durch Fachkurse wie diesen die Aufmerksamkeit für das Thema Diversität steigt und es langfristig auch mehr Angebote gibt.»