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Ein Herz für die Sicherheit von Herzschrittmachern
14.12.2023 Emily Thompson forscht seit Jahren an einem Projekt, das die Implantation von Herzschrittmachern vereinfachen und sicherer machen soll. Mit einem Start-up will sie die Anwendung zur Marktreife und in die Spitäler bringen. Dabei setzt sie auf eine enge Zusammenarbeit mit der BFH.
Vor acht Jahren kam Emily Thompson in die Schweiz. Die US-Amerikanerin wollte ein Masterstudium in Medizintechnik absolvieren und danach in ihre Heimat zurückkehren. Doch es sollte anders kommen. Emily Thompson entschied sich für das Studium in Biomedical Engineering, das die BFH und die Universität Bern gemeinsam anbieten. Schon bald nach dem Start des Studiums erhielt sie die Möglichkeit, parallel in die Forschung am Institute for Human Centered Engineering (HuCE) der BFH einzusteigen. Seit Abschluss ihres Masterlehrgangs ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut tätig. In dieser Funktion hat Emily Thompson über die Jahre an verschiedenen Forschungsvorhaben mitgewirkt.
Vielfältige Tätigkeiten
Heute ist eine Rückkehr in die USA für sie kein Thema mehr. Denn Emily Thompson hat ihr Herz an ein Projekt verloren, das die Sicherheit bei der Implantation von Herzschrittmacherelektroden verbessert. Unter ihrer Leitung sind aktuell drei Forscher*innen und Mitarbeiter*innen der BFH daran beteiligt. Das Pace Locator genannte System erlaubt es, die Elektroden dreidimensional zu lokalisieren und sichtbar zu machen. Dadurch sollen sie während der Operation genauer positioniert werden können als bei herkömmlichen Verfahren, die auf einer Technologie mit zweidimensionaler Darstellung basieren. Die Folge sind weniger Fehlplatzierungen von Elektroden, wodurch die Behandlung der Patient*innen optimiert wird.
Zudem erlaubt das System, Herzrhythmusstörungen bereits vor dem Eingriff zu diagnostizieren. Dies ermöglicht eine bessere Planung und letztendlich auch eine effektivere Operation. «Dank des Pace Locators können Herzschrittmacher schneller und genauer implantiert werden», fasst Emily Thompson die Vorteile des Instruments in einem Satz zusammen.
Im Verlauf der Projektarbeiten hat die Forscherin verschiedene Aufgaben wahrgenommen, um die Marktreife des Systems voranzubringen. Einerseits kümmerte sie sich um die Entwicklung von Software und Steuerung für das System sowie die Herstellung von Kathetern. Anderseits liegt ihr Fokus seit geraumer Zeit auf den regulatorischen Vorgaben, die erfüllt sein müssen, um eine Zulassung für das neue Produkt zu erhalten.
Start-up-Gründung steht bevor
Vor gut einem Jahr entschieden Emily Thompson und einige ihrer Mitstreiter*innen, das Forschungsprojekt in ein Start-up zu überführen. Um damit überhaupt loslegen zu können, brauchten die Forscherin und ihr Team finanzielle Unterstützung. Einen ersten Support erhielten sie von SNF-Bridge, einem gemeinsamen Förderprogramm des Schweizerischen Nationalfonds und Innosuisse, der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung. Anfang 2023 belegte der Pace Locator den zweiten Platz des Innovation Awards des Medizintechnik-Unternehmens Ypsomed und in den letzten Monaten sagte die Stiftung Venture Kick zweimal eine weitere finanzielle Anschubhilfe zu. «Dank dieser Unterstützungen haben wir das System weiterentwickeln und uns vor allem den Fragen rund um die Markzulassung widmen können», erklärt die Projektleiterin.
An der BFH herrscht ein offener Spirit, den ich anderswo nicht oft angetroffen habe.
Aktuell ist Emily Thompson hauptsächlich damit beschäftigt, den Pace Locator an medizinischen Konferenzen und Netzwerkanlässen in Europa, aber auch in Übersee zu präsentieren. Parallel laufen Arbeiten für klinische Studien, welche die Wirksamkeit des Systems unter Beweis stellen sollen. Ende Jahr steht die offizielle Gründung ihres Unternehmens an und 2024 werden sie und ihr Team je hälftig an der BFH forschen und für ihre eigene Firma arbeiten. Wann sie sich gänzlich von der BFH abnabeln wollen, ist noch offen. Klar ist für Emily Thompson jedoch, dass die Zusammenarbeit weitergehen soll: «Es ist unser Ziel, auch künftig in der Forschung und der Weiterentwicklung unseres Systems mit der BFH zu kooperieren.»
Offener Geist an BFH
Emily Thompson hat die BFH in doppeltem Sinn schätzen gelernt. Zum einen streicht sie die Freiheit hervor, die sie als Forscherin geniesse: «Ich habe mich in verschiedenen technischen Feldern betätigen, regulatorische Fragestellungen aufnehmen und erst noch ein Team führen können. Das finde ich besonders cool.» Zum anderen ist Emily Thompson auch dankbar für die Unterstützung und die Tipps, die sie von der BFH im Zusammenhang mit all den ökonomischen und rechtlichen Fragen rund um die Gründung einer eigenen Firma und die Zulassung des Pace Locators erhalten hat. «Ich fühle mich in meinem Tun hier nie eingeschränkt», hebt sie hervor, «an der BFH herrscht ein offener Spirit, den ich anderswo nicht oft angetroffen habe.»