Ausblick: RISE 4.0 und PSAM

Im Rahmen der aktuellen Weiterentwicklung von «RISE 3.0» zu «RISE 4.0» arbeitet die BFH an der Software-Plattform «PSAM» (Platform for Sustainability Assessment Methods), auf der neben «RISE 4.0» auch weitere indikatorenbasierte Nachhaltigkeitsanalysemethoden aus der Landwirtschaft und weiteren Branchen betrieben werden können. PSAM bietet seinen Kunden eine professionelle Softwarelösung zur Datenerfassung, Berechnung von Indikatoren und Berichterstellung an.

PSAM ist einzigartig darin, die Zusammenarbeit seiner Kunden zu fördern, indem Indikatoren nach Bedarf zwischen verschiedenen Methoden geteilt und gemeinsam weiterentwickelt werden können. Die Methodenbetreibenden auf PSAM können so gezielt ihre Methoden erweitern und Synergien besser nutzen.

Nachhaltigkeitsanalysen für die Zukunft

RISE 4.0 – Neuerungen und Eigenschaften

Seit 20 Jahren wird kontinuierlich an und mit RISE gearbeitet, um eine stets zeitgemässe und langfristig zuverlässige Technologie gewährleisten zu können. Zurzeit wird RISE 4.0 entwickelt, welche die aktuelle Software RISE 3.0 voraussichtlich im ersten Quartal 2024 ablösen wird.

RISE 3.0 Benutzer*innen werden in diesem Übergang von dem RISE-Team begleitet und unterstützt. Die Daten von vorherigen Betriebserhebungen und hinterlegte Master- und Referenzdaten werden migriert werden, RISE-Nutzer*innen brauchen diesbezüglich selbst keine Vorkehrungen zu treffen.

Ein Ausblick auf RISE 4.0:

RISE Logo

Inhalt

Die Indikatoren werden unverändert von RISE 3.0 nach RISE 4.0 migriert. Neue Berechnungsvarianten eines Indikators mit veränderter Formel können danach einfach in RISE 4.0 eingepflegt werden.

Von den Benutzer*innen kann aus verschiedenen Indikator-Berechnungsvarianten die gewünschten ausgewählt werden. Beispielsweise kann auch während des Interviews ausgewählt werden, ob ein Indikator direkt mit einer Schätzung oder über Fragen und Berechnungsformeln bewertet werden soll.

Berechnungen, Resultate und Grafik

Die Berechnungsformeln, von der Fragestellung bis zum Resultat, werden angezeigt und können jederzeit eingesehen werden. Es werden neu auch Zwischenergebnisse ausgewiesen, die als wichtige Zusatzinformation dienen können.

Die Resultate können in verschiedenen, wählbaren grafischen Formaten dargestellt werden. Mit Hilfe der Drill-Down-Funktion können die Benutzer*innen von den Endresultaten über die Zwischenresultate zu Fragen und Referenzdaten navigieren. Das RISE-typische Polygon der Resultate ist ähnlich wie in RISE 3.0.

Versionierung

In zeitlicher Hinsicht ist die Erhebung in der Software rückwärtskompatibel. Es ist möglich, eine Erhebung in der Vergangenheit mit den Referenzdaten zum Zeitpunkt des entsprechenden Jahres durchzuführen. Dies gilt auch für die Zukunft; es können jahresabhängige Referenzdaten wie z.B. die Inflationsrate angenommen werden. Szenarien können so leichter berechnet und verglichen werden.

Vorausfüllen des Fragebogens durch Betriebsleitende

Vor dem Interview schickt der Berater oder die Beraterin den Betriebsleitenden einen Weblink zur Selbsteinschätzung. Die Betriebsleitenden können so ihre interne Sicht darstellen, indem sie eine direkte Einschätzung ihrer RISE-Ergebnisse der Themen und Indikatoren in die Software eingeben.

Über einen zweiten Weblink können die Betriebsleitenden auf den von ihrer Beratungsperson vorgegebenen Fragebogen der Betriebserhebung zugreifen und diesen, soweit gewünscht und möglich, vorausfüllen. Zum Beispiel können die Region oder die Berechnungsvarianten der Indikatoren voreingestellt werden, die qualitativ, quantitativ oder eine Direkteingabe sein können.

Der Fragebogen wird nach Abschluss der Vorausfüllung von den Betriebsleitenden für die Beratenden freigegeben und kann danach von den Betriebsleitenden nicht weiterbearbeitet werden. Dadurch werden die Daten nicht gegenseitig verändert oder überschrieben.

Interviewfluss

In RISE 3.0 folgt die Reihenfolge der Fragen der Logik eines landwirtschaftlichen Betriebs, beginnend mit allen Fragen zum Boden, gefolgt von den Fragen zu den Tieren und so weiter. In RISE 4.0 sind die Fragen nach den Themen und Indikatoren der Ergebnisse gegliedert. Dies hat den Vorteil, dass immer klar ist, zu welchem Indikator eine Frage gehört. Dies ermöglicht den Betriebsleitenden eine präzisere und schnellere Beantwortung, auch weil Rückfragen zum Kontext der Fragen tendenziell entfallen.

Sobald alle Fragen eines Indikators beantwortet sind, berechnet und visualisiert die Software sofort das Ergebnis. So kann die Befragung mit einem Feedback (Diskussion der Ergebnisse) verbunden werden. Es ist aber auch möglich, zunächst das Interview durchzugehen und die Ergebnisse bei einem zweiten Besuch mit dem Berater oder der Beraterin zu besprechen.

Schema Beratung aus Sicht der Betriebsleitenden

 

Vorbereitung

Mit der RISE-Beratungsperson besprechen Sie telefonisch die Details der Beratung. Sie stellen Dokumente bereit oder schicken diese der Beratungsperson.

Aufwand: 0,5h*

Selbstevaluation

Mit einem Weblink, den sie von ihrer Beratungsperson zugesendet kriegen, füllen Sie in der RISE-Software eine Selbsteinschätzung ihres Betriebes in den Nachhaltigkeits-Themen und -Indikatoren aus.

Aufwand: 1 – 2h*

Voreingabe des Fragebogens

Sie erhalten einen zweiten Weblink zu einem von Ihrem Berater oder ihrer Beraterin vorbereiteten und an Ihren Betrieb angepassten Fragebogen. Wenn Sie wollen und es möglich ist, können Sie diesen Fragebogen weiter selbst vorausfüllen.

Aufwand: 1 – 3h*

Betriebsbegehung und Analyse- und Beratungsgespräch

Zu Beginn machen Sie mit der Beratungsperson einen kurzen Betriebsrundgang.

Dann können Sie entscheiden, in welcher Reihenfolge Sie mit Ihrem Berater oder ihrer Beraterin die Daten in die Software eingeben wollen. So können Sie wählen, mit welchen Themen Sie beginnen und mit welchen Sie aufhören möchten, und wie detailliert die Analyse sein soll. Wenn sie möchten, könne sie die Resultate gleich nach Eingabe eines Themas oder nach Abschluss der gesamten Analyse einsehen.

Aufwand: 4 – 8h *

Ergebnisse & Massnahmenplanung

Gemeinsam mit der Beratungsperson besprechen Sie die Analyseergebnisse und diskutieren, was diese für Ihren Betrieb bedeuten. Sie priorisieren Ihre neuen Ziele und planen entsprechende Maßnahmen.  

Aufwand: 2h*

Weitere Begleitung (flexibel)

Nach 3-6 Monaten ziehen Sie mit dem Berater oder der Beraterin eine Zwischenbilanz. Sie besprechen offene Fragen und planen die nächsten Schritte.

 

* Der Aufwand ist geschätzt und hängt von der Grösse und Komplexität des Betriebs ab.

  1. Die RISE-Schulungen sind standardisierter, es werden neu die Titel «RISE analyst», «RISE consultant» und «RISE instructor» vergeben. Mehr dazu unter  "RISE-Schulungen".
  2. Die Benutzerverwaltung in der Software erlaubt es, den RISE-Benutzer*innen verschiedene Rollen zuzuweisen. Neben der Rolle "Interviewer" gibt es nun auch eine Rolle "Interviewee", da auch Betriebsleitende Daten eingeben können.
  3. Neu gibt es die Rolle des Methodenvertreibers. Diese vertreten die HAFL als Lizenzvertreiber und können selber RISE-Lizenzen oder Lizenzen zu anderen auf PSAM laufende Methoden vertreiben. Auch besteht die Möglichkeit, dass Methodenvertreiber Schulungen vor Ort anbieten. Dadurch wird die Verbreitung von RISE und anderen PSAM-Methoden rund um den Globus vereinfacht
  4. Bei einer RISE-Lizenz mit mehreren Benutzerkonten gibt es jetzt eine*n Lizenz-Administrator*in, der oder die Benutzerlizenzen innerhalb einer erworbenen RISE-Lizenz verwaltet.

PSAM – Weshalb eine Plattform?

Eine wachsende Zahl von Initiativen, Projekten und Organisationen entwickelt auf der ganzen Welt Indikatoren und Systeme zur Bewertung der Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion und der Produktionskette. Insgesamt gibt es mehr als 60 multidimensionale Analysemethoden und Standards für eine nachhaltige Landwirtschaft, die eine große Anzahl von Indikatoren mit sich bringen. Aber auch in vor und nachgelagerten Branchen der Landwirtschaft sind zahlreiche Indikatoren-Rahmenwerke mit ähnliches Zielen und Inhalten entstanden. Obschon sich die Methoden in ihrem Anwendungszweck und Zielgruppen unterscheiden, wären nicht selten die benötigten Indikatoren bereits vorhanden.

Die Entwicklung dieser Indikatoren erfordert ein erhebliches Maß an Know-how und Erfahrung von vielen Akteuren, wobei die Entwickler*innen meist vor denselben Herausforderungen stehen. Indikatoren zu erarbeiten ist nicht einfach, sie müssen auf einen bestimmten Zweck zugeschnitten sein und dabei spezifisch und relevant genug sind, um den SMART-Indikatorgrundsätzen zu entsprechen. Ungeeignete Indikatoren liefern falsche Einschätzungen der Situation und können zu falschen Entscheidungen führen.

Nebst der wissenschaftlichen Expertenarbeit zur inhaltlichen Entwicklung der Indikatoren, investieren Systementwickler auch in individuelle Informatiklösungen zur Erfassung von Daten, die Berechnung der Indikatoren und das Anzeigen der Analyseresultate. Dies können Tabellenkalkulationsprogramme, beispielsweise in Excel, aber auch fortgeschrittene IT-Lösungen sein. Dazugehörige Funktionen wie Benutzerverwaltung, Datenbanken zur Datenverwaltung, attraktive Benutzeroberflächen, Datenimport- und -exportfunktionen und Dokumentation (z.B. Berichte, Handbücher, Arbeitsmaterialien, Verträge) werden meist dazu entwickelt.

 

 

PSAM Logo

Aufbau von PSAM

Mit der Plattform PSAM soll neu vorhandenes Know-how gemeinsam genutzt, Erfahrungen ausgetauscht und Synergien ausgeschöpft werden. Methodenentwickler*innen können ihre Methoden auf der PSAM-Software betreiben lassen und von der generischen Architektur, Softwareoberfläche und Infrastruktur profitieren. Eigene Indikatoren können in das PSAM-System einprogrammiert werden, auf Wunsch können dies für den Austausch mit anderen freigegeben werden. Um das eigene Indikatorenrahmenwerk zu vervollständigen, kann man sich an anderen Indikatoren bedienen und so ein Packet zusammenstellen, das den eigenen Anforderungen entspricht. So können die Methodenentwickler*innen ihre Ressourcen in die Umsetzung der Methoden in die Praxis und die tatsächliche Verbesserung der landwirtschaftlichen Nachhaltigkeit verwenden.

Aufbau von PSAM Bild vergrössern

PSAM ist eine solide konzeptionelle Softwaregrundlage und liefert ein gemeinschaftszentriertes Modell für die gemeinsame Nutzung von Methoden und Indikatoren. So wird PSAM eine digitale Umsetzung von Indikator-basierten Bewertungsmethoden erheblich vereinfacht. Dies einerseits dadurch, dass auch komplexere wissenschaftliche Berechnungen direkt durch IT-Fachpersonen spezifiziert und gepflegt werden können und keine Informatik-spezifischen Fähigkeiten (z.B. Programmierung) notwendig sind. Andererseits durch die Möglichkeit des Austausches und der Mehrfachverwendung von Berechnungen, Indikatoren oder ganzen Teilmethoden.

Die Plattform ermöglicht es den PSAM-Teilnehmenden, ihre eigene anpassbare Instanz ("Software") der Plattformanwendung zu haben. Auf der Grundlage eines generischen Werkzeugkastens können sie das Design der Benutzeroberfläche, die Zugangsseite und andere Funktionen entsprechend ihren spezifischen Anforderungen anpassen. Dies sorgt für eine optimal auf unterschiedliche Anwendungsbereiche abgestimmte Betriebsumgebung und damit für eine hohe Akzeptanz.

Die Austauschbarkeit von Indikatoren zwischen den Methoden ist ein Hauptvorteil der Plattform. Um dies zu ermöglichen, ist es unerlässlich, dass die Indikatoren gemeinsamen Grundsätzen entsprechen. Dies betrifft die Definition der Indikatoren, die Dokumentation und die Berechnungsmethode. Um dies zu erreichen, werden alle Indikatoren auf der Plattform auf einheitliche Weise mit Hilfe eines Indikatorassistenten erfasst, der die relevanten Merkmale umfasst.

Die Plattform ermöglicht eine flexible Kombination von Indikatoren und das Erstellen von auf spezifische Bedürfnisse ausgerichtete, individuelle Rahmenwerke. Dies verbessert die Qualität und Passgenauigkeit der einzelnen Indikatorensysteme und liefert präzisere und genauere Informationen und Ergebnisse.

Die PSAM-Teilnehmenden können ihre eigenen selbstentwickelten Indikatoren auf der Plattform zur Verfügung stellen und mit anderen teilen, aber sich auch an Indikatoren aus bestehenden Methoden, beispielsweise RISE, bedienen. Jeder Plattformteilnehmer hat dadurch Zugang zu mehr Indikatoren. Das hilft, die eigenen Indikatoren zu verbessern, Lösungen für neue Kontexte zu entwickeln (beispielsweise Analysen auf der Verarbeitungsstufe) und Synergien zu nutzen, indem Indikatoren wiederverwendet und nicht neu entwickelt werden.

Kontakt

Wünschen Sie mehr Informationen zu dem PSAM-Projekt oder möchten Sie sich mit uns darüber Austauschen? Dann kontaktieren Sie uns, wir sind gespannt auf Ihre Ideen und Fragen.