Nutzung schwer absetzbarer Rohholzsortimente

Damit schwer absetzbare Rohholzprodukte sinnvoll verwertet werden können, hat die Wyss Academy for Nature mit regionalen Partnern, Branchenvertretern und der BFH ein Projekt lanciert, um neue, wirtschaftliche Anwendungsmöglichkeiten zu suchen und zu prüfen.

Steckbrief

  • Lead-Departement(e) Architektur, Holz und Bau
  • Institut Institut für digitale Bau- und Holzwirtschaft IDBH
  • Förderorganisation Wyss Academy for Nature
  • Laufzeit (geplant) 01.07.2022 - 15.12.2024
  • Projektverantwortung Prof. Norbert Winterberg
  • Projektleitung Prof. Norbert Winterberg
  • Schlüsselwörter Rohholzsortimente, Rohholz, Rohholzbedarf, Holzbedarf, Regionale Waldwirtschaft, Verarbeitende Holzbranche

Ausgangslage

Der Holzbedarf ist so gross wie noch nie, trotzdem gibt es für den Wald schwer absetzbare Rohholzprodukte wie Buche, Kiefer und Käferholz. Das Projekt untersucht Ideen, wie dieses Sortiment vor der energetischen Nutzung stofflich verwertet werden könnte. Bestehende und neue Ideen wurden analysiert und mit Experten («innovativen Persönlichkeiten») innerhalb der Branche diskutiert. Die Diskussionen haben gezeigt, dass Ideen zur Verstofflichung, wie z.B. die Herstellung von mitteldichten Faserplatten (MDF) oder Produkten für die Textil- oder Chemieindustrie, in der Region schwierig zu realisieren sind, da die Entwicklung dieser Ideen einen hohen Forschungs- und Finanzbedarf erfordert. Mit dem Fokus auf umsetzbare Ideen wurden somit vier Hauptideen identifiziert und untersucht: Holzvergasung, Pflanzenkohle, Grillkohle und blaues Brettschichtholz (aus Käfer- und Sturmholz) / blaues Fassadenholz / gefärbte Produkte. Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Umsetzung einer Idee mit den jeweiligen Gegebenheiten und Voraussetzungen zu bewerten ist. So ist die Wirtschaftlichkeit der Projektideen dann gegeben, wenn z.B. Land- und Gebäuderessourcen günstig zur Verfügung stehen oder ausreichend betriebseigenes Holz vorhanden ist.

Vorgehen

An einem Startworkshop im August 2020, aus einer Branchenumfrage im Jahr 2021 und aus Experteninterviews im Mai 2023 ist ein Sammelsurium aus Ideen entstanden, aus denen die Projektleitung vier Ideen zur weiteren Betrachtung ausgewählt hat.

Resultate

Diese vier Ideen sind Holzverstromung, Pflanzenkohle, Grillkohle und Blaues Leimholz/Blaues Fassadenholz. Die Holzverstromung spielt eine wichtige Rolle in der Nutzung erneuerbarer Energien und kann als Ergänzung zur Photovoltaik dienen. Pflanzenkohle wird durch die Pyrolyse von Biomasse gewonnen und hat das Potenzial, den CO2-Gehalt zu reduzieren und die Bodenfruchtbarkeit zu steigern. Für Grillkohle besteht ein wachsendes Interesse an alternativen Produkten, die aus nachhaltigen Quellen stammen. Blaues Leimholz/Blaues Fassadenholz aus Sturmholz hat eine einzigartige Optik und findet vornehmlich Verwendung in der Bauindustrie im Nichtsichtbereich.

Aus diesen Ideen wurde ein Business Case erstellt. Dessen Schwerpunkt liegt auf einer groben wirtschaftlichen Beurteilung dieser Ideen und beleuchtet die relevantesten Risikofaktoren für die Umsetzung.

Die Resultate sind im Fact Sheet zusammengefasst.

Ausblick

Die Untersuchung hat gezeigt, dass diese Ideen zu einer besseren Nutzung von schwer absetzbarem Rohholz beitragen und wirtschaftliche Vorteile bieten können, sofern bestimmte Bedingungen wie Zugang zum Rohstoff, lokale Gegebenheiten und Marktnachfrage günstig sind. Brettschichtholz aus Käfer- oder Sturmholz bietet eine umweltfreundliche und ästhetisch ansprechende Option für nachhaltiges Bauen. Der höhere Sortieraufwand stellt einen Mehraufwand dar, der durch gezielte Marketingstrategien und die Betonung der Umweltvorteile der stofflichen Nutzung gegenüber der energetischen Nutzung überwunden werden kann.

Die lokale Herstellung von Grillkohle wird aus Umweltschutzgründen ausdrücklich empfohlen. Grillkohle aus heimischem Holz kann zur Reduktion von Transportemissionen beitragen und bietet eine nachhaltige Alternative zu importierter Grillkohle, die oft mit hohen Umweltbelastungen verbunden ist. Eine mögliche Lösung für die Bedenken hinsichtlich der Effizienz und Machbarkeit der Pflanzenkohleproduktion und Holzvergasung könnte darin bestehen, diese Prozesse als kombinierte Wertschöpfungskette zu betrachten. Durch optimierte Prozessketten könnten wirtschaftliche Vorteile realisiert werden.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Nutzung von schwer absetzbaren Rohholzsortimenten in den Regionen Emmental und Berner Oberland-Ost durch Verwertungsmöglichkeiten wie die Herstellung von blauem Leimholz aus Käfer- oder Sturmholz, blaues Fassadenholz oder gefärbte Produkte, Grillkohle- oder Pflanzenkohleproduktion sowie Holzvergasungsanlagen einen Mehrerlös gegenüber dem Verkauf als Energieholz generieren kann. Um die Umsetzbarkeit zu erhöhen und potenzielle Mehrerlöse zu maximieren, sind Anpassungen an lokale Gegebenheiten, staatliche Förderungen und die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren essenziell.

Es wird daher empfohlen, dass die Branche diese Ideen weiterverfolgt, um die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Wald- und Holzwirtschaft in den betroffenen Regionen langfristig zu fördern.