Qualitätsentwicklung der Sozialpädagogischen Familienbegleitung im Kanton Bern
Die Praxis der Sozialpädagogischen Familienbegleitung (SPF) sieht sich mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert. Diese Studie untersucht die Qualitätsentwicklung der SPF im Kanton Bern im Kontext dieser aktuellen Herausforderungen.
Factsheet
- Schools involved School of Social Work
- Institute(s) Institute for Childhood, Youth and Family
- Funding organisation BFH
- Duration 01.07.2023 - 31.10.2024
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Head of project
Sebastian Funke
Daniela Willener -
Project staff
Simone Brauchli
Loretta Walther - Keywords Sozialpädagogischen Familienbegleitung (SPF), Qualitätsentwicklung, Kontrollfunktion, Fürsorge & Zwang, Kanton Bern
Situation
Die Sozialpädagogische Familienbegleitung ist aufsuchende Soziale Arbeit in Familien. Sie stärkt die Erziehungsberechtigten, fördert einen konstruktiven Umgang mit familiären Spannungen und die individuelle Entwicklung der Kinder. SPF-Dienstleistungen erfolgen entweder im Einvernehmen mit den Familien oder auf Anordnung von Behörden, wie den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) oder der Jugendanwaltschaften. Im Kanton Bern stellen SPF eine wichtige Unterstützungsform für Familien dar. So belegen die Daten des Kantonalen Jugendamtes (KJA), dass die Anzahl der erbrachten SPF im Kanton von 2017 bis 2022 stetig angestiegen ist. Trotz dieses Bedeutungszuwachses zeigen aktuelle Forschungsergebnisse, dass sich die Praxis der SPF mit strukturell wiederkehrenden Herausforderungen konfrontiert sieht. Die Dienstleistungen der SPF werden von Fachpersonen kritisch reflektiert: Sie gehen davon aus, dass sich SPF hinsichtlich ihrer Inhalte und Dauer zum Teil signifikant voneinander unterscheiden. Dabei steht infrage, inwieweit Massnahmen zielführend weitergeführt werden. Angeordnet und verlängert werden SPF unter anderem, da bei den Familien eine gewisse Kontrolle ausgeübt werden soll. Dies entspricht jedoch nicht den Zielsetzungen der SPF und stellt in den Augen der Fachpersonen eine «fehlgeleitete Sicherheit» dar.
Course of action
Der Forschungsstand sowie der Austausch mit der Praxis weisen auf einen umfänglichen Bedarf an weiterführender Forschung in diesem gesellschaftsrelevanten und sensiblen Bereich der Kindesschutzmassnahmen hin. Das Projekt zielt darauf ab, das Spannungsfeld zwischen der Autonomie der begleiteten Familien sowie der Kontrollfunktion durch SPF-Massnahmen auszuleuchten und somit Lücken zwischen Praxiswissen und dem aktuellen Forschungsstand zu schliessen. Exemplarisch wird dabei anhand des Kantons Bern untersucht, wie sich die Unterschiede in der Länge und Intensität von SPF-Massnahmen erklären lassen und wie sich eine Kontrollfunktion auf das Arbeitsbündnis zwischen den Familien und SPF-Fachpersonen auswirkt. Zu diesem Zweck werden neben einer umfänglichen Literaturrecherche Expert*innen-Interviews mit involvierten Fachpersonen im Kontext von SPF-Dienstleistungen geführt und mittels qualitativen Auswertungsverfahren inhaltlich analysiert. Die Ergebnisse dieser explorativen Studie dienen als Grundlage für weitere Forschungsvorhaben.
Result
Die Auswertung der empirischen Daten zu SPF-Massnahmen im Kanton Bern zeigt, dass diese Massnahmen unterschiedliche Funktionen erfüllen. Im Fokus stehen die Befähigung sowie die Entlastung der Eltern in diversen Lebensbereichen. Oftmals geht eine SPF-Massnahme mit einer Kontrollfunktion einher. Diese soll sicherstellen, dass Fachpersonen Einblick in die familiäre Situation haben und bei Krisen intervenieren können. Hierbei ist kritisch zu betrachten, dass unklare Zielsetzungen und mangelnde Transparenz zu Widerständen bei den Familien führen und das Arbeitsbündnis belasten können. Um diesen Schieflagen entgegenzuwirken, betonen Fachpersonen die Notwendigkeit, dass die Zielsetzungen der SPF klar definiert und mit der Kontrollfunktion abgestimmt sein müssen. Eine langfristige Begleitung ohne klare Ziele kann zu einer «falschen Sicherheit» führen. Insgesamt wird empfohlen, sowohl die inhaltlichen als auch die finanziellen Rahmenbedingungen für SPF-Massnahmen mit Kontrollfunktion zu präzisieren.
Looking ahead
Auf Basis der in dieser explorativen Studie gewonnen Erkenntnisse lassen sich unter anderem die folgenden weiterführenden Forschungsfragen skizzieren: Worin liegen die Grenzen und Potentiale einer SPF-Massnahme mit Kontrollfunktion? Welche Aufträge und Zielsetzungen sind im Rahmen einer SPF-Massnahme mit Kontrollfunktion zu berücksichtigen? Wie wird den Bedürfnissen der Kinder in einer langjährigen SPF-Massnahme mit Kontrollfunktion Rechnung getragen und die Massnahme auf sie ausgerichtet? Welche Qualitätsstandards, Zielsetzungen, Indikationen und Vorgaben werden benötigt, um das Kindeswohl bei SPF-Massnahmen mit Kontrollfunktion zu gewährleisten? Diesen Fragen soll in einem zukünftigen Projekt weiter nachgegangen werden.