- Medienmitteilung
Kreislaufwirtschaft im Zentrum der Special Week
18.01.2022 Die Berner Fachhochschule legt Wert auf eine interdisziplinäre Ausbildung. Das Departement Architektur, Holz und Bau führt deshalb zweimal pro Jahr eine Special Week durch. Hier erhalten die Bachelor-Studierenden praxisnahe Einblicke in andere Fachbereiche. In der Special Week Herbst 21 widmeten sich 18 Studierende im Modul «Bauabfälle als Ressource» dem Thema Kreislaufwirtschaft.
Die Bautätigkeit generiert 84% des jährlichen Abfallaufkommens in der Schweiz; 65% (oder 57 Mio. Tonnen) sind Aushub- und Ausbruchmaterial, 19% (oder 17 Mio. Tonnen) davon ist Material aus Rückbauten. Die Wiederverwendung von Baumaterialien ist für die Zukunft des Bauens von grosser Wichtigkeit, auch weil die Rohstoffe endlich sind. Das Modul «Bauabfälle als Ressource» der Special Week Herbst 21 vom 15. bis 19. November 2021 stellte die damit zusammenhängenden Herausforderungen ins Zentrum.
Augenschein bei der Resag
Im Industriequartier Bern-Riedbach betreibt die Resag eine der modernsten Sortier- und Recycling-Anlagen der Schweiz. Industrie-, Bau- und Haushaltabfälle werden sortiert und zweckmässig in den Stoffkreislauf zurückgeführt; so entsteht zB. bei einem Partner der Resag aus Dachziegeln Ziegelgranulat, das, mit Komposterde aus Grünabfällen vermischt, zu einem hochwertigen Dachsubstrat für Dachbegrünungen wird.
Gut 85% der in Bern-Riedbach angelieferten Industrie-, Bau- und Haushaltsabfälle werden wiederverwendet. Für Gian-Luca Bonderer, Bachelor-Student Holztechnik im 3. Semester ist das noch zu wenig: «Ich bin erstaunt, dass doch noch 15% des Abfalls in der Deponie landen. Ich hätte mir gewünscht, der wiederverwendete Anteil wäre höher.»
Aufgabenstellung
Im Rahmen dieses Moduls besichtigten die Studierenden u.a. auch die Kehrrichtverbrennungsanlage in Bern, die Reaktordeponie in Teuftal, das Recyclingwerk in Rubigen und NEST (Next Evolution in Sustainable Building Technologies), das modulare Forschungs- und Innovationsgebäude der beiden Schweizer Forschungsinstitute Empa und Eawag in Dübendorf.
Die Studierenden sollten nicht nur Eindrücke über die aktuelle Lage bezüglich der Ressource Bauabfall erhalten, sie erarbeiteten in interdisziplinären Gruppen Thesen, wie Bauabfälle reduziert und die vorhandenen Ressourcen genutzt werden könnten. Die Gruppe von Nedim Terzic, Bachelor-Student Bauingenieur im 5. Semester, will die Bauabfälle bereits in die Planung einbinden: «Wir erarbeiten ein entsprechendes Modell über die technischen Möglichkeiten und zeigen auf, welche gesetzlichen Vorgaben noch notwendig sind, um die Wiederverwendung von Bauabfällen bereits bei der Planung eines Baus zu integrieren.» Ein ähnliches Thema verfolgt die Gruppe um Flavia Frautschi, Bachelor-Studentin Architektur im 5. Semester: «Wir wollen einen Kataster auf dem Prinzip Urban Mining erstellen: Bauherren sollen anhand einer Datenbank erkennen, wo welche Baustoffe für die Wiederverwendung zur Verfügung stehen.»
Im Wandel
Prof. Katrin Büsser ist Initiantin dieses Moduls der Special Week. Im Vergleich zur ersten Durchführung gebe es markante Veränderungen: «Ich bin positiv überrascht über die Entwicklung, die es schon gegeben hat. Zusätzlich freut es mich festzustellen, dass die Studierenden bereits für die Thematik sensibilisiert sind und zunehmend damit in Zusammenhang stehende Handlungsfelder entdecken.»
Die Resultate der Gruppenarbeiten wurden am Freitag, 19. November 2021 im Beisein von David Hiltbrunner, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesamtes für Umwelt, präsentiert.
Special Week
Das Departement Architektur, Holz und Bau organisiert zweimal pro Jahr die Special Week; jeweils im Herbst findet sie departementsübergreifend mit dem Departement Technik und Informatik statt. In dieser interdisziplinären Woche sollen die Studierenden auf das zunehmend komplexere Berufsumfeld vorbereitet werden.
Während der 13. Special Week vom 15. bis 19. November 2021 wurden acht Module mit mehr als 100 Studierenden durchgeführt.
Die nächste Special Week findet im Frühlingssemester (9. bis 13. Mai 2022) statt.