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Mit Bildern die Sprachbarriere überwinden
23.08.2022 Die Kommunikation mit Gesundheitspersonal ist schwierig, wenn man die Sprache nicht versteht. Erst recht in Notfällen und wenn es um Kinder geht. Eine interdisziplinäre Gruppe von Forscher*innen der Berner Fachhochschule hat deshalb «Sprechende Bilder» entwickelt. Eine Kommunikationshilfe für die Verwendung im Kindernotfall.
Die Schweiz ist ein multinationales Land: 2020 lag der Anteil der Schweizer Bevölkerung mit Migrationshintergrund bei 38%. Dabei weist die Schweiz neben der kulturellen Vielfalt eine hohe Sprachdiversität auf. Viele Menschen mit Migrationshintergrund sprechen weder eine der vier Landessprachen, noch Englisch. Bezogen auf das Gesundheitssystem bedeutet das zum einen, dass diese Menschen oft Unterstützung benötigen, um sich darin zurechtzufinden. Zum anderen haben sie oft Schwierigkeiten, ihre gesundheitlichen und medizinischen Belange klar und nachvollziehbar zu kommunizieren.
Es ist bekannt, dass die Behandlungsqualität von Patient*innen mit Migrationshintergrund häufiger schlechter ausfällt als bei jenen ohne Migrationshintergrund. Sie erhalten aufgrund von Sprachbarrieren während ihrer Behandlung mehr diagnostische Massnahmen, häufiger Fehldiagnosen und -behandlungen. Diese Patient*innen sind weniger therapietreu oder unzufriedener mit ihrer Behandlung. Der Gesundheitszustand von Menschen mit Migrationshintergrund fällt im Vergleich zur Schweizer Bevölkerung durchschnittlich schlechter aus. Zudem führen Sprachbarrieren dazu, dass die Behandlung und Pflege oft nicht gleichwertig mit derjenigen ohne Sprachbarrieren ist. Folglich ist die Kommunikation zwischen Patient*innen mit Migrationshintergrund und Gesundheitsfachpersonen fordernd und immer wieder von Frustration gekennzeichnet, nicht zu verstehen und sich nicht ausdrücken zu können. Eine verständliche Kommunikation ist aber zentral für eine sichere, qualitativ hochstehende und gleichwertige Gesundheitsversorgung aller Patient*innen.
Ein möglicher Lösungsansatz ist die bildgestützte Kommunikation. Bildgestützte, nonverbale Hilfsmittel können die Kommunikation zwischen anderssprachigen Patient*innen und Pflegefachpersonen positiv unterstützen und fördern. Deshalb wurde von Forschenden dreier Departemente der BFH ein interdisziplinäres Projekt initiiert, das sich dieser Problematik widmete, und zwar im Notfallsetting, wo die zeitliche Verfügbarkeit und Korrektheit von Informationen für den weiteren Verlauf der Behandlung hoch relevant ist. Die Schweizer Kindernotfallstationen verfügen bislang nicht über systematisch entwickelte und standardisierte digitale Kommunikationshilfen.
Im Projekt «Sprechende Bilder» wurde der Prototyp einer digitalen Kommunikationshilfe für nicht-deutschsprachige Kinder und deren Eltern sowie Pflegefachpersonen entwickelt. Forschende aus den Bereichen Gesundheit, Kommunikationsdesign und Medizininformatik entwickelten diese in einem partizipativen und iterativen Prozess unter Einbezug von Eltern und Kindern mit Migrationshintergrund sowie Pflegefachpersonen mit Pädiatrieerfahrung.
Wie funktioniert diese digitale Kommunikationshilfe?