- Story
Von Russischen Gurken und Herbst-Heerwürmern
09.08.2022 Im vergangenen Jahr verfassten Studierende an der BFH-HAFL insgesamt 48 Masterarbeiten. Stellvertretend für die vielen erfolgreichen Abschlüsse stellen wir drei ungewöhnliche Arbeiten vor: Sie handeln von biologischer Schädlingsbekämpfung, raren Gemüsesorten und dem Einfluss des Klimas auf das Aussehen von Blättern.
Alte Gemüsesorten im Aufwind
ProSpecieRara setzt sich für die Erhaltung der genetischen und kulturhistorischen Vielfalt von Kulturpflanzen ein. In ihrer Masterarbeit zeigt Anna Braun Möglichkeiten zur besseren Integration solcher Gemüsesorten in der lokalen Wertschöpfungskette im Kanton Bern auf.
Mit vielfältigen Methoden untersuchte sie das Nutzungspotential von elf Gemüsesorten im landwirtschaftlichen Anbau, in der Direktvermarktung und in der Nischengastronomie. Die Russische Gurke schneidet gut ab: Das in Vergessenheit geratene Gemüse überzeugt sowohl agronomisch als auch kulinarisch. Was braucht es aber, dass das Potential solcher Sorten vom Feld bis zum Teller wieder mehr wahrgenommen wird?

«Die Kooperation und das Teilen von Wissen zwischen Endkonsumenten, Gastronomie und Landwirtschaft sind zentral», sagt Braun. «Die meisten Landwirtinnen und Landwirte sind beim Bestellen von Saatgut an Mindestbestellmengen gebunden und daher im Anbau zurückhaltend, das Interesse in der Nischengastronomie für rare und alte Sorten wäre aber gross.»
Um das Bewusstsein für ProSpecieRara-Gemüsesorten und ihr agronomisches und kulinarisches Nutzungspotential vom Feld bis zum Teller zu fördern, empfiehlt sie daher die Integration in Vernetzungs- und Handelsplattformen, die Kooperation mit der Berner Bio-Offensive sowie die Thematisierung auf staatlicher, kantonaler und Gemeindeebene.
Mit Larven gegen den Herbst-Heerwurm
Der Herbst-Heerwurm (Spodoptera frugiperda) ist auf den ersten Blick ein unscheinbarer Nachtfalter. Doch dessen Raupen machen sich in ganzen Heerscharen über Kulturpflanzen her. Ursprünglich aus Amerika stammend, schaffte es der Herbst-Heerwurm im Jahr 2016 nach Afrika. Dort bereitet er sich im Eiltempo aus.
Die Folge sind immense Ernteausfälle und ein hoher Einsatz von umweltschädlichen Insektiziden. Integrierte Bekämpfungsstrategien sind gefragt, um die Schäden umweltschonend und langfristig zu verhindern. So können zum Beispiel Schlupfwespen zur Bekämpfung eingesetzt werden. Deren Larven nisten sich in ihren Wirt, im vorliegenden Falle in die Raupen des Herbst-Heerwurms, ein und töten diesen dann während ihrer Entwicklung.

Ob die Schlupfwespe «Eiphosoma Iaphygmae» zur Bekämpfung des Herbst-Heerwurms in Frage kommt, hat Tabea Allen in ihrer Masterarbeit untersucht. Unter anderem testete sie, ob diese Schlupfwespen-Art auch andere Raupenarten töten könnte, die keine Schädlinge sind. Die ersten Ergebnisse sprechen für den Einsatz der Schlupfwespe, denn diese sucht sich spezifisch den Herbst-Heerwurm als Wirt aus und beeinträchtigt andere Raupenarten kaum.
Ein Teil von Tabeas Arbeit wurde in Zusammenarbeit mit CAB International im Journal für Plant Diseases and Protection im Jahr 2021 publiziert.
Wie der Klimawandel die Bäume verändert
Was passiert mit dem Wald, wenn sich die Umwelt verändert? Oder anders gesagt – wie passen sich Bäume über die Zeit an äussere Bedingungen an?
Wir wissen, dass sich blattmorphologische Merkmale (LMT) nach Standort und Art unterscheiden, doch oft fehlen uns Daten darüber, wie sich diese über einen längeren Zeitraum verändern und was die Haupttreiber sind. Solche Erkenntnisse wären wichtig, um die Akklimatisierungsstrategien verschiedener Baumarten besser verstehen zu können. Genau das war das Ziel der Masterarbeit von Joachim Zhu.

Für seine Arbeit durfte er auf Blattmaterialsammlungen zurückgreifen, die über zwei Jahrzehnte im Rahmen des Schweizer Langzeitforschungsprogrammes für Waldökosysteme (LWF) der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) erfasst wurden. Zhu analysierte Veränderungen der blattmorphologischen Merkmale von Buchenblättern und Fichtennadeln im Zeitraum von 1995 bis 2019.
Er kombinierte den einzigartigen Datensatz mit Langzeitdaten von potenziellen Einflussfaktoren (z.B. meteorologische Daten), um zu verstehen, wie sich diese auf die beiden wichtigsten Baumarten der Schweiz auswirken. Die Ergebnisse wurden im «Frontiers in Forests and Global Change» publiziert.
Magazin infoHAFL
Dieser Beitrag ist Teil der Sommer-Ausgabe unseres Magazins infoHAFL.