Personzentrierung in der Pflege: Trend und Forderung

09.10.2023 Das Fachbuch «Personzentrierte Pflegepraxis» zeigt, wie das Konzept der Personzentrierung entwickelt, vermittelt und beforscht werden kann. Der Autor Christoph von Dach erklärt, warum dieses Konzept visionär ist.

Wie können die Patient*innen wieder in den Mittelpunkt der gesundheitlichen Versorgung gestellt werden? Dieser Frage widmet sich das Fachbuch «Personzentrierte Pflegepraxis – Grundlagen für Praxisentwicklung, Forschung und Lehre», das am 9. Oktober 2023 erscheint. Christoph von Dach, Dozent im Master-Studiengang Pflege der Berner Fachhochschule, hat das Werk zusammen mit Hanna Meyer und mehreren Co-Autoren aus der Schweiz, Deutschland und Österreich verfasst. Der Pflegewissenschaftler war an der erfolgreichen Umsetzung des Konzepts im Rahmen der Praxisentwicklung in den Solothurner Spitäler AG beteiligt. «Ich sehe in der personenzentrierten Pflegepraxis einen sehr grossen Wert für die Zukunft der Pflege und des Schweizer Gesundheitswesens», sagt von Dach. «Sie kann ein wichtiger Baustein zur Lösung unserer aktuellen Probleme sein, indem sie beispielsweise dazu beiträgt, dass Pflegende im Beruf bleiben.»

Unser zum Teil krankes Gesundheitssystem kann gesund werden, wenn personzentrierte Kulturen entstehen.

  • Christoph von Dach

Eine gesundheitsfördernde Kultur schaffen

Personzentrierung, also den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, ist derzeit nicht nur im Gesundheitswesen gefragt. «Es ist ein gesellschaftlicher Trend, ja eine Forderung», erklärt von Dach. «Unser zum Teil krankes Gesundheitssystem kann gesund werden, wenn personzentrierte Kulturen entstehen.» Das Ziel der personzentrierten Praxis sei eine gesundheitsfördernde Kultur. Das bedeute, dass alle Personen in einer Institution, also Patient*innen, Angehörige und Gesundheitsfachpersonen, Gesundheitsförderung erleben. «Deshalb hat das Konzept etwas sehr Visionäres».
Bisher gab es nur ein Fachbuch zum Thema Personzentrierte Pflege, eine Übersetzung aus dem Englischen. «Der Verlag wünschte ein Buch, das in der Schweiz geschrieben wurde», erzählt Christoph von Dach über den Entstehungsprozess. «Ein Buch, das die Thematik aus dem deutschsprachigen Kulturraum aufarbeitet und mit Beispielen aus der Praxis belegt.» Das entstandene Werk ist ein Leitfaden für Pflegemanager*innen, -expert*innen und -dozent*innen. «Es beschreibt die Grundlagen aus der Praxisentwicklung, der Lehre und der Forschung. Und ja: Zur Personzentrierten Praxis gibt es bereits reichhaltige Forschung», so von Dach.

Wichtig für die Clinical Nurse Specialists

Im Master-Studiengang Pflege der BFH ist die «Middle Range Theory» der Personzentrierten Praxis ein fester Bestandteil. «Wir vermitteln sie als einen möglichen und zentralen Rahmen für die Praxisentwicklung in der Pflege», erklärt der Dozent. Damit sei das Konzept vor allem für die Studierenden relevant, welche die Vertiefung Clinical Nurse Specialist (CNS) wählen. Clinical Nurse Specialists sind auf die Implementierung von Wissen spezialisiert, coachen Mitarbeiter*innen und fördern die interprofessionelle Zusammenarbeit. «Wir bauen an der BFH ein Forschungsfeld für personzentrierte Praxis auf», erläutert Christoph von Dach die weiteren Pläne. «Zudem wird die Fachhochschule neu Mitglied der Person-centred Practice International Community of Practice (PCP-ICoP). Dabei handelt es sich um eine internationale Gemeinschaft von Gesundheitsorganisationen und Privatpersonen, die das Wissen über Personzentrierung vorantreiben wollen». Christoph von Dach ist darin Mitglied des Boards of Directors und vertritt den deutschen Sprachraum.

Fachbuch Personzentrierte Pflegepraxis

Das Fachbuch «Personzentrierte Pflegepraxis – Grundlagen für Praxisentwicklung, Forschung und Lehre» kann beim Hogrefe Verlag bestellt werden.

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Fachgebiet: Gesundheit, Gesundheitstechnologien + Public Health, Pflege