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Bio-Gipfel 2024: Mit Bio «Brücken» bauen
12.11.2024 Unter dem Motto «Bio baut Brücken» bot der 4. Bio-Gipfel an der BFH-HAFL in Zollikofen faszinierende Einblicke in Projekte und inspirierende Ansätze, die Wege zu einer nachhaltigeren Zukunft aufzeigen.
Die BFH erhielt kürzlich vom WWF die Anerkennung als führende Fachhochschule in Sachen Nachhaltigkeit. Mit grosser Freude darüber und über das rege Erscheinen eröffnete Ute Seeling, Direktorin der BFH-HAFL, den Bio-Gipfel 2024. «Dies bekräftigt unser Engagement, Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre als Leitlinie zu verankern», sagte Seeling. Zum Thema ‘Brücken bauen’ – das Motto des diesjährigen Bio-Gipfels – nahm Nachrednerin Ständerätin Flavia Wasserfallen Bezug. Oft werde der Ausdruck ‘Brücken bauen’ eher als leere Floskel gebraucht und sei kaum mit echten Inhalten gefüllt, meinte die SP-Politikerin. Sie selbst müsse im eher konservativen und ländlich geprägten Ständerat jeden Tag Brücken bauen. Dazu gehöre der Versuch, die anderen zu verstehen. Brückenbau brauche Offenheit für Veränderung und Innovation. Ihr eigenes Brückenbau- und Herzensprojekt ist das 2010 gegründete «Bioabi». Der Verein beliefert Berner Haushalte direkt ab Hof.
Komplexität zulassen
Direkt vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick kommt die Wissenschaftlerin und Key Note-Sprecherin Rebekka Frick. Sie baut in ihrer Arbeit täglich Brücken und arbeitet in Forschungsprojekten, die zwei Aspekte gemeinsam haben: Die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Praxis und die Erforschung von deren Arbeitswelten und -realitäten. Dabei arbeitet sie mit Systemdenken, mit sogenannten «Causal Loop Diagrams». Anhand der Verfügbarkeit regionaler Bio-Hafermilch zeigte sie, wie auf so Komplexität reduziert und Geschichten erzählt werden können. Rebekka Frick will Mut machen, Komplexes zuzulassen, sich auf Neues einzulassen, Fragen zu stellen und so neue Beziehung – Brücken – aufzubauen.
Flexibilität als oberstes Gebot
Marilena Schumann von der Stiftung für ökologische Entwicklung Biovision Schweiz zeigte auf, wie Ernährungssysteme nachhaltig gestaltet werden können. Beispielsweise über ein Projekt, das Bioprodukte in die Ladenregale Tansanias bringt oder Bioprodukten, die in einem aargauischen Alters- und Pflegeheim «einziehen». Auch Beat Baumgartner von Bogen 17 baut Brücken über die Gastronomie. Seit 12 Jahren betreibt er mit seinem Team während der Sommerzeit einen Gastro-Container am Ufer des Wohlensees. Dabei setzt er auf gute Beziehungen zu den Zulieferern. «Unsere Lieferanten müssen flexibel sein, denn unser Outdoor-Betrieb ist stark vom Wetter abhängig», sagt er. Und appelliert an die Gastronomie im Allgemeinen, die Ansprüche an die Lebensmittel auch mal zu senken. Nicht jedes «Rüebli» müsse gleich aussehen.
«Richtig» Zuhören
Martin Steiner von der Dargebotenen Hand Bern baut Brücken über das Zuhören. Und zwar über das aktive Zuhören, was bedeutet, dem Gegenüber wirklich zuzuhören, dabei in Kontakt mit sich selbst zu bleiben, Freude an der Begegnung zu haben und sich darüber bewusst zu werden, was man wirklich möchte. Der Mensch sei von Natur aus auf Kooperation ausgelegt, gab er zu bedenken.
Im Anschluss zeigten zwei landwirtschaftliche Betriebe auf, wie sie im täglichen Hofalltag Brücken bauen. So führen Thom und Salome Wieland im emmentalischen Röthenbach nicht nur einen Biomilchbetrieb, sondern bieten über einen Verein auch betreutes Wohnen an. Der Kulturhof Hinter Musegg in Luzern wiederum baut Brücken über Freizeit- und Schulangebote für Kinder und Jugendliche sowie über verschiedene Erlebnispfade.
Beim anschliessenden Speeddating und Lunch nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, Kontakte zu vertiefen – eine wesentliche Brücke dieses Events. Der Nachmittag bot sechs Workshops zur Wahl, darunter das Projekt «Sounding Soil», das Klänge des Bodens hörbar macht, und ein Experiment zum aktiven Zuhören.
Impressionen
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Rubrik: Forschung