Biocities – Den Wald in die Stadt holen

25.07.2024 Wer an einem heissen Sommertag einen Spaziergang durch den Wald macht, spürt sofort den wohltuenden und kühlenden Effekt der Natur. Genau diesen Effekt möchte die Forscherin Jerylee Wilkes-Allemann in die Städte bringen.

Gerade im Sommer profitieren Städte von grünen Bereichen und nahen Wäldern. Bild: KI-generiert, Adobe Stock
Gerade im Sommer profitieren Städte von grünen Bereichen und nahen Wäldern. Bild: KI-generiert, Adobe Stock


So schön der Sommer ist, so sehr kann er belasten, wenn es zu heiss ist. Unter hohen Temperaturen ächzen besonders städtische Gebiete. Beton- und Asphaltflächen heizen die Umgebung zusätzlich auf, was zum sogenannten Hitzeinsel-Effekt führt. Bäume können diesem Effekt entgegenwirken, sei es durch einzelne Bäume oder Baumgruppen, Alleen, Parkanlagen oder stadtnahe Wälder. «Diese Urban Forests bilden das Bindeglied zwischen ländlichen Regionen und städtischem Gebiet. Sie sind das Rückgrat von Biocities», erklärt Jerylee Wilkes-Allemann, Senior Scientist im Fachbereich Waldwissenschaften an der BFH-HAFL. Biocities repräsentieren die Städte der Zukunft, in denen grüne Räume als zentrale Elemente der Stadtplanung fungieren. Sie zeichnen sich durch eine ganzheitliche Gestaltung aus, die mehrere Ebenen – beispielsweise Architektur, Technik und Soziales - integriert.

Der Weg ist noch weit

«Leider wird der Nutzen und Wert von Urban Forests von vielen Städten nach wie vor nicht erkannt. Oft werden Bäume und Baumgruppen als Last empfunden, stehen scheinbar im Weg und werden entfernt», bedauert Wilkes-Allemann. Gerade im Zusammenhang mit dem Klimawandel wäre es jedoch wichtig, die Leistungen von Bäumen zu schätzen, zu schützen und zu fördern. Damit Bäume und Wälder in die Städteplanung integriert werden, braucht es gemäss Wilkes-Allemann politische Willen, sonst könne kein gesellschaftlicher Wandel stattfinden. «Angesichts des grossen Bedarfs an Wohnraum lassen sich Regelungen aber nur schwer durchsetzen», so die Waldwissenschaftlerin. Sie ist überzeugt, dass Urban Forests auch bei Neubauprojekten möglich sind: «Bei Neubauten sollten die bestehenden Bäume von Anfang an in die Planung integriert werden. Dies ist weitaus sinnvoller, als Baumflächen erst zu fällen und dann wieder zu pflanzen.»

Die dänische Hauptstadt Kopenhagen ist Vorreiterin in Sachen Urban Forests. Bild: Adobe Stock
Die dänische Hauptstadt Kopenhagen ist Vorreiterin in Sachen Urban Forests. Bild: Adobe Stock

Ohne Bäume kein Leben

Um das Klima in den Städten langfristig erträglich zu gestalten, ist die Begrünung der Städte von zentraler Bedeutung. «Bäume und Wälder erbringen eine Vielzahl an Ökosystemleistungen», betont Wilkes-Allemann. «Sie liefern Sauerstoff und filtern gleichzeitig Schadstoffe aus der Atmosphäre. Sie bieten zudem Erholungsräume für uns Menschen und helfen mit, unsere Gesundheit zu verbessern.» Ein Spaziergang durch den Wald reduziere nachweislich den Cortisolspiegel – ein Indikator für Stress. Daher sei es besonders wichtig, die stadtnahen Wälder, die etwa 18 Prozent der Schweizer Wälder ausmachen, zu schützen und zu pflegen – damit Städterinnen und Städter bei Hitze abkühlen können.

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Fachgebiet: Agronomie + Wald