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Lebensmittelpreise: Wie sie entstehen und wirken
05.12.2024 Wie kommen Lebensmittelpreise zustande und wie beeinflussen sie uns im Alltag? Mit dieser Frage startete die Veranstaltungsreihe der BFH-HAFL und des Departements Gesundheit BFH. Über 100 Teilnehmende erhielten in Vorträgen spannende Einblicke.
Lebensmittelpreise sind ein komplexes Thema. Die Online-Veranstaltung beleuchtet diese Vielschichtigkeit aus drei Perspektiven: wirtschaftlich, agrarpolitisch und soziologisch.
Lebensmittelpreise und unsere Ausgaben
Werden Lebensmittel immer günstiger? Geben wir weniger dafür aus? Diesen Fragen widmete sich Sven Grossrieder, Dozent für Agrarwirtschaft an der BFH-HAFL. Zwar wird in der Schweiz pro Person mehr für Lebensmittel ausgegeben. Doch: «Gemessen am gesamten Haushaltsbudget ist der Anteil der Ausgaben für Lebensmittel stark gesunken – auf unter 6 Prozent», resümiert Grossrieder. Der Grund dafür: Steigende Einkommen führen dazu, dass wir zusätzliches Geld vermehrt für andere Dinge ausgeben. Ein wichtiger Faktor für die Einkommenssteigerung ist der technische Fortschritt: Innovationen wie moderne Maschinen machen die Produktion effizienter und günstiger. «Aus ökonomischer Sicht gibt es keinen Grund, Lebensmittel mit einer bestimmten Qualität nicht möglichst billig zu produzieren», so Grossrieder. Unter zwei Bedingungen: Die Preise decken sowohl die Produktionskosten als auch externe Kosten.
Die Dynamik der Preisbildung
Die Preise für landwirtschaftliche Produkte schwanken im Jahresverlauf – warum? Mit dieser Frage stieg Hansjürg Jäger, Dozent Agrarpolitik und -märkte an der BFH-HAFL, in seinen Vortrag ein. Die Ursachen für kurzfristige Preisschwankungen sind vielfältig: von inelastischer Nachfrage und Saisonalität über Abhängigkeit von Energiepreisen bis zu agrar- und handelspolitischen Eingriffen. «Die Produktion birgt Risiken, die sich in den Preisen spiegeln. Doch grundsätzlich bestimmen Angebot und Nachfrage das Preisniveau», erklärte Jäger. «Es gibt aber auch Preisbildungsmechanismen.» Ein Beispiel ist die Milchsegmentierung: Milch wird in unterschiedliche Qualitäts- und Verwendungsgruppen unterteilt, die jeweils andere Preise erzielen. «Ziel dieses Mechanismus ist es, die Wertschöpfung möglichst hochzuhalten», so Jäger weiter. Auch externe Effekte – also nicht im Preis abgebildete Kosten oder Nutzen – können bei der Preisbildung mitwirken. «Beispielsweise kann das Tierwohl zur Vermarktung genutzt werden, was jedoch höhere Kosten verursacht», erläuterte Jäger abschliessend.
Die Menschen im System
Wie herausfordernd das Leben als Landwirtin oder Landwirt finanziell sein kann, zeigte Sandra Contzen, Dozentin für Agrarsoziologie. «Auch wenn die Einkommen in der Landwirtschaft stabil geblieben sind, bleiben sie niedrig», klärte Contzen auf und ergänzte: «Ein Drittel des Gesamteinkommens von Bauernfamilien stammt aus ausserlandwirtschaftlichem Erwerb». Ein weiteres Thema ist das bäuerliche Wirtschaften, das nach wie vor von Selbstausbeutung geprägt ist. Besonders in Familienbetrieben arbeiten Landwirtinnen und Landwirte oft ohne oder mit sehr niedrigem Lohn. Sie sehen die Selbstausbeutung als notwendige Massnahme, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ist Profit so überhaupt erlaubt? Contzen erklärte: «Viele Betriebe legen weniger Wert auf den Profit und mehr auf die Weitergabe des Unternehmens an die nächste Generation.»
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Rubrik: Forschung