Netz-Anlagenschutz (NA-Schutz) für Photovoltaikanlagen

11.07.2024 Jede PV-Anlage muss mit einem sogenannten NA-Schutz geschützt werden. PV-Wechselrichter haben diesen Schutz integriert. Trotzdem wurde bisher gefordert, dass dieser Schutz zusätzlich als externes Schutzgerät installiert wird. Zu Recht?

Die Sicherheit des elektrischen Stromnetzes ist nur gegeben, wenn sich die Netzspannung und Netzfrequenz in engen, normativ vorgegebenen Grenzen bewegen. Werden diese Grenzen verletzt, drohen Schäden an elektrischen Verbrauchern und insbesondere an den grossen Kraftwerken. Damit dies nicht geschieht, trennen sie sich vom Netz. Das Stromnetz fällt dann aus, es tritt zumindest lokal ein Blackout ein. Auch Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) müssen sich dann vom Netz trennen: Es wäre gefährlich, wenn ein unzulässiger Netzzustand von PV-Anlagen weiter erhalten würde. Jede PV-Anlage muss deshalb über entsprechende Schutzfunktionen, genannt «NA-Schutz» verfügen.

Bis ins Jahr 2024 wurde vielfach debattiert, ob diese Schutzfunktion im Wechselrichter integriert sein darf oder ob sie zusätzlich extern aufgebaut werden muss. Die Branchenempfehlung NA/EEA des Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) fordert seit 2014 und noch deutlicher seit 2020, dass PV-Anlagen ab 30 kVA mit einem externen NA-Schutz versehen werden müssen. Gründe für und gegen den externen NA-Schutz wurden vielfach ausgetauscht, doch kein Konsens gefunden. Letztendlich entscheidet jeder Netzbetreiber für sich, was in seinem Netzgebiet gilt.

Ein grosses Konsortium bestehend aus diversen Netzbetreibern, Verbänden und Hochschulen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland haben sich 2022 zusammengeschlossen, um in dieser Sache eine gemeinsame Lösung zu finden.

Wechselrichter benötigen keinen externen NA-Schutz

Im Juni 2024 ist das Projektkonsortium zum Konsens gekommen, dass die Nachteile des externen NA-Schutzes den Vorteilen überwiegen. Dabei wird insbesondere auf Folgendes hingewiesen:

  • Die Tatsache, dass der externe NA-Schutz für kein realistisches und relevantes Störszenario einen Mehrwert bietet.
  • Die hohen Kosten für den externen NA-Schutz.
  • Die hohe Funktionalität und Sicherheit, über die jeder Wechselrichter ohnehin verfügt.
  • Die zusätzliche Komplexität und damit Störungsanfälligkeit bei Inbetriebnahme und Betrieb, die mit dem externen NA-Schutz zum System hinzugefügt wird.

Aktualisierung der Branchendokumente

Die Projektmitglieder, die ebenfalls in der zuständigen Fachkommission des VSE Einsitz haben, welche die VSE-Branchenempfehlung NA/EEA verfassen, werden die Erkenntnisse aus dem Projekt in die neue Fassung einfliessen lassen. Die Publikation wird für Anfang 2025 erwartet.

Was gilt bis dahin? Dieses Projekt hat keinen Einfluss auf die Rechtslage: Der Verteilnetzbetreiber macht die Vorgaben, ob ein externer NA-Schutz benötigt wird oder nicht. Einige Netzbetreiber verzichten schon heute auf den NA-Schutz, andere werden sich strikt an die aktuell gültige Branchenempfehlung des VSE halten. Ab dem Erscheinen der neuen Branchenempfehlung kann davon ausgegangen werden, dass kein externer NA-Schutz mehr installiert wird.

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