Regierungspräsident Müller und Berner Fachhochschule fördern Sicherheitsdialog mit der Gesellschaft

29.05.2024 Sicherheit hat verschiedene gesellschaftliche Perspektiven. Dies zeigte sich in der Veranstaltungsreihe des Berner Regierungspräsidenten Philippe Müller, welche die Berner Fachhochschule (BFH) eng begleitete.

Im Zentrum der sechs Anlässe stand der Austausch mit unterschiedlichen Gesellschafts- und Altersgruppen. «Für die BFH war die Veranstaltungsreihe «Sicherheitsperspektiven» eine spannende Chance, um Wissenschaft und Gesellschaft zu den vielfältigen Aspekten der Sicherheit zusammenzubringen», konstatiert BFH-Rektor Sebastian Wörwag.

Das offene Format – von Stadtspaziergängen bis Jugendtreffs – war seiner Meinung nach auch eine gute Möglichkeit, mit diversen Gesellschaftskreisen ins Gespräch zu kommen, um aktuelle Sicherheitsbedürfnisse und deren Wahrnehmungen zu diskutieren. «Es zeigt sich, dass Sicherheit eine geteilte Aufgabe zwischen Individuen, Gesellschaft und Staat ist», so Sebastian Wörwag weiter.

Roger Filliger (2. von links) unterhält sich mit Regierungspräsident Philippe Müller (2. von rechts)
Roger Filliger (2. von links) unterhält sich mit Regierungspräsident Philippe Müller (2. von rechts) über Fragen der technischen Sicherheit.

Vielfalt der BFH vertreten

Von Seiten der BFH waren zahlreiche Expert*innen aus verschieden Disziplinen an der Veranstaltungsreihe beteiligt – von der Sozialen Arbeit, über Technik und Informatik bis hin zur Architektur. So begleitete beispielsweise Emanuela Chiapparini, Leiterin des Instituts Kindheit, Jugend und Familie den Regierungspräsidenten auf einem Stadtspaziergang in Bern/Bümpliz. «Mit der richtigen Unterstützung könnten die identifizierten Herausforderungen noch besser angegangen werden», resümiert die Expertin für Kinder- und Jugendforschung sowie für Beteiligungsprozesse von armutserfahrenen Personen die Gespräche im Westen von Bern.

Emanuela Chiapparini (links) und Regierungspräsident Philippe Müller auf einem Spaziergang in Bümpliz.
Emanuela Chiapparini (links) diskutiert mit Regierungspräsident Philippe Müller die Herausforderungen des Quartiers Bümpliz, besonders der Jugend.

Jugendliche stärker einbinden

Als Beispiel nennt sie den monatlichen runden Tisch mit Fachpersonen, Polizei und Quartiersverein. An diesem werden Vorkommnisse besprochen und Massnahmen ergriffen. «Hier wäre aus meiner Sicht interessant, wenn auch die Jugendlichen vertreten sein könnten.» Weiter erwähnt sie, dass das Quartier dringend einen Jugendtreff benötige. Zudem sollten Einsätze von zivilen Polizist*innen verstärkt werden, die gezielt das Gespräch mit Jugendlichen suchen. «Dies wäre eine nachhaltige Investition für ein gelingendes Aufwachsen und ein Zusammenleben in Vielfalt.» 

Prävention mit Jugendlichen zusammen erarbeiten

Die BFH-Professorin nahm auch an einem Austausch von 50 Lernenden der Technischen Fachschule Bern mit dem Regierungspräsidenten teil. Hauptthema war die Sicherheit in verschiedenen Lebensbereichen. Dabei ging es um Fragen wie Alkohol an Grossveranstaltungen, Polizeipräsenz Cyberrisiken, wandelnde Gesellschaft und Mobilität.

«Die Rolle von Alkohol bei Grossveranstaltungen und die dezidierte Haltung einzelner Lernenden, restriktiver und gesamtgesellschaftlich mit dem Alkoholkonsum politisch vorzugehen, erstaunte mich», sagt Chiapparini. Er stehe in einem Widerspruch zu den realen Zahlen. Hier sieht sie aber eine Chance. «Es wäre wertvoll, die Präventionsarbeit zusammen mit den Jugendlichen zu erarbeiten», sagt sie. 

Emanuela Chiapparini (2. von rechts) hört den Fragen der Lernenden der Technischen Fachschule Bern zu
Emanuela Chiapparini (2. von rechts) hört den Fragen der Lernenden der Technischen Fachschule Bern zu unter anderem Alkohol, Polizeipräsenz und Cyber zu.

Austauschgefäss hat grosses Potenzial

Tobias Baitsch, Leiter des Instituts für Siedlung, Architektur und Konstruktion begleitete Philippe Müller bei einem weiteren Stadtrundgang in Bern/Wankdorf. Für Baitsch zeigte sich hier exemplarisch der Konflikt zwischen den Bedürfnissen der Menschen, die dort leben an die gebaute Lebenswelt sowie den Ansprüchen von «externen», oft temporären Nutzern. Dazu zählt er die Betreiber*innen und Nutzer*innen von Sport-, Messe- und Konzertinfrastruktur aber auch internationale Firmen.

«Diese Konflikte bedürfen grosser Aufmerksamkeit und ein Abwägen von Prioritäten, um eine lebenswerte Stadt für alle zu ermöglichen», betont er. Als Austauschgefäss zwischen unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Ebenen seien die Rundgänge ein interessanter Ansatz mit grossem Potential, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen und gemeinsam an zukünftigen Lebensräumen zu arbeiten.

Tobias Baitsch und weitere Personen bei einem Quartierrundgang im Wankdorf
Die unterschiedlichen Bedürfnisse «externer» Nutzer*innen wie Sportveranstaltern und der lokalen Bevölkerung bedürfen Aufmerksamkeit, konstatiert Tobias Baitsch nach dem Quartierrundgang im Wankdorf.

Sensibilisierung angehender Fachkräfte

Der Regierungspräsident hat während seines Präsidialjahrs die BFH auch an der Berufsmesse des Berner Juras getroffen. «Gerade im Bereich der Interaktion Mensch-Maschine ist die Sicherheitsperspektive zentral und kann nicht nur an Maschinen ausgelagert werden», betont Roger Filliger, stellvertretender Direktor des Departements Technik und Informatik. Die Sensibilisierung angehender Fachkräfte sei deshalb ein wichtiges Element latent gelebter Sicherheit.

BFH bleibt am Thema Sicherheit dran

Regierungspräsident Philippe Müller zog bei der Abschlussveranstaltung ein positives Fazit und zeigte sich optimistisch: «Das Engagement und die Umsichtigkeit der Bevölkerung sind beeindruckend. Sie trägt einen wichtigen Beitrag zu unserer Sicherheit bei. Es wird interessant sein, zu sehen, welche Folgerungen die BFH daraus zieht.» 

«Diesen Ball werden wir aufnehmen», sagt Sebastian Wörwag, «denn gerade als Fachhochschule sind wir täglich damit beschäftigt, praxisorientierte Lösungen für die Gesellschaft zu erarbeiten.» Dies gelte auch für alle Perspektiven der Sicherheit.

Teilnehmende Expert*innen der BFH

  • Peter Affolter, Leiter Automobiltechnik, Departement Technik und Informatik TI 

  • Tobias Baitsch, Leiter des Instituts für Siedlung, Architektur und Konstruktion, AHB 

  • Regula Blaser, Dozentin/Studienleitung CAS Demenz und Lebensgestaltung, Institut Alter, Soziale Arbeit 

  • Emanuela Chiapparini, Leiterin Institut Kindheit, Jugend und Familie, Soziale Arbeit 

  • Roger Filliger, Stv. Direktor TI

  • Tobias Fritschi, Leiter Institut Soziale Sicherheit und Sozialpolitik, Departement Soziale Arbeit