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«Hebammenwissenschaft stärken, die Praxis vernetzen» – Susanne Grylka im Interview

15.01.2025 Susanne Grylka hat im Januar 2025 die Leitung des Fachbereichs Geburtshilfe und des Master-Studiengangs Hebamme an der BFH übernommen. Mit ihrer Erfahrung in Praxis, Forschung und Lehre ist es ihr ein grosses Anliegen, die Attraktivität der Studiengänge zu steigern und den Beruf der Hebamme nachhaltig zu stärken.

Das Wichtigste in Kürze

  • Dr. Susanne Grylka leitet seit Januar 2025 den Fachbereichs Geburtshilfe und den Master-Studiengang Hebamme.
  • Sie setzt auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Lehre, Forschung und Praxis, um die Profession der Hebammen weiterzuentwickeln.
  • Sie möchte die Attraktivität der Studiengänge fördern und die zukünftigen Fachkräfte auf die vielfältigen Herausforderungen im Gesundheitswesen vorbereiten.
Susanne Grylka

Sie sind seit dem 1. Oktober 2024 an der BFH tätig. Wie haben Sie den Start erlebt und was sind Ihre aktuellen Aufgaben? 

Seit Oktober befinde ich mich mit einem Pensum von 10% in der Einführungsphase als Studiengangsleitung MSc Hebamme. Die offizielle Übernahme der Studiengangsleitung sowie der Funktion als Fachbereichsleitung Geburtshilfe erfolgte im Januar 2025. Ich habe bereits viele Kolleg*innen kennengelernt und wurde sehr herzlich willkommen geheissen. Derzeit konzentriere ich mich auf die Bewerbung des Master-Studiengangs und die Einarbeitung in meine neue Rolle. Grundsätzlich ist es mir wichtig, Lehre, Forschung und Praxis gleichermassen zu fördern und eng miteinander zu vernetzen.

Es ist mir wichtig, Lehre, Forschung und Praxis gleichermassen zu fördern und eng miteinander zu vernetzen.

Susanne Grylka
Susanne Grylka Fachbereichsleiterin Geburtshilfe und Studiengangsleiterin MSc Hebamme

Zur Person: Susanne Grylka

Dr. Susanne Grylka ist Hebamme mit einem Master in Midwifery und einem PhD in Epidemiologie. Sie verfügt über breite klinische Erfahrung in der Schweiz und ist seit 2014 in der Hebammenforschung tätig. Nach ihrer Arbeit an der Medizinischen Hochschule Hannover wechselte sie 2016 an die ZHAW, wo sie die Forschung leitete und in die Lehre involviert war. Seit Oktober 2024 ist sie an der BFH und leitet seit Januar 2025 den Fachbereich Geburtshilfe sowie den MSc Hebamme. Parallel dazu schliesst sie Forschungsprojekte an der ZHAW bis 2027 ab.

Was hat Sie dazu bewogen, diese Position anzunehmen, und wie bringen Sie Ihre bisherigen Erfahrungen ein?

Als «Vollbluthebamme» mit viel praktischer Erfahrung und «Vollblutwissenschaftlerin» liegt mir sowohl die Profession als auch die Akademisierung des Hebammenberufs sehr am Herzen. Die neue Position bietet mir die Chance, aktiv zur Weiterentwicklung der Hebammenwissenschaft beizutragen und meine fachlichen, akademischen und persönlichen Kompetenzen einzubringen. Sie stellt zudem eine spannende berufliche Herausforderung dar, die auch Raum für persönliche Weiterentwicklung bietet.

Welche Herausforderungen sehen Sie im Gesundheitswesen und speziell in der Geburtshilfe?

Das Gesundheitswesen steht vor grossen Herausforderungen wie dem demografischen Wandel, steigenden Kosten und Fachkräftemangel. In der Geburtshilfe beschäftigen uns zudem sinkende Geburtenzahlen sowie hohe Kaiserschnitt- und Interventionsraten, die kurz- und langfristige gesundheitliche Folgen für Mütter, Kinder und ihre Familien haben können. Unser stark medikalisiertes und teures Gesundheitssystem birgt einerseits Chancen, die mütterliche und kindliche Mortalität niedrig zu halten, birgt andererseits aber auch Risiken durch unnötige Interventionen. Eine Balance zu finden, die auf evidenzbasierten Massnahmen beruht und gleichzeitig die Gesundheit langfristig fördert, ist zentral und zugleich herausfordernd..

Ziel ist es, allen Familien – auch jenen aus marginalisierten Gruppen oder mit Risikofaktoren – eine respektvolle, ganzheitliche Betreuung zu ermöglichen.

Susanne Grylka
Susanne Grylka Fachbereichsleiterin Geburtshilfe und Studiengangsleiterin MSc Hebamme

Wie beurteilen Sie die zukünftige Entwicklung des Hebammenberufs und der Hebammenwissenschaft?

Zukünftig werden die Förderung hebammengeleiteter Betreuungsmodelle und die Stärkung der Kompetenzen von Hebammen entscheidend sein, um eine autonome und qualitätsgesicherte Versorgung zu gewährleisten. Ziel ist es, allen Familien – auch jenen aus marginalisierten Gruppen oder mit Risikofaktoren – eine respektvolle, ganzheitliche Betreuung zu ermöglichen und Interventionen gezielt dort einzusetzen, wo sie positive Outcomes sichern.

Die Hebammenwissenschaft ist noch jung. Sie hat sich aber in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und fokussiert stärker als die ärztliche Forschung auf Physiologie und salutogene Ansätze. Wichtig bleibt auch, dass Forschungsergebnisse in Lehre und Praxis einfliessen. BSc- und MSc-Studierende sollen einen engen Bezug zur Wissenschaft entwickeln, während evidenzbasierte Weiterbildungen die nachhaltige Weiterentwicklung des Hebammenberufs fördern.

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre neue Rolle gesetzt?

Mein Ziel ist es, die Attraktivität der Studiengänge und der Weiterbildung zu fördern und die Absolvent*innenzahlen im MSc zu steigern. Im BSc-Studiengang laufen bereits erfolgreiche Projekte wie FLINC, die vor allem gezielte Unterstützung erfordern. Im MSc und in der Weiterbildung möchte ich Ansätze stärken und weiterentwickeln, die noch Verbesserungspotenzial bieten. Gemeinsam mit den Teams möchte ich nachhaltige Lösungen erarbeiten und dabei die enge Verzahnung von Lehre, Forschung und Praxis fördern. Es ist mir wichtig, auf Bestehendem aufzubauen und den Fachbereich so weiterzuentwickeln, dass er für gesellschaftliche und politische Herausforderungen gewappnet ist. Ein besonderes Anliegen ist mir die Nachwuchsförderung, für die ich mich seit langem engagiere. Kolleg*innen, die sich weiterentwickeln möchten, beispielsweise indem sie ein PhD-Projekt in Angriff nehmen, möchte ich aktiv unterstützen.

Welche persönlichen Werte prägen Ihre Führungsarbeit?

Ein wertschätzender, freundschaftlicher und vertrauensvoller Umgang miteinander sowie eine transparente Kommunikation sind mir sehr wichtig. Als Führungsperson möchte ich immer eine offene Tür und offene Ohren für meine Mitarbeiter*innen haben. Ich setze auf einen partizipativen Führungsstil, bei dem die Mitarbeiter*innen aktiv einbezogen werden. Dabei ist es wichtig, Entscheidungen zu treffen, die von allen getragen werden, ohne das Team mit unwichtigen Details zu belasten. Als Teamplayerin organisiere ich gerne, behalte aber den Überblick, damit alle ihren Raum haben.

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