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Japan: Roboter bekämpfen Einsamkeit
17.12.2024 In Japan leisten Roboter einsamen Menschen Gesellschaft. BFH-Altersforscherin Sabina Misoch beobachtet diesen Trend und will in ihrer Arbeit beantworten, ob Ähnliches auch in der Schweiz funktionieren könnte.
Das Wichtigste in Kürze
- Japan erlaubt einen Blick in die demographische Zukunft der schweizerischen Gesellschaft.
- Roboter in der Pflege konnten sich in Japan bislang nicht durchsetzen.
- Heute kämpft Japan mit Robotern gegen die weit verbreitete Einsamkeit.
- Ob sich ein solcher Ansatz in der Schweiz durchsetzen könnte, ist noch offen.
Sabina Misoch ist gerade zurück aus Japan. Als Altersforscherin besucht sie das Land der aufgehenden Sonne immer wieder. «Ein Besuch in Japan ist wie ein Blick in die demographische Zukunft der Schweiz», sagt sie. Das Land mit seinem hohen Anteil älterer Menschen steht heute demographisch da, wo die Schweiz wahrscheinlich im Jahr 2050 stehen wird.
Wenige Roboter in der Pflege
Japan zeigt aber nicht nur das Problem, sondern auch viele innovative Lösungsansätze. Als Professorin für Altersforschung interessiert sich Sabina Misoch besonders dafür, wie Roboter im japanischen Gesundheits- und Pflegesektor eingesetzt werden und Technologien das Leben im Alter unterstützen. Anfänglich habe man in Japan vor allem damit experimentiert, Roboter in der Pflege einzusetzen.
Sie sollten also zum Beispiel menschliche Pflegefachkräfte dabei unterstützen, Patient*innen ins oder aus dem Bett zu helfen oder ansonsten zu unterstützen. Das Problem dabei, so Sabina Misoch: «Handlungen, die für uns Menschen sehr einfach sind, sind für Roboter unglaublich schwierig und komplex». Gerade auf ihrer letzten Reise fiel ihr auf, dass aktuell kaum noch Forschungsprojekte für einen Einsatz von Robotik in Kernaufgabebereich der Pflege vorzufinden sind.
Roboter gegen Einsamkeit
Heute geht der Trend in eine andere Richtung, beobachtet Misoch: So leisten Roboter älteren Menschen oft einfach Gesellschaft. Denn mehr noch als an der Überalterung oder am Mangel an Pflegefachkräften leidet Japan an Einsamkeit. Um dieser Pandemie der Einsamkeit zu begegnen hat Japan unter anderem «The Office for Policy on Loneliness and Isolation» ins Leben gerufen.
Aber auch die Forschungsaktivität gehe in diese Richtung, fasst Sabina Misoch zusammen: «Momentan versuchen viele Teams, Roboter zu entwickeln, die mehr Emotionen ausdrücken und damit besser für Interaktion und Kommunikation eingesetzt werden können.» Dadurch sollen Roboter in Japan schon bald die Einsamkeit vermindern helfen.
Kulturelle Unterschiede
Ob sich allerdings die geselligen japanischen Roboter auch für ein mitteleuropäisches Umfeld eignen, ist aktuell noch offen. Natürlich haben Japaner*innen einerseits einen ganz anderen Zugang zu Technologie, erzählt Sabina Misoch: «In Japan gilt der Roboter als beseelt.»
In Japan gilt der Roboter als beseelt
Gleichzeitig legen sowohl die Japanische, als auch die Schweizerische Gesellschaft grossen Wert auf ein gesellschaftliches Miteinander. Ganz ausschliessen würde Sabina Misoch Roboter gegen die Einsamkeit also auch in der Schweiz nicht.
Natürlich: Einsamkeit wird kaum durch Technologie allein eingedämmt werden. Interaktive Roboter könnten aber durchaus auch in der Schweiz Teil einer Lösung sein. Ob und wie gut Schweizer*innen Roboter in ihrem Alltag akzeptieren werden, ist nur eine der vielen Forschungsfragen, die Sabina Misoch aus Japan mitgebracht hat.