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Nachhaltige Holzkohle vom Studenten-Start-up | BFH
05.02.2024 Der BFH-Student Oliver Reinhard stellt mit seinem Start-up Olis Kohle auf nachhaltige Weise Schweizer Holzkohle her. Für den Markteintritt erhielt er unter anderem die Unterstützung von BFH SUSTAINS.
Es war im Sommer 2017. Oliver Reinhard hatte soeben seine Lehre als Forstwart beendet. An der Abschlussfeier nahm er einen neben dem Grill stehenden Holzkohlesack in die Hand und las darauf, dass das Material aus Paraguay kam. «Die Kohle könnte doch geradeso gut in der Schweiz hergestellt werden», dachte der frisch gebackene Forstwart. Weiter reichten seine Überlegungen nicht, er wandte sich wieder der Party zu.
Während des Praktikums, das er im Anschluss an die Lehre auf einem Bauernhof absolvierte, kam Oliver Reinhard mit Pflanzenkohle in Kontakt. Die Kühe und Kälber erhielten den Stoff als Futterzusatz. Er stammte ebenfalls aus dem Ausland und war überdies ziemlich teuer. «Die Kohle könnte doch genauso in der Schweiz und erst noch günstiger produziert werden», ging es Oliver Reinhard wieder durch den Kopf.
Weder Rauch noch Feinstaub
Diesmal liess ihn der Gedanke nicht mehr los. Er nahm sich vor, Schweizer Holzkohle zu produzieren, die neue Massstäbe setzt: Nachhaltig, umweltschonend und sozialverträglich sollte sie sein. Kriterien, welche die importierte Holzkohle oft nicht erfülle, wie Oliver Reinhard im Gespräch ausführt. Oft enthalte sie wegen unsorgfältiger Herstellungsverfahren hohe Feinstaubkonzentrationen oder setze beim Verbrennen viel Rauch frei, stamme teilweise aus Raubbau von Tropenwäldern und lege nicht selten weite Wege zurück, bis sie bei uns in den Läden stehe.
Nachdem er sein Studium der Waldwissenschaften an der HAFL aufgenommen hatte, kratzte Oliver Reinhard sein gesamtes Erspartes zusammen und kaufte sich einen hochwertigen Holzkohleofen, den er auf dem Bauernhof seiner Eltern in Stammheim aufstellte. Dank hoher Temperaturen und eines Trockendestillationsverfahrens kann er damit die Holzkohle in der von ihm gewünschten Qualität produzieren. «Meine Holzkohle ist die einzige in der Schweiz, die weder Rauch entwickelt noch Feinstaub freisetzt», hebt Oliver Reinhard selbstbewusst hervor.
Das Holz bezieht er nach eigenen Angaben hauptsächlich von einer Sägerei in der Nachbarschaft. Es handle sich um Abfallholz aus der Produktion, das vorgetrocknet sei und dank des geringen Wassergehalts beim Verkohlungsprozess weniger Energie erfordere, wie Oliver Reinhard erläutert.
Gourmetrestaurants als Kunden
Im Februar 2023 hat Oliver Reinhard mit seiner Firma Olis Kohle die Produktion aufgenommen und seither etwa 40 Tonnen Holz zu rund 10 Tonnen Kohle verarbeitet. Nicht schlecht, in Anbetracht des Umstandes, dass der Ofen im Sommer wegen technischer Probleme stillstand. Im August bekam Oliver Reinhard schliesslich einen neuen Ofen und seither läuft die Produktion rund.
Support erhält er von seinen Eltern, die mithelfen, dass der Ofen an sechs Tagen die Woche unter Dampf steht. Rund 70 Prozent seiner Kohle setze er im Fachhandel ab, erklärt Oliver Reinhard. Den Rest teilen sich Privatkunden, die entweder vorbeikommen oder online einkaufen, und – wie der Köhler nicht ohne Stolz erwähnt – einige Gourmetrestaurants.
BFH SUSTAINS hat mir überhaupt ermöglicht, dass ich mich im Markt präsentieren konnte.
BFH SUSTAINS half auf die Beine
Nicht nur die Eltern sind für Olis Kohle eine wichtige Stütze, auch die BFH hat das Start-up unterstützt. So erhielt er von der Nachhaltigkeits-Community BFH SUSTAINS finanzielle Mittel für das Marketing, die Kreation des Firmenlogos und die Gestaltung der Verpackung. «BFH SUSTAINS hat mir überhaupt ermöglicht, dass ich mich im Markt präsentieren konnte», sagt Oliver Reinhard dankbar.
Zudem habe er durch die Community seinen Kollegen Andreas Jeker getroffen, der ihn als Student im Departement Wirtschaft mit seinem betriebswirtschaftlichen Wissen begleite. Auch die Nachfolgeorganisation von BFH SUSTAINS, die hochschulübergreifende Initiative Students4Sustainability (s. Kasten), hat Olis Kohle inzwischen unter die Arme gegriffen. Dank dieses Zustupfs hat Oliver Reinhard technische Optimierungen an seinem Ofen vornehmen und Laboranalysen der Kohle durchführen lassen können. Letztere hätten ihm bestätigt, dass sein Produkt die gesteckten Ziele in Sachen Qualität und Umweltverträglichkeit erfülle, hält er zufrieden fest.
Nachhaltige Projekte fördern: Students4Sustainability
Nachhaltige Entwicklung ist eines der drei strategischen Themenfelder der BFH. Sie will damit zur gesellschaftlichen Transformation und zur Realisierung der weltweiten Ziele für eine nachhaltige Entwicklung beitragen.
BFH SUSTAINS/Students4Sustainability
Ein Instrument ist die Community BFH SUSTAINS. Sie hat die Entwicklung und Lancierung nachhaltiger Projekte von Studierenden unterstützt und deren Vernetzung mit Gleichgesinnten gefördert. Im zweiten Quartal wird BFH SUSTAINS in die neue Initiative Students4Sustainability überführt, welche alle Berner Hochschulen gemeinsam tragen.
Grosse Pläne
Seit kurzem steht auf dem Bauernhof von Oliver Reinhards Eltern ein zweiter Holzkohleofen. Der Köhler hat hochfliegende Pläne für seine Firma: «Die Schweizer Holzkohle ist mein Go-to-Market-Produkt. Langfristig möchte ich Pflanzenkohle im grossen Stil produzieren.» Damit lasse sich CO2 in landwirtschaftlich genutzten Böden einlagern, die Bodenfruchtbarkeit erhöhen und erst noch auf klimaverträgliche Weise Wärme produzieren, zählt der Jungunternehmer begeistert auf. Es klingt, als sei seine Imagination längst in Realität erwachsen.
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