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Praxisausbildung – ein wichtiges Puzzleteil im Studium

13.11.2024 Viele Studierende sammeln in den Praxismodulen ihre ersten Berufserfahrungen. Im Interview erklärt Dajana Hubacher, wie sich Praxisausbildner*innen ideal auf ihre Rolle vorbereiten können und weshalb sie dafür einen neuen CAS entwickelt.

Das Wichtigste in Kürze

  • In ihren Praxismodulen erleben Studierende zum ersten Mal ihre Berufsrolle und werden sozusagen in ihrer Profession «sozialisiert».
  • Die Praxisausbildner*innen lernen mit dem Coaching-Ansatz, die Studierenden optimal zu begleiten und erste Führungserfahrungen zu sammeln.

Welche Rolle nehmen die Praxisausbildner*innen (PA) in der Berufsbildung von Gesundheitsfachpersonen ein?

Dajana Hubacher: Das Lernen in der Praxisausbildung ist für die Studierenden sehr vielfältig und komplex. Die PA begleiten die Studierenden in ihrem Lernprozess, gestalten gemeinsam mit ihnen eine lernfördernde Umgebung, unterstützen sie bei der individuellen Zielsetzung, um die geforderten Kompetenzen erreichen zu können, und übernehmen Verantwortung bei der Kompetenzbeurteilung. Sie nehmen in diesem Kontext unterschiedliche Rollen wahr. So sind sie beispielsweise Coach, Expert*in, Beurteiler*in, Teamkolleg*in und auch Vorbild. Die Vereinbarkeit all dieser Rollen kann sehr herausfordernd sein.

Beispielbild für Praxisausbildung
Praxismodule verbinden Theorie und Praxis – und gehen weit über den reinen Wissenstransfer hinaus.

Welchen Einfluss hat die Praxisausbildung auf die berufliche Entwicklung der Studierenden?

In ihren Praxismodulen sammeln die Studierenden wertvolle Erfahrungen: Sie erleben zum ersten Mal ihre Berufsrolle und werden sozusagen in der Profession und im interprofessionellen Setting «sozialisiert». Die Entwicklung der Professionsidentität passiert also vorwiegend in der Praxis. Und eine starke Berufsidentität braucht es, um längerfristig im dynamischen Gesundheitswesen tätig zu sein. Sie lernen, sich selbst und ihre Praxis weiterzuentwickeln, zur Stärkung der Profession beizutragen und der Komplexität des Gesundheitswesens erfolgreich zu begegnen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Praxisausbildung wegweisend für die Professionalisierung der Gesundheitsfachpersonen ist.

Unser Ziel ist es, den Praxisausbildenden eine attraktive Weiterbildung anzubieten, damit sie ihrer Verantwortung gerecht werden können.

Dajana Hubacher
Dajana Hubacher Leiterin Interprofessionelle Weiterbildung

Dajana Hubacher: Kurzbiografie

Dajana Hubacher ist Physiotherapeutin MSc und hat sich neben berufsspezifischen Weiterbildungen zusätzlich auf die Hochschuldidaktik spezialisiert. Nach vielen Jahren als Studienleiterin Weiterbildung verantwortet sie seit diesem Jahr die Interprofessionelle Weiterbildung am Departement Gesundheit der Berner Fachhochschule.

Welche Kompetenzen erwerben Studierende in den Praxismodulen?

Es geht selbstverständlich um den Transfer des Gelernten in die Praxis. Aber eben nicht nur, sondern um viel mehr: In den Praxismodulen entwickeln die Studierenden eigene Einstellungen und Werte, ein Verständnis für die eigene Profession, die eigene Rolle und die Rollen der verschiedenen Gesundheitsprofessionen in der interprofessionellen Versorgung der Patient*innen. Sehr zentral in der Praxisausbildung sind die sogenannten überfachlichen Kompetenzen (Soft Skills). Dazu gehören beispielsweise zwischenmenschliche Fähigkeiten, die die Studierenden im Kontakt mit Patient*innen und ihren Angehörigen und Kolleg*innen weiterentwickeln.

Auch die Kompetenz, sich selbst und die Profession kritisch zu evaluieren respektive zu reflektieren gehört dazu. Reflexionsfähigkeit in Kombination mit der Fähigkeit zu kritischem Denken ist relevant, wenn wir beispielsweise von «Lifelong Learning» verbunden mit kontinuierlicher beruflicher Weiterentwicklung sprechen.

Welchen Stellenwert nimmt das Coaching ein?

In der Medical Education gewinnt das Coaching der Studierenden in ihrem Lernprozess zunehmend an Bedeutung. Insgesamt geht es um einen studierendenzentrierten Lernprozess, in dem die Studierenden die Steuerung und Verantwortung für ihr individuelles und persönliches Lernen und damit für ihre kontinuierliche Weiterentwicklung übernehmen.

Wir wissen, dass es den PA mit einem Coaching-Ansatz gelingt, die oben genannten Kompetenzen zu fördern und den Lernprozess der Studierenden optimal zu begleiten. Wie das funktioniert? Als Coach beantworte ich die Fragen der Studierenden in einem Lernprozess nicht direkt, sondern stelle die «richtigen» Fragen. Zudem erfasse ich, wie viel und welche Unterstützung die Studierenden brauchen, um im Lernprozess einen nächsten Schritt zu gehen. Ich weiss, mit welchen Methoden ich den Lernprozess ganz im Sinne der studierendenzentrierten Lehre fördere. Um nachhaltiges Lernen zu ermöglichen, ist aus meiner Sicht die Rolle als Coach zentral. Gleichzeitig ist es das Zusammenspiel der verschiedenen Rollen, die situationsgerecht eingesetzt werden müssen.

Was erwartet die interessierten Praxisausbildenden im neuen CAS?

Wie bereits erwähnt, sind die Rollen der PA sehr komplex und vielfältig. Unser Ziel ist es, den PA eine attraktive Weiterbildung anzubieten, damit sie dieser Verantwortung gerecht werden können. Viele PA begleiten die Studierenden bereits sehr gut in ihrem Lernprozess und greifen dabei auf ihre eigenen Erfahrungen und ihre Intuition zurück. Aus ihren Rückmeldungen wissen wir, dass dies gerade in komplexen Situationen und schwierigen Lernprozessen nicht ausreicht. Mit dem CAS kommen wir der Nachfrage der PA nach, sich für diese Herausforderungen zu wappnen. Der CAS baut auf dem bereits bestehenden Fachkurs Praxisausbildung Gesundheit auf. Die Absolvierenden des CAS werden über eine vertiefte Expertise im Bereich Praxisausbildung verfügen, um Lernprozesse optimal begleiten und Ausbildungskonzepte für die Praxis erarbeiten zu können.

CAS Coaching und Praxisausbildung

  • Im CAS Coaching und Praxisausbildung geht es uns darum, die PA auf die komplexen Aufgaben in ihrer Arbeit zu sensibilisieren. Es werden die notwendigen Fertigkeiten erarbeitet und ein eigenes Rollenverständnis entwickelt.
  • Mit unserem didaktischen Konzept sprechen wir alle Gesundheitsfachpersonen im Bereich der Praxisausbildung an, unabhängig von ihrer Erfahrung und davon ob bereits ein SVEB absolviert wurde oder nicht. Unsere Erkenntnisse und die Rückmeldungen der Absolvierenden zeigen, dass alle profitieren können.
  • Das Angebot ist hochschulunabhängig konzipiert. Dies bedeutet, dass keine BFH-spezifischen Vorgaben vermittelt werden (dazu sind die Workshops pro Fachbereich da). Besonders wertvoll ist dies für PA, die beispielsweise FH- und HF-Fachpersonen oder Studierende von verschiedenen Hochschulen begleiten.
  • Es ist ein multiprofessionelles Angebot. Es spricht also alle, die in der Begleitung der Professionalisierungsprozesse von in der Praxis tätigen Gesundheitsfachpersonen an.
  • Der CAS eignet zudem auch für Personen, die beispielsweise eine Ausbildungsverantwortung haben oder anstreben.
  • Im CAS erwerben PA Kompetenzen, die nicht nur im direkten Zusammenhang mit der Praxisausbildung stehen. Sie lernen viel über sich selbst und erhalten Methoden und Grundlagen, die beispielsweise in einer ersten Führungserfahrung eingesetzt werden können.
  • Hier finden Sie weitere Informationen: Fachkurs Praxisausbildung Gesundheit

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