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Wie SAC-Hütten 2050 aussehen könnten

29.08.2024 Die Klimaerwärmung verändert den alpinen Raum. Das wird Auswirkungen auf den Betrieb der SAC-Hütten haben. Studierende der BFH haben Ideen entwickelt, wie die SAC-Hütten der Zukunft aussehen könnten.

Warum hat die BFH ein Lehr- und Forschungsprojekt zu den SAC-Hütten der Zukunft durchgeführt?

Die Klimaerwärmung wird in den Alpen immer stärker spürbar. Der Permafrost geht zurück, die Gletscher schrumpfen, es wird vermehrt Steinschläge und Lawinen geben und zu Veränderungen im Wasserhaushalt kommen. Diese Entwicklungen werden auch Auswirkungen auf die SAC-Hütten haben, die oft an exponierten Orten stehen.

Die Routen zu einzelnen Hütten werden schwieriger und nur noch von geübten Bergänger*innen zu bewältigen sein. Andere, tiefer gelegene Hütten dürften durch den Anstieg der Vegetationsgrenze vermehrt zu Wanderzielen und damit auch stärker frequentiert werden als heute. In einem Projektatelier entwickelten Architektur-Master-Studierende der BFH Ideen, wie SAC-Hütten aussehen könnten, die an die veränderten Umweltbedingungen angepasst sind.

Wie sind die Studierenden vorgegangen?

Die Studierenden wählten vier unterschiedliche Landschaftstypen in den Schweizer Alpen aus und entwickelten Szenarien, wie die sich darin befindlichen SAC-Hütten im Jahr 2050 gestaltet und in die Landschaft integriert sein könnten. Um einen Eindruck vom Betrieb einer solchen Unterkunft zu erhalten, besuchten die Studierenden und Projektmitarbeitende die Lämmerenhütte, die oberhalb von Leukerbad auf einer Höhe von 2500 Metern liegt.

Gruppenfoto von Studierenden und Forschenden der BFH, die sich mit SAC-Hütten beschäftigen
Die Studierenden und Projektmitarbeitenden der BFH bei ihrer Exkursion zur SAC-Lämmerenhütte.

Wie könnten die SAC-Hütten nach den Vorstellungen der Studierenden dereinst aussehen?

Die Studierenden haben je nach Lage der Hütten unterschiedliche Zukunftsbilder entworfen. Dabei gingen sie auch bewusst über die Grenzen konventioneller Vorstellungen hinaus. Für die Lämmerenhütte entwickelte eine Studentin die Idee, dass als Folge der steigenden Vegetationsgrenze zur Selbstversorgung Schafe gehalten, eine Käserei betrieben und in einem Gewächshaus Agrarprodukte angebaut werden könnten.

Die Schreckhornhütte oberhalb von Grindelwald würde ein Student einer «Schrumpfkur» unterziehen. Sein Szenario sieht vor, die Hütte zu verkleinern und in eine Art festes, unbetreutes Grossbiwak umzuwandeln. Um dem Gedanken der Nachhaltigkeit zu entsprechen, hat er vorgeschlagen, das durch die Reduktion des Hüttenvolumens übrigbleibende Material wiederzuverwenden für Trennwände, Fassadenverkleidung oder auch Mobiliar.

Was war die grösste Herausforderung, die es im Projekt zu überwinden galt?

Es brauchte einiges Vorstellungsvermögen, um die Dynamik in der Landschaft vollumfänglich erfassen und daraus ein Bild formen zu können, wie sich ein Gebiet in 25 Jahren präsentieren wird. Diese Perspektive auf die konkrete Gestaltung einer SAC-Hütte herunterzubrechen, bedingte reichlich Fantasie. Es war zwar eine Herausforderung für sie, gleichzeitig empfanden die Studierenden die Aufgabe als motivierend und äusserst lehrreich.

Die Ideen der Studierenden liefern einen Denkanstoß für einen angepassten und nachhaltigen Umgang mit baulichen Ressourcen.

Welchen Nutzen hat das Forschungsprojekt für die Gesellschaft?

Die von den Studierenden entworfenen Bilder sind einerseits eine gute Grundlage für die Diskussion, wie die Zukunft der SAC-Hütten im sich verändernden Alpenraum aussehen soll. Anderseits bieten sie Ansätze, um die Frage zu beantworten, welche Auswirkungen die Klimaveränderung auf Bauten in unseren Siedlungsgebieten haben könnte. Und nicht zuletzt liefern die Ideen der Studierenden einen Denkanstoss für einen angepassten und nachhaltigen Umgang mit baulichen Ressourcen.

Wie geht es weiter mit den Ideen für die SAC-Hütten der Zukunft?

Der Schweizer Alpen-Club (SAC) ist daran, eine Strategie für die Zukunft der rund 150 Hütten in der Schweiz zu entwickeln. Erkenntnisse aus den Gestaltungsentwürfen der Studierenden werden da hineinfliessen. Anschliessend sind Gespräche mit den SAC-Sektionen vorgesehen, denen die Hütten gehören, mit dem Ziel, langfristige Perspektiven und konkrete Projekte für Umbauten oder Umnutzungen auszuarbeiten.

In einem weiteren Forschungsprojekt will die BFH untersuchen, welche Lehren sich aus der Situation der SAC-Hütten für die Entwicklung der Siedlungsgebiete in unserem Land ziehen liessen. Darin einbezogen werden Aspekte wie Raumnutzung, Wasser- und Energieversorgung sowie nachhaltiges, ressourcenschonendes Bauen.

Mehr über das Projekt und den BFH-Experten dahinter

Das Studienprojekt «Perspektiven SAC-Hütten 2050» hat die BFH gemeinsam mit dem Schweizer Alpen-Club (SAC) und der ETH Zürich durchgeführt.

Die Projektleitung hatte Hanspeter Bürgi inne. Er ist Partner eines Architekturbüros in Bern und Professor für Architektur im Departement Architektur, Holz und Bau der BFH. Seine Schwerpunkte in der Forschung liegen bei den Themen nachhaltiges Bauen, Bauen in den Alpen und im Himalaya, Wohnungsbau, Energie und Raumplanung.

Bürgi ist Präsident der Hüttenkommission des SAC. 2025 wird er eine Publikation zum Thema «Klima, Alpen, Architektur» veröffentlichen.

Dieser Artikel erschien zuerst im Anzeiger Region Bern. Er ist Teil einer Serie, in der Forschungsprojekte der Berner Hochschulen vorgestellt werden.

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