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Tech-Start-up Swiss Cluster: «Zeigen, wie es besser geht»

30.05.2024 Von der Hochschule zum erfolgreichen Deep-Tech-Unternehmen: Das Start-up Swiss Cluster zeigt exemplarisch, wie aus Forschung Business entstehen kann – mit einem neuen Herstellungsverfahren für Beschichtungen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Thin Films machen Produkte körperverträglicher, robuster, leichter oder wasserdurchlässiger.
  • Thin Films werden aus unzähligen Nanolayers aufgebaut.
  • Es gibt zwei Arten diese Nanolayers aufzubauen (PVD und ALD).
  • Swiss Cluster kombiniert diese beiden Herstellungsverfahren.
  • Durch die Kombination werden Thin Films in der Herstellung günstiger.

Das in Spiez ansässige Technologie-Unternehmen Swiss Cluster stellt Geräte her, die Dinge beschichten – und zwar sehr präzise, zuverlässig und flexibel. Solche Beschichtungen oder «Thin Films», kommen praktisch überall zum Einsatz, vom medizinischen Implantat über Computer Chips bis zu Solarzellen.

Je nach Anwendung ist das Ziel einer Beschichtung ein anderes. Mal soll ein Produkt körperverträglicher, mal widerstandsfähiger, mal leichter und mal wasserdurchlässiger werden. «Gefragt sind unsere Beschichtungen aktuell vor allem in der Uhren- und Luxusindustrie sowie in der Mikrochip-Industrie, wo es um Schutzbeschichtungen geht», erklärt Mitgründer Carlos Guerra.

Über Swiss Cluster

Mit modularen, skalierbaren Beschichtungssystemen und der Möglichkeit verschiedene Beschichtungsverfahren zu kombinieren, hilft Swiss Cluster Kund*innen dabei, Zeit und Geld bei der Entwicklung neuer Produkte zu sparen und Produktionszeiten zu verkürzen.

Innovation: Altbekanntes neu kombiniert

«Was wir machen, ist nicht von Grund auf revolutionär», sagt Guerra bescheiden, «aber die Materialien, die in unseren Geräten entstehen, können es sein». Er hat lange bei der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) gearbeitet und geforscht, sein Co-Founder Kevin Lücke hat an der BFH das Rüstzeug des Electrical Engineering gelernt.

Zusammen haben sie ihre Learnings aus der Forschung in eine Geschäftsidee überführt: «Ein Teil unserer Innovation besteht darin, dass wir zwei bestehende Techniken neu kombinieren.» Wenn eine Maschine von Swiss Cluster eine Beschichtung aufbaut, kommt nämlich einerseits die Atomic Layer Deposition (ALD) und andererseits die Physical Vapor Deposition (PVD) zum Einsatz. Dass Kunden diese beiden Herstellungsverfahren in einer Maschine kombiniert bekommen, ist neu.

Die Materialien, die in unseren Geräten entstehen, können revolutionär sein.

Carlos Guerra Mitgründer Swiss Cluster

Diese scheinbar triviale Neukombination löst aber gleich eine ganze Reihe von Problemen, die bei traditionellen Systemen auftreten. Der Hauptvorteil besteht darin, dass das zu beschichtende Bauteil nicht bewegt werden muss, wenn zwischen den Beschichtungstechniken gewechselt wird.

Dadurch können selbst komplexe Beschichtungen – die oft aus unzähligen unterschiedlichen Nanolayers bestehen – vollautomatisiert und effizient hergestellt werden. Auch dass die integrierten Maschinen weniger Platz im Labor beanspruchen und zuverlässig hochwertige Resultate liefern, ist ein Pluspunkt.

Das Diagramm zeigt mit welchem Prozess das Start-up Swiss Cluster Materialien beschichtet.
Komplexe Thin Films werden mittels zweier Verfahren aufgebaut: Atomic Layer Deposition (ALD) und Physical Vapor Deposition (PVD).

Business Model: Bedürfnisse hören, Vertrauen schaffen

«Swiss Cluster ist entstanden, weil wir schon zu unseren Zeiten bei der Empa und an der BFH Anfragen nach besseren Beschichtungen hatten», erklärt Carlos Guerra. Durch diese Anfragen habe man früh gewusst, dass das es ein grosses Bedürfnis nach neuen Beschichtungslösungen und damit ein solides Business Model gebe.

Die BFH unterstützt Unternehmertum

Das Entrepreneurship Office der BFH unterstützt Gründer*innen, Start-ups und Unternehmen von der ersten Idee, über allfällige Forschungsprojekte, bis zur Gründung und darüber hinaus.

Nichtsdestotrotz hat sich auch Swiss Cluster mit der für Start-ups üblichen Skepsis auseinandersetzen müssen. «Potenzielle Kund*innen fragen auch heute noch, ob wir denn in zwei Jahren noch liefern können», beschreibt Guerra die vorsichtige Haltung gegenüber seiner Firma. Man unterstelle Deep-Tech-Start-ups noch immer gerne, verkappte Wissenschafts-Projekte zu sein.

Er sage Interessent*innen deshalb oft: «Schick mir dein Bauteil und ich zeige dir, wie wir es schneller, günstiger und besser beschichten können». Vertrauen stelle sich ein, wenn sich Kund*innen direkt selbst vom Produkt überzeugen könnten, so Carlos Guerra.

Die Mitarbeitenden des Start-ups Swiss Cluster posieren für ein Gruppenfoto.
Das Team von Swiss Cluster

Erfolg fällt leichter mit einer Prise Glück

Swiss Cluster hat sich mit seiner engen Beziehung zur Schweizer Bildungs- und Forschungslandschaft und durch die geschickte Positionierung in der Nische der Thin Film Deposition gut für die Zukunft aufgestellt und wächst kontinuierlich. Aber auch hier relativiert Guerra den eigenen Erfolg: «Gerade am Anfang gehört eine ganze Menge Glück dazu, die richtigen Begegnungen zum richtigen Zeitpunkt und die Leute, die an dich glauben.»