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Mit Musik älteren Menschen Lebensqualität schenken

10.04.2025 Durch die Musik Geist und Gefühle älterer Menschen ansprechen: Ein neues Modul des fachübergreifenden Wahlangebots BFH diagonal vermittelt interdisziplinäre Kompetenzen aus der Musik und der Sozialen Arbeit.

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Musik lassen sich Menschen auf vielfältige Weise ansprechen.
  • Ein neues Wahlmodul der BFH setzt auf die Musik, um die Lebensqualität älterer Menschen zu fördern.
  • Vermittelt werden neben musikalischen Kompetenzen auch solche aus der Sozialen Arbeit.

«Musik spricht dort, wo Worte fehlen.» Das Zitat des dänischen Dichters Hans Christian Andersen wäre eigentlich wie geschaffen, um ein neues Modul anzupreisen, das Studierende ab Herbst im fachübergreifenden Wahlangebot BFH diagonal belegen können: «Kreatives Musizieren für und mit älteren Menschen» setzt auf die interdisziplinäre Vermittlung von Kompetenzen aus den Fachgebieten Musik und Soziale Arbeit im Umgang mit Senior*innen.

BFH diagonal: Kreativität und Teilhabe mit Musik fördern

Ab dem Herbstsemester 2025 können Studierende bei BFH diagonal, dem hochschulweiten, interdisziplinären und überfachlichen Wahlangebot das Modul «Kreatives Musizieren für und mit älteren Menschen» belegen. In zwei Semestern lernen sie, Musik in der Begleitung und Betreuung von Senior*innen einzusetzen.

Dabei werden ihnen fachliche Kompetenzen aus den Bereichen Musik und Soziale Arbeit vermittelt, und die Studierenden bringen sich auch gegenseitig bei, wie sie einen Zugang zu älteren Menschen herstellen können. Im Rahmen des Moduls besuchen sie zu zweit ältere Personen und setzen ein Musikprojekt um. Hierbei kann es sich um Vorspielen für die Senior*innen oder gemeinsames Musizieren mit ihnen handeln.

Mit dem Modul sollen die Studierenden durch Musik ihre Kreativität über fachliche Grenzen hinweg erweitern, wie Barbara Balba Weber erklärt. «Die Förderung von emotionalen Kompetenzen ist in unserer vielschichtigen Gesellschaft ein Thema der Stunde und von zentraler Bedeutung für eine sorgende Gesellschaft.» Den Senior*innen wiederum bringen die musikalischen Darbietungen eine neue Form von kultureller Teilhabe und ein besonderes Stück Lebensqualität.

Enormes Potenzial

«Das Feld für den Einbezug von Musik in unserer Gesellschaft ist riesig», erklärt Barbara Balba Weber. Sie ist Leiterin von Music in Context, der künstlerischen Musikvermittlung an der Hochschule der Künste Bern (HKB) und hat das Projekt zur Entwicklung des neuen Moduls geleitet. Ebenso riesig wird in einer immer älter werdenden Gesellschaft der Bedarf an Betreuung und Begleitung von betagten Menschen.

Es gibt einfache Formen von Musik, die praktisch jeder Mensch anwenden kann.

  • Barbara Balba Weber Leiterin Music in Context

Wissenschaftlich längst erwiesen ist die Tatsache, dass Musik eine beruhigende Wirkung auf uns Menschen hat, Stress abbauen, Schmerzen lindern und Erinnerungen an weit zurückliegende Erlebnisse wachrufen kann. Gerade für ältere Personen, deren Gedächtnis langsam nachlässt oder die wegen einer Demenzerkrankung nicht mehr ansprechbar sind, lässt sich Musik in vielfältiger Weise nutzen, erläutert Barbara Balba Weber.

Eine Gruppe aus älteren und jüngeren Menschen steht im Kreis und musiziert und singt gemeinsam.
Das gemeinsame Singen und Musizieren baut schnell Hemmschwellen ab und lässt ein Gruppengefühl entstehen.

Interdisziplinarität fördern

Der Einsatz von Musik braucht aber nicht professionellen Musiker*innen vorbehalten zu bleiben. «Wir müssen in der Ausbildung unserer künftigen Fachkräfte das Potenzial der Zusammenarbeit über die Grenzen der einzelnen Disziplinen hinweg noch besser nutzen», streicht Barbara Balba Weber hervor. Aus diesen Gedanken heraus ist die Idee entstanden, ein Modul zu erarbeiten, in dem Studierende sich Kompetenzen aus der Musik und der Sozialen Arbeit für den Umgang mit betagten Menschen aneignen können.

Ein älterer Herr und eine junge Frau mit Musikinstrument unterhalten sich
Musik öffnet den Raum für Zuwendung und Wertschätzung zwischen den Generationen.

Dies wiederum bedeutet nicht, dass Studierende der Sozialen Arbeit unbedingt ein Instrument spielen lernen müssen, relativiert die Projektleiterin. «Es gibt einfache Formen von Musik, die praktisch jeder Mensch anwenden kann.» Barbara Balba Weber erwähnt als Beispiel Schellen. Es reichte, diese im Rhythmus zu bewegen, um den Raum für ein musikalisches Erlebnis zu schaffen. Auch selbstgebastelte Instrumente aus Alltagsgegenständen eignen sich, um in wohltuende Klangwelten eintauchen zu können.

Sobald die Menschen zu spielen und singen anfingen, lief es wie von selbst.

  • Barbara Balba Weber Leiterin Music in Context

Hemmschwellen abgebaut

Das Projektteam führte zwölf Workshops durch mit Studierenden der beiden Fachrichtungen Musik und Soziale Arbeit sowie Senior*innen. Die Workshops dienten dazu, Erfahrungen zu sammeln und mehr Wissen über die Wirkung von Musik als «Schmierstoff» für den Austausch zwischen den Generationen zu gewinnen. Dabei hätten die jungen Teilnehmenden Volkslieder eingebracht, die sie von ihren Grosseltern kannten und mit denen die Senior*innen bestens vertraut gewesen seien, erzählt Barbara Balba Weber.

5 Personen sitzen auf Stühlen im Halbkreis
Studierende der Sozialen Arbeit müssen kein Musikinstrument lernen, um von dem Modul profitieren zu können.

Das gemeinsame Singen und Musizieren hätten im Nu Hemmschwellen abgebaut und unter den Mitwirkenden – obwohl sie sich fremd waren – ein Gruppengefühl entstehen lassen, fügt die Projektleiterin hinzu. So sei es nach kurzer Zeit möglich gewesen, neben bekannten schweizerischen Stücken wie «Es wott es Froueli z’Märit ga» oder «Lueged vo Berge und Tal» auch Lieder aus der Heimat ausländischer Studierender in die Workshops einzubauen. «Es war faszinierend», berichtet die Projektleiterin, «sobald die Menschen zu spielen und singen anfingen, lief es wie von selbst.»

Einfach mitmachen

Weiter beobachtete Barbara Balba Weber, dass die Musik den Raum für Zuwendung und Wertschätzung zwischen den Generationen öffnete. Dadurch hätten auch Weltanschauungen vermittelt werden können, ohne dass es dafür einer grossen Diskussion bedurft habe. «Das Zusammensein von Jung und Alt hat beiden Seiten einen unglaublichen Mehrwert gebracht und einen neuen Zugang zur jeweils anderen Generation eröffnet», resümiert die Projektleiterin.

Man muss nicht immer reden, um mit Menschen in den Austausch zu treten.

  • Barbara Balba Weber Leiterin Music in Context

Was nahmen die Teilnehmenden aus den Workshops mit? Musiker*innen hätten es bereichernd empfunden zu sehen, wie Studierende der Sozialen Arbeit auf die Senior*innen eingingen, führt Barbara Balba Weber aus. Umgekehrt hätten die angehenden Sozialfachpersonen festgestellt, dass Musik einen anderen Zugang zu älteren Personen ermögliche als die Sprache. «Man muss nicht immer reden, um mit Menschen in den Austausch zu treten», betont Barbara Balba Weber. «Wenn die Musik zu spielen anfängt, braucht es nicht mehr, als einfach mitzumachen.»

Viel gewinnen können

Die Projektleiterin zieht eine einfache Folgerung aus den Workshops und den Vorbereitungsarbeiten für das neue Wahlmodul: «Wir haben gesehen, dass die Studierenden aus der Beobachtung, wie ihre Kolleg*innen eines anderen Fachgebiets die Bedürfnisse von Senior*innen aufnehmen und diese Menschen einbinden, enorm viel für ihre eigenen Aktivitäten gewinnen konnten.»

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