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Neue Wege: Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil
28.01.2025 Im Gespräch mit Verena Berger von AGILITA widmen wir uns dem Thema Nachhaltigkeitskriterien und welche Herausforderungen und Chancen sich SAP damit stellen.
Das Wichtigste in Kürze
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Die AGILITA ist Partnerin unseres Instituts Public Sector Transformation (IPST).
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Die AGILITA sieht in den Nachhaltigkeitskriterien Chancen, die sie mit ihrer proaktiven Herangehensweise nutzt. Der Einsatz von SAP-Tools mit integrierter Datennutzung und Verarbeitung in Echtzeit kann beispielsweise den CO2-Abdruck berechnen und so die Berichterstattung erleichtern.
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Verena Berger weist im Interview darauf hin, dass neben dem Umsetzen vom "papierlosen Büro" das Augenmerk genauso auf Datentransfers und das Horten von grossen Dateien liegen sollte.
Dr. Verena Berger ist seit zweieinhalb Jahren bei der AGILITA als Sustainability Consultant tätig.
Von Seiten der Kunden, der Politik und der Mitarbeitenden steigen die Anforderungen in Bezug auf die Nachhaltigkeit. In welchen Bereichen äussert sich dies am meisten?
Schweizer Unternehmen stehen zunehmend vor höheren Anforderungen in Bezug auf ökologische und soziale Verantwortung – die Erwartungen an eine transparente und nachhaltige Unternehmensführung nehmen kontinuierlich zu. Mit den neuen Vorgaben der CSRD entstehen Herausforderungen. Besonders KMU, die bereits Massnahmen ergreifen, aber noch keine systematischen Strukturen etabliert haben, stehen vor der Aufgabe, Prozesse und Daten anzupassen sowie Prioritäten neu zu setzen. Die Anforderungen bieten jedoch auch Chancen: Unternehmen, die proaktiv agieren, können ihre Position auf internationalen Märkten stärken und interne Prozesse optimieren.
EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
Die EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist die Weiterentwicklung der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) und legt fest, welche Unternehmen zu einer Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind und wie diese Berichterstattung gestaltet werden soll. Firmen, die an EU-regulierten Märkten notiert sind, müssen die Anforderungen direkt erfüllen. Ziel ist es, die Rechenschaftspflicht europäischer Unternehmen über Nachhaltigkeitsaspekte zu erhöhen und erstmals verbindliche Berichtsstandards auf Ebene der EU einzuführen.
Schätzungen von pwc zufolge sind zwischen 3'000 und 14'000 Schweizer Unternehmen direkt oder indirekt von der Richtlinie betroffen.
AGILITA sieht in den Nachhaltigkeitskriterien viele Chancen. Mit welchen Massnahmen stellt Ihr Euch diesen Herausforderungen?
Wir sehen in einer systematischen Herangehensweise – basierend auf einer Datenstrategie und unterstützt durch innovative Technologien – sehr viel Potenzial, besonders für die effiziente Bewältigung von neuen Reporting-Aufgaben, für die Erreichung von Klimazielen oder für die Lieferkettentransparenz.
Die CSRD zeigt, dass die Zukunft nicht nur von steigenden Anforderungen geprägt ist, sondern auch Chancen für eine verantwortungsvolle und erfolgreiche Unternehmensführung bietet. Unternehmen, die frühzeitig und verantwortungsvoll handeln, schaffen sich nicht nur entscheidende Wettbewerbsvorteile in einem zunehmend herausfordernden Marktumfeld, sondern sichern zugleich ihre eigene langfristige Stabilität und Widerstandsfähigkeit.
Ein zentraler Erfolgsfaktor ist dabei das Datenmanagement. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Daten zu harmonisieren und zu automatisieren, um die spezifischen Anforderungen unterschiedlicher Standards optimal zu erfüllen.
AGILITA hat kürzlich ihren Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Was sind darin die wichtigsten Schlussfolgerungen?
AGILITA hat schon früh wichtige Schritte unternommen, was beim Erstellen nochmals zur Geltung gekommen ist. Den Bericht haben wir nach den Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) erstellt. Wir haben uns dafür entschieden, weil es uns ein gutes Rahmenwerk liefert und hilft, sich mit sozialen und ökologischen Auswirkungen des Unternehmens auseinanderzusetzen und Werte zu integrieren. Der Bericht war ein guter Anlass, um unsere Aktivitäten systematisch zu erfassen. Wichtiger ist nun die Umsetzung und die Weiterentwicklung der Datenerhebung, die künftig den Erstellungsprozesse erleichtert und Grundlage für Massnahmen und Ziele ist.
Wie äussern sich diese Nachhaltigkeitsanforderungen konkret in SAP?
SAP bietet ein umfassendes Portfolio an Lösungen, die Unternehmen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien softwareseitig unterstützen. Dazu gehören Tools für die Berichterstattung, die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks von Unternehmen und Produkten sowie für die Förderung von Kreislaufwirtschaft, Rückverfolgbarkeit und sozialer Verantwortung. Ein zentraler Vorteil dieser Lösungen liegt in der integrierten Datennutzung und der Verarbeitung in Echtzeit. So können Echtzeitdaten aus SAP S/4HANA für die CO₂-Bilanzierung genutzt und direkt in verschiedene Geschäftsprozesse zurückgespielt werden, während KI-gestützte Tools Automatisierung und Effizienz fördern. So wird Nachhaltigkeit nahtlos in Unternehmensprozesse integriert und kann bei der Entscheidungsfindung mit einbezogen werden.
Welche Werte sind der AGILITA wichtig und wie wollt ihr die gewonnenen Erkenntnisse umsetzen?
Das Rahmenwerk der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) basiert auf klar definierten Werten, die in Beziehung zu fünf zentralen Interessengruppen stehen, mit denen jede Organisation in Berührung kommt. Diese Schnittstellen repräsentieren gleichzeitig fünf grosse Transformationsfelder der Nachhaltigkeit. Eine zentrale Erkenntnis ist, dass der Wunsch nach umfassender Umsetzung zwar vorhanden, jedoch eine Priorisierung erforderlich ist, die in enger Verbindung mit dem Aufbau eines fundierten Datenmodells und einem klaren Commitment stehen muss.
Nicht nur für uns ist es wichtig, angesichts der Dringlichkeit sozialer und ökologischer Herausforderungen ins Handeln zu kommen. Auch in Bezug auf Daten müssen wir handeln: Fehlende Daten sind kein Grund für Untätigkeit. Moderne Technologien bieten Möglichkeiten, die benötigten Daten zu sammeln, zu vereinheitlichen und als verwertbare Informationen bereitzustellen.
Wie sollten sich aus eurer Sicht die öffentlichen Beschaffungen im IT-Sektor verändern, damit Nachhaltigkeit selbstverständlicher wird?
Die öffentliche Beschaffung hat einen enormen Hebel, um Nachhaltigkeit im IT-Sektor voranzutreiben. Durch die Integration verbindlicher Nachhaltigkeitsanforderungen in Ausschreibungen und Vergabeprozessen können klare Impulse gesetzt werden. Besonders wichtig wäre z.B. der Fokus auf Langlebigkeit und Reparierbarkeit: IT-Produkte mit längerer Lebensdauer, modularen Designs und einfacher Reparatur- und Aufrüstungsmöglichkeit könnten bevorzugt werden. Darüber hinaus bietet die Betrachtung der gesamten Lebenszykluskosten anstelle des reinen Anschaffungspreises eine Chance, energieeffiziente und langlebige Produkte stärker zu berücksichtigen. Modelle wie „Product-as-a-Service“ oder IT-Leasing könnten nachhaltigere Nutzungszyklen fördern. Ich denke vor allem in der Kommunikation braucht es generell einen neuen Ansatz. Nachhaltigkeit sollte nicht als Verzicht, sondern als Chance für Innovation positioniert werden.
Die Umstellung zu einem «papierlosen Büro», das sich digital mit weniger Papierressourcen organisiert, bewegt die Unternehmen. Wie sieht es diesbezüglich bei AGILITA aus?
Bis auf sehr wenige Ausnahmen, sind bei uns alle Prozesse papierlos. Besonders interessant finde ich, dass z.B. Papier im Büro oft als Umweltsünder angesehen und kritisch betrachtet wird. Der Energieverbrauch, der z.B. durch Datentransfer oder -speicherung durch E-Mails oder das Horten von grossen Dateien wird wenig hinterfragt. Solche Diskussionen zeigen, dass eine ganzheitliche Betrachtung wichtig ist und dass Daten helfen können, die echten «Hotspots» ausfindig zu machen. Es ist ein komplexes Zusammenspiel aus ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren, bei dem es darauf ankommt, den richtigen Mix aus Innovation, Pragmatismus und Verantwortungsbewusstsein zu finden.
Über AGILITA
Die AGILITA wurde 2005 von Urs Bähler und Sandra Völler in Regensdorf ZH gegründet und entwickelte sich in den vergangenen fünf Jahren zum führenden Schweizer SAP Cloud Beratungsunternehmen. Mit Standorten in Zürich und Bern, sowie Berlin und Mannheim in Deutschland beschäftigt AGILITA rund 200 Mitarbeitende. Die Kunden der AGILITA kommen insbesondere aus den Bereichen Manufacturing, Dienstleistung, Handel, Energieversorgung, Public Services sowie Life Science. Ihnen werden umfassende und ganzheitliche Beratung und Begleitung in den Bereichen Public Cloud, Private Cloud und SAP BTP angeboten. Mit Fokus auf den neuesten Technologien erarbeitet AGILITA zusammen mit den Kunden massgeschneiderte Lösungen, die optimal auf die spezifischen Anforderungen abgestimmt sind. Ziel ist es, Unternehmen durch technische Exzellenz nachhaltig zu unterstützen und ihnen langfristig entscheidende Wettbewerbsvorteile zu sichern.