Christian Studler – Seit 40 Jahren für Musik-Talente engagiert
«Was gibt es Schöneres, als junge Menschen in einer wichtigen, prägenden Lebensphase zu begleiten?» Seit 40 Jahren unterrichtet Christian Studler als Dozent für Musik an der Hochschule der Künste Bern HKB und begleitet Studierende auf ihrem musikalischen Weg.
40 Jahre BFH - wow! Mit 24 Jahren wurdest du Dozent an der Hochschule der Künste Bern.
Warum bist du nach all den Jahren immer noch mit ganz viel Herzblut dabei?
Was gibt es Schöneres, als junge Menschen in einer wichtigen, prägenden Lebensphase mit vielen Zweifeln und tiefgehenden Fragen in ihre Zukunft begleiten zu dürfen!
Was begeistert dich an deinem Job?
In der Zusammenarbeit mit jungen Menschen ihre Einzigartigkeit suchen und entdecken. Dies führt zu der Persönlichkeit der Musikerin oder des Musikers und im Laufe der Zusammenarbeit werden immer mehr Farben der Persönlichkeit sicht- und hörbar. Aus dieser Perspektive heraus einen neuen Zugang zur Musik zu erschliessen, fördert manche Überraschung zu Tage! Und dies begeistert mich immer wieder neu.
Du darfst auf eine langjährige Karriere an der BFH zurückblicken. Was war dein Highlight in dieser Zeit? Kann man das überhaupt auf «ein» Highlight reduzieren?
Es sind sich wiederholende Highlights, wenn bspw. ein Studierender durch viele Krisen hindurch zu seiner Persönlichkeit findet, seine Stärken und Schwächen in seiner Musik einbringen kann und sich musikalische Träume mit der Lebensrealität berühren. Als Dozierender darfst du Raum schaffen für diesen lebenswichtigen Prozess.
Wie haben sich während deiner Lehrtätigkeit über die letzten 40 Jahre das Musik-Studium und die Studierenden verändert?
Die instrumentalen Fähigkeiten haben sich enorm entwickelt. Die Schule ist international geworden. Vor 40 Jahren waren Studierende aus anderen Ländern eine fast exotische Ausnahme. Die Schulleitung schafft heute viel Raum, damit neue Gefässe und Inhalte ausprobiert werden können. Vor 30 Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, dass eine Studierende einen Masterabschluss mit Flöte/Beatbox machen könnte! Im Vergleich zu heute war ein Musikstudium in den 80-zigern Jahren ziemlich eindimensional und eingeschränkt. Die Frage «was hat sich nicht verändert» wäre sicher kürzer zu beantworten!
Was gibst du deinen Studierenden mit auf den Weg?
Angst vor Fehlern hat das Potential, die Kreativität in uns zu zerstören. Konzentriere dich auf deine Stärken und freue dich daran, so werden die Schwächen weniger Auswirkungen im Spiel und auf dein Leben haben. Ich versuche meine Studierenden an wichtige Lebensfragen heranzuführen: Wer bin ich, was will ich, für welche Träume und Ziele möchte ich mich einsetzen? Oft sind Antworten auf solche fundmentalen Fragen fremdbestimmt. Ehrlich persönliche Antworten führen zu einer neuen nachhaltigen Lebensqualität und zu grösserer Spielfreude.
Auch du arbeitest Teilzeit. Was machst du, wenn du nicht für die BFH unterwegs bist?
Coronabedingt reise ich weniger und brüte darum über Träume und verschiedene Aufbauprojekte in China, Israel und anderen Orten. Ich geniesse das für einen Musiker angemessene späte Aufstehen mit einem zeitlosen Frühstück zusammen mit meiner Frau. Nach 41 Orchesterjahren ist ein Frühstück, ohne immer gleich auf die Uhr schauen zu müssen, eine Neuentdeckung!
Steckbrief
An der BFH seit:
Oktober 1980
Beschreibe die BFH in 3 Worten:
Junggeblieben, frech, risikofreudig
Mein Beitrag zur Vielfalt an der BFH:
Ich spiele nicht nur «quer die Flöte», sondern bin in der ganzen klassischen Musikwelt eher etwas quer. Ist nicht nur angenehm aber kann erfrischende Perspektiven eröffnen!