Christine Geissbühler – «Ideen entstehen nicht am Schreibtisch»
Christine Geissbühler, Dozentin für Betriebswirtschaft sowie Co-Leiterin der Innovations-Manufaktur HAFL erzählt im Porträt, wie sie von der Grossbank als Dozentin zur BFH-HAFL kam und warum der Wald Ideen und Unternehmergeist beflügelt.
Der Berufsweg von Christine Geissbühler begann bei einer Schweizer Grossbank, wo sie nach dem Studium in Betriebsökonomie in der internen Beratung einstieg. 2003 ging sie als Projektleiterin und Business Engineer nach New York. «Weil die Niederlassung der Schweizer Bank in New York etwas kleiner war, konnte ich dort von der Business-Analyse bis hin zur Schulung der Mitarbeiter*innen vieles selbst machen», erzählt sie. Ihr habe gefallen, dass sie dort unmittelbar sehen konnte, wie viel effizienter die Prozesse rund um das neu eingeführte Portfolio- und Ordermanagement waren.
Eine Bernerin in New York
«Nach New York zu gehen, hat Mut gebraucht», sagt Christine Geissbühler. Sie habe Respekt davor gehabt, vom Lärm und vom Pulsieren der Stadt überwältigt zu werden. Teilen konnte sie dieses Abenteuer mit ihrem Mann, der kurz darauf ebenfalls in einer New Yorker Niederlassung anfing. «Wir erlebten eine supertolle Zeit in dieser facettenreichen Stadt», schwärmt sie und ergänzt: «Wir haben aber auch sehr viel gearbeitet». Dank der zwei Einkommen hätten sie privilegiert, mitten in der Stadt im 43. Stock gewohnt und das kulturelle Angebot, die Jazzclubs, das American Dance Theater und das New York City Ballett sowie das vielfältige Essen voll auskosten können. Am Wochenende seien sie mit der Subway ans Meer gefahren. Und doch sei es nach 3 ½ Jahren für sie Zeit gewesen, in die Schweiz zurückzukehren.
Unterrichten als Berufung
Zurück bei der gleichen Grossbank fühlte sich Christine Geissbühler «wie ein kleines Rädchen im Frachtraum eines riesigen Dampfers». «Ich hatte das Gefühl, nicht mehr viel bewegen zu können». Da besann sie sich auf ihren Jugendtraum: das Unterrichten. Und just als im September 2008 der Konkurs der Investmentbank Lehman Brothers Amerika erschütterte, unterrichtete sie zum ersten Mal an der BFH-HAFL – und hat es nie bereut.
In ihrem 50%-Pensum schafft Geissbühler mit den Student*innen die Grundlagen in Betriebswirtschaft und Rechnungswesen, ist als Dozentin in verschiedenen Modulen der Vertiefungsrichtung Management und Leadership sowie im Kooperationsmaster Life Sciences tätig. Seit 2015 ist sie ausserdem Co-Leiterin der Innovations-Manufaktur HAFL. Während eines Sabbaticals bildete sie sich im Bereich Leadership, Kreativität und Innovation weiter. «Durch Weiterbildung und Erfahrung traute ich mich, die Sicherheit der Zahlen zu verlassen und in den Workshops eine neue, gestalterische Seite von mir auszuleben», erklärt sie.
Kreative Atmosphäre schaffen
Oft arbeitet Christine Geissbühler im Kreativraum der BFH-HAFL, wo sie für Student*innen oder Kund*innen mit einfachen Mitteln eine gute und ganz wichtig – eine entspannte – Atmosphäre schafft. «Studien belegen, dass man im entspannten Zustand oder nach dem Spazierengehen kreativer ist», erklärt sie. Mit ihren Student*innen beginnt sie den Unterricht deshalb auch mal mit einer Entspannungsübung oder schickt sie auf einen Waldspaziergang, wo sie ihre Ideen mit dem Smartphone aufzeichnen oder auf Post-it festhalten.
Wo Unternehmen neue Ideen finden
Unternehmen wie Kambly oder A. Vogel begleitet die Innovations-Manufaktur HAFL bei Fragen, wie neue Produkte auf den Markt gebracht oder bestehende Produkte an wichtige Trends angepasst werden können. «Oft zeigt sich, dass viele Ideen schon vorhanden waren, die wir aber erst im Workshop sichtbar machen, ausarbeiten, neu kombinieren und reifen lassen», erklärt Geissbühler. Ausserdem unterstütze die BFH-HAFL mit ihrer Expertise beim Bewerten und Einordnen der Ideen. «Viele halten sich nicht für kreativ, nur weil sie nicht zeichnen können», erzählt sie. Deshalb sei es für sie am schönsten, wenn sich im Workshop eine Person als kreativ erlebe, die sich nie für kreativ gehalten habe.
Innovations-Manufaktur BFH-HAFL
In der Innovations-Manufaktur der BFH-HAFL dreht sich alles um Innovation und Kreativität. In einer immer digitaleren Gesellschaft wandeln sich Kundenbedürfnisse und Produktetrends rasant. Auch die Ansprüche an die Interaktion mit den Unternehmen über soziale Medien steigen. Und nicht zuletzt werden Märkte von globalen Phänomenen wie dem Klimawandel beeinflusst. Nur wer eine klare Innovationsstrategie verfolgt, kann sich von der Konkurrenz abheben.
Die Innovations-Manufaktur HAFL begleitet Unternehmen und Organisationen zielgerichtet und praxisverankert. Sie zeigt Trends in den Bereichen Land-, Ernährungs- und Waldwissenschaft auf, konzipiert und moderiert ein- oder mehrtätige Innovations-Workshops, fördert Entrepreneurship und unterstützt Student*innen, Mitarbeiter*innen und Kund*innen dabei, sich zu vernetzen, um Ideen und Projekte weiterzuentwickeln.
Externe Impulse fördern innovatives und kreatives Denken. Die Dienstleistungen der Innovations-Manufaktur der BFH-HAFL decken deshalb den ganzen Innovationsprozess ab.
Steckbrief
Funktion
Dozentin für Betriebswirtschaft
Co-Leiterin Innovationsmanufaktur
Departement
Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL
Standort
Länggasse 85, 3052 Zollikofen