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Einbezug von Erfahrungsexpert*innen im Master-Studiengang Pflege Vertiefung PMHNP
11.03.2023 In der psychiatriespezifischen Vertiefung des Master-Studiums Pflege werden Erfahrungsexpert*innen systematisch in die Unterrichtsgestaltung involviert. Dabei sollen die Studierenden einen Einblick in die Erfahrungsperspektive von Menschen mit Krankheits- und Psychiatrieerfahrung erhalten.
Die Verankerung des User Involvements in Lehre und Forschung stellt ein Ziel des Departements Gesundheit der Berner Fachhochschule dar. Die psychiatriespezifische Vertiefung PMHNP des Master-Studiums Pflege startete im Jahr 2021 und befindet sich nun im zweiten Durchgang. Bereits bei der Entwicklung des Studiengangs wurden neben verschiedenen Fachpersonen auch Erfahrungsexpert*innen einbezogen. Ihre Empfehlungen, basierend auf der eigenen Krankheits- und Genesungserfahrung, werden im Studiengang integriert. Ein zentraler Fokus liegt dabei auf der Unterrichtsgestaltung.
Gleichwertigkeit der subjektiven Erfahrungswelt und des objektiven Fachwissens
Im PMHNP-Studiengang werden Erfahrungsexpert*innen systematisch in den beiden Modulen «Psychopathologie und Psychopharmakologie» sowie «Klinische Einschätzung und Beurteilung» und vereinzelt in anderen Modulen einbezogen. Die Studierenden sollen neben dem medizinischen Fachwissen (externe Evidenz) einen Einblick in die Erfahrungsperspektive von Menschen mit Psychiatrieerfahrung, also eine Art interne Evidenz erhalten. Neben der Vermittlung des Fachwissens durch ärztliche oder pflegerische Fachpersonen bringen Erfahrungsxpert*innen während einzelnen Unterrichtssequenzen oder ganzen Unterrichtstagen ihr Erfahrungswissen ein. So können kritische Diskurse, beispielsweise zu Verordnungen von Psychopharmaka, direkt im Unterricht angeregt werden. Die Vorbereitung der Sequenzen erfolgt in Absprache zwischen der doziernden Fachperson und der Erfahrungsexpert*in. Die verschiedenen Wissensquellen sollen den Studierenden ermöglichen, eine ganzheitliche Betrachtungsweise zu etablieren sowie einen kritischen Zugang zu vordergründig klarem objektivem Wissen zu entwickeln.
Weitere Entwicklungsschritte
Der Einsatz der Erfahrungsexpert*innen in den beiden Modulen beläuft sich aktuell auf 2 bis 8 Lektionen pro Unterrichtstag. Dies soll in Zukunft noch einheitlicher und partizipativer gestaltet werden, indem Fachperson und Erfahrungsexpert*in den Unterricht von Beginn an gemeinsam entwickeln und die beiden Teile noch stärker verwoben werden. Zudem soll der Einsatz von Erfahrungsexpert*innen auch in weiteren PMHNP-Modulen systematisch umgesetzt werden. Hierfür ist eine Sensibilisierung und Schulung der Fachexpert*innen notwendig und es müssen erforderliche Rahmenbedingungen, wie etwa finanzielle Ressourcen gesprochen werden.
Begriffsklärungen: Rollen des «User Involvements»
Menschen, die eigene Krankheits- und Genesungserfahrung sowie auch Erfahrung mit der Inanspruchnahme psychiatrischer Dienstleitungen mitbringen, werden in der Literatur sehr unterschiedlich bezeichnet. Für uns sind insbesondere zwei Aspekte wichtig. Zum einen kann man unterscheiden, ob die Person ihre Erfahrung in einer Weiterbildung oder einem Kurs reflektiert hat oder ob die persönliche Einzelerfahrung im Zentrum steht. Zum anderen geht es um die Rolle, die die Person übernimmt, wenn sie ihre Erfahrungsexpertise einbringt.
Dazu verwenden wir folgende Begriffe:
- User*in: Person, die eigene Krankheits- und Genesungserfahrung mitbringt, die aber nicht per se reflektiert wurde.
- Peer-Mitarbeiter*in: Person, die die eigene reflektierte Krankheits- und Genesungserfahrung in der direkten Unterstützung von Personen mit ähnlichen Gesundheitsproblemen einbringt.
- Erfahrungsexpert*in/Expert*in aus Erfahrung: Person, die die eigene reflektierte Krankheits- und Genesungserfahrung in der Lehre oder Forschung einbringt. Dies neben Fachpersonen, die man dabei oft als Fachexpert*innen oder als Expert*innen durch Ausbildung bezeichnet.