Irene Weber – Ersthelferin für psychische Gesundheit

In den ensa-Kursen erhalten BFH-Mitarbeiter*innen das Rüstzeug, psychische Probleme in ihrem Umfeld und Arbeitsalltag frühzeitig zu erkennen.

Irene, als Koordinatorin an der BFH-AHB in Biel hast du viel mit unterschiedlichen Menschen zu tun, was hat dich motiviert, den «ensa»-Erste-Hilfe-Kurs für psychische Gesundheit zu besuchen?

Für mich ist der grösste Antrieb in meinem beruflichen Alltag der Kontakt zu anderen Menschen. Häufig findet der Austausch auf einer beruflichen Ebene statt, einige Gespräche gehen jedoch tiefer, was ich sehr schätze. Belastende Themen wie Stress und Überforderung oder Überlastung nehme ich immer mal wieder wahr. Darüber zu reden ist jedoch gar nicht so einfach, da psychische Krankheiten noch stark tabuisiert sind. Deshalb hat mich der ensa-Kurs sehr angesprochen: Wie kann man im Gespräch auf psychische Probleme eingehen? Und was ist angebracht im beruflichen Kontext?

Welche Methoden und Hilfestellungen wurden im Kurs vermittelt?

Der Kurs vermittelt ein Basiswissen zu psychischen Krankheiten von einer Depression über Angststörungen bis zu komplexen Psychosen. Im Samariterverein habe ich das ABCD zur Frühintervention gelernt, hier heisst das Schema ROGER. Dieses wird im Gespräch angewendet, wenn ganz konkrete Anzeichen auf eine psychische Krankheit hindeuten. In Rollenspielen werden solche Situationen geübt, was herausfordernd und gleichzeitig enorm hilfreich war. Einmal musste ich eine Person ohne grosse Umschweife auf ihre Suizidgedanken ansprechen – das war selbst im inszenierten Rahmen schwierig! Es wird sehr gut vermittelt, wo der Handlungsraum bzw. die Grenze eines Ersthelfers liegt und wie man die Person bei weiteren Schritten begleiten kann. In unserer Gruppe tauchten auch viele persönliche Erlebnisse auf – alles hatte Platz und wurde professionell thematisiert.

Du bist nun zertifizierte Ersthelferin für psychische Gesundheit an der BFH - inwiefern hilft dir das Gelernte auch im Arbeitsalltag oder in deinem Umfeld?

Der Kurs hat mir das Selbstbewusstsein vermittelt, psychische Probleme direkt anzusprechen, wenn sie vermutet werden. Man lernt, dass eine psychische Krankheit eben auch «nur» eine Krankheit ist und der Person geholfen werden kann. Im Arbeitskontext, aber auch im privaten Umfeld ist dies ungemein wertvoll! Ich hoffe, die Rolle als Ersthelferin in meinem Beruf noch weiter etablieren und einen Beitrag zur psychischen Gesundheit an der BFH leisten zu können.

Was machst du für deine psychische Gesundheit? Hat der Kurs auch deine persönliche Wahrnehmung verändert?

Es wurde auch konkret diskutiert, wie die eigene psychische Gesundheit gestärkt werden kann, etwa durch soziale Kontakte und einen aktiven Lebensstil – als Mami von zwei kleinen Kindern lebe ich das automatisch. Ein weiterer Tipp: eine einfache Blutuntersuchung beim Hausarzt kann manchmal Wunder bewirken. Ich bin sicher achtsamer geworden im Umgang mit Warnzeichen, die auf ein psychisches Problem hindeuten. Den ensa-Kurs kann ich wärmstens weiterempfehlen – je mehr über psychische Krankheiten gesprochen wird, desto mehr verliert das Tabu an Kraft.