«Das Potential zur Steigerung der Effizienz ist enorm»

13.09.2023 Wertvolle (administrative) Unterstützung: Der Kanton Aargau hat früh begonnen, Verwaltungstätigkeiten an künstliche Intelligenz (KI) zu delegieren. Syrian Hadad stellte einige Beispiele am der TRANSFORM-Konferenz im Mai 2023 vor und erklärt gemeinsam mit Marco Bürli, wo Potenziale und Herausforderungen liegen.

Ihr setzt KI in ganz unterschiedlichen Bereichen ein, wie ihr an der TRANSFORM 2023 gezeigt habt. Welche Impulse habt ihr von der Konferenz mit nach Hause genommen? 

Wir haben einige wertvolle und funktionierende Beispiele gezeigt, die bereits umgesetzt werden konnten (z.B. einen VoiceBot im Strassenverkehrsamt, Predictive Policing bei der Kantonspolizei oder die Baumartenerkennung der Abteilung Wald). Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir mit der ganzen Verwaltung in einem komplexen und umfassenden Digitalisierungsprozess stecken und grosse Herausforderungen vor uns liegen. Das Programm der TRANSFORM zeigte eindrücklich, wie vielschichtig das Thema KI ist und dass es keinesfalls auf den Bereich Technologie reduziert werden kann. Wir waren begeistert von den vielen Initiativen, Versuchen und Produkten, die vorgestellt wurden und denken, dass wir von innovativen Unternehmen und aktiven Verwaltungseinheiten viel lernen können. 

Welches Potenzial bietet KI für die öffentliche Verwaltung? 

Aus unserer Sicht ist das Potenzial enorm – gerade wenn man bedenkt, dass wir von einem stetigen Mengenwachstum von Daten ohne Personalwachstum ausgehen. Einsatzbereiche bieten sich z.B. in der Automatisierung von einfachen verwaltungsinternen Prozessen, bei der datenbasierten Begleitung von Einwohner*innen bei Antragsprozessen (Assistenzsysteme) und bei der Auswertung von grossen Datenbeständen (z.B. für Voraussagen im Finanzbereich) an oder wenn es darum geht, personalisierte Vorschläge für elektronische Dienstleistungen zu generieren. Vielleicht stehen wir gar an der Schwelle einer weiteren Evolution innerhalb des digitalen Zeitalters. 

Welche Voraussetzungen sind notwendig, damit Verwaltungen KI erfolgreich nutzen können? 

Neben der eigenen Fachkompetenz sind aus unserer Sicht Mut und eine grosse Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien notwendig. Wichtig sind zudem Kompetenzen in den Bereichen Prozess-, Projekt- und Technologie-Management. Daneben erfordert der Einsatz von KI in öffentlichen Verwaltungen ethische und rechtliche Überlegungen, vor allem im Hinblick auf Datenschutz und Transparenz. Wir müssen sicherstellen, dass wir KI-Systeme fair, zuverlässig und verantwortungsvoll einsetzen, um das Vertrauen der Einwohnenden in die Behörden zu wahren. 

Wie stellt ihr den Wissenstransfer innerhalb der kantonalen Verwaltung sicher? 

Wir haben angefangen, mit interessierten Fachbereichen interdisziplinäre und departementsübergreifende Teams zu bilden, die sich zu bestimmten Themen austauschen. Wir unterstützen diese Teams mit den notwendigen agilen Werkzeugen für Kommunikation und Kollaboration. Mit diesem freiwilligen und minimal bürokratischen Modell haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht:  Die Mitarbeitenden engagieren sich mit viel Herzblut. So sind zum Beispiel Teams für den Technologie-Radar (verwaltungsweites Standardisierungsgremium) und im Gebiet der statistischen Berechnung (Programmiersprache R) im Einsatz. Zudem ist kürzlich ein KI-Club gestartet, in welchem wir die praktische Anwendung, die wir nach Co-Learning-Methoden ausprobieren, lernen wollen. Das jüngste Projekt der Informatik Aargau ist das übergreifende «Data Science Board Kanton Aargau».  

Marco Bürli
Marco Bürli, Leiter Projektmanagement Kanton Aargau
Syrian Hadad
CTO & Head of Technology & Engineering, Kanton Aargau

Dieser Beitrag ist eine erweiterte Version des Artikels «Transformation in der Verwaltung: Wie der Kanton Aargau den Einsatz von KI vorantreibt», welcher in unserem Kundenmagazin Präsenz erschienen ist (Ausgabe 2/2023).
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