- Story
Wie Raumplanung zu Baumplanung wird
21.06.2023 In der Raumplanung kommen Bäume oft zu kurz. Mitschuldig sind Karten, die zu stark vereinfachen. In ihrer Masterthesis thematisiert Katharina Scheller deshalb, wie innovativ designte Baumkataster eine nachhaltig grüne Raumplanung unterstützen.
Was Bäume leisten
Je nach ihrer Grösse, ihrem Alter und der Ausbreitung ihres Wurzelwerks wirken Bäume anders auf den städtischen Raum.
Was Bäume brauchen
Damit Bäume gedeihen können, brauchen sie genügend Platz, sowohl ober- als auch unterirdisch. Eine Faustregel besagt, dass Bäume unter der Erde denselben Platz in Anspruch nehmen wie das Kronenvolumen.
Städteplanen mit Bäumen: Baumkataster
Zu Verwaltungs- und Planungszwecken werden Stadtbäume als Baumkataster in georeferenzierten Kartierungsprogrammen erfasst. Die Baumkataster enthalten wenig Informationen. Sie zeigen zwar, wo sich Bäume befinden, geben aber keinen Aufschluss über die realen Dimensionen ihrer Lebensräume. Es gibt kaum (visuelle) Informationen über ihre ökologischen Ansprüche und Funktionen.
Aus den Karten ist nicht ersichtlich, wie die Bäume auf ihre Umwelt einwirken und wie die Umwelt wiederum auf die Bäume einwirkt. Dies wäre aber enorm wichtig, denn Standortbedingungen können sich günstig oder ungünstig auf die Gesundheit der Bäume auswirken. Darüber hinaus bilden einzelne Bäume und Baumgruppen komplexe Ökosysteme, die wichtige Funktionen für die Biodiversität sowie für das Stadtklima erfüllen.
Wie Kartografie eine Brücke schlägt
Die Masterthesis von Katharina Scheller erlaubt erste provisorische Vorschläge, um bessere Baumkataster zu formulieren. «Aber wir stehen bei dem Thema noch ganz am Anfang», so die Forscherin, «die Grundlagenforschung dazu muss noch gemacht werden.» Klar ist: Wenn artspezifische Bedürfnisse, Wurzelausdehnung, Licht- und Bodenansprüche besser sichtbar gemacht werden, können Kataster leichter Brücken schlagen fürs Planen mit Bäumen.
1 Baumalter visualisieren
Einerseits entfalten Bäume erst ab einem gewissen Alter das volle Ausmass ihrer wichtigen Funktionen wie beispielsweise Kühlung, Bindung von CO2, Filterung von Schadstoffen. Andererseits werden Bäume mit fortschreitendem Alter wichtiger für die Biodiversität, denn eine Vielzahl an Habitatstrukturen bildet sich erst während der Alterung. Alte Bäume sowie Totholz sind für viele Arten letzte Rückzugs- und Lebensräume in dicht bebauten Städten.
2 Habitateigenschaften darstellen
Alte Bäume bieten wertvolle Habitate für eine Vielzahl von Lebewesen. Diese sogenannten Habitatbäume sind von grosser ökologischer Bedeutung für die städtische Biodiversität. Im Beispiel oben stehen die visuellen Attribute für jeweils eine spezifische Habitateigenschaft und können beliebig kombiniert werden. Allerdings nimmt mit zunehmender Komplexität die Lesbarkeit tendenziell ab.
3 Grösse zeigen
Die Grösse eines Baums ist ausschlaggebend dafür, welche Leistungen er erbringen kann. Je grösser ein Baum, desto mehr Kühlung spendet er dem Umfeld. Auch der CO2-Umsatz steigt mit zunehmender Grösse. Häufige Planungsfehler ergeben sich im Siedlungsraum dadurch, dass den Bäumen zu wenig Platz beigemessen wird oder ungünstige Standorte gewählt werden. So haben Bäume entweder zu wenig Platz, um zu wachsen – oder sie werden gefällt, weil sie mit zunehmendem Wachstum mehr Platz einnehmen als erwartet. In diesem Kontext ist es ausserdem wichtig, dass die Dimensionen im Erdreich (also die Wurzelnetzwerke) von Bäumen einbezogen werden.