Wurzelstöcke in Flüssen: Ingenieurtechnik im Einklang mit der Natur

18.09.2024 BFH und Biodiversität: Wie können natürliche Strukturelemente wie Wurzelstöcke dazu beitragen, die Artenvielfalt in unseren Flüssen zu fördern, ohne das Hochwasserrisiko zu erhöhen? Die junge Bauingenieurin Lina Ruprecht hat Antworten.

Lina Ruprecht hat ihr Bachelor-Studium in Bauingenieurwesen diesen Sommer abgeschlossen. In ihrer Abschlussarbeit befasste sie sich mit einem wichtigen Aspekt der Biodiversität: unseren Fliessgewässern.
Lina Ruprecht hat ihr Bachelor-Studium in Bauingenieurwesen diesen Sommer abgeschlossen. In ihrer Abschlussarbeit befasste sie sich mit einem wichtigen Aspekt der Biodiversität: unseren Fliessgewässern.

Das Wichtigste in Kürze

  • Biodiversität umfasst die Vielfalt der Gene, Arten und Ökosysteme.
  • Ökosysteme mit hoher Biodiversität sind stabiler gegenüber Umwelteinflüssen.
  • Dieser Artikel ist Teil einer Serie der Berner Fachhochschule, die im Rahmen der Biodiversitätsinitiative ihre Expertise zum Thema beleuchtet.

Was hat Sie dazu inspiriert, in Ihrer Abschlussarbeit die Wirkung von natürlichen Strukturelementen wie Wurzelstöcken in Fliessgewässern zu untersuchen?

Ich interessiere mich sehr für Natur und Umwelt und wie man sie erhalten bzw. retten kann. Dazu möchte auch ich beitragen.

Können Sie erklären, wie genau Wurzelstöcke in Flüssen dazu beitragen können, die biologische Vielfalt zu erhalten und fördern?

Wurzelstöcke haben viele Funktionen, die zu diesem Ziel beitragen. Beispielsweise bieten Wurzelstöcke Schutz für Lebewesen oder beeinflussen die Strömung, wodurch Ablagerungen begünstigt und neue Lebensräume geschaffen werden.

«Als Ingenieur*in hat man grossen Einfluss auf die Entwicklung der Natur»

Lina Ruprecht
Lina Ruprecht Alumna Bachelor-Studium in Bauingenieurwesen

Was waren die grössten Herausforderungen bei der Durchführung Ihrer Modellversuche, insbesondere in Bezug auf die Nachbildung der natürlichen Flussbedingungen im Labor?

Ich denke, die grösste Herausforderung war der Nachbau der verschiedenen Materialien. Die Versuche wurden im Massstab 1:25 durchgeführt, also muss natürlich alles auf diese Grösse reduziert werden. Da wird es schon schwierig, einen Wurzelstock möglichst realitätsnah nachzubauen. Auch die Verkleinerung des Sohlenmaterials hat ab einem gewissen Massstab ihre Grenzen. Denn je mehr die Körner verkleinert werden, desto unterschiedlicher sind auch ihre Eigenschaften. Ton zum Beispiel hat ganz andere Eigenschaften als Sand.

Wie können Ihre gewonnenen Erkenntnisse in der Praxis umgesetzt werden? Was sind die grössten Herausforderungen dabei?

Meine Arbeit war ein erster Schritt, um zu zeigen, dass deutlich mehr Wurzelstöcke eingebaut werden können, als dies bisher der Fall ist. Meine Ergebnisse gelten natürlich nicht für alle Flussabschnitte, sondern nur für die Rahmenbedingungen meiner Arbeit. Ich bin mir aber sicher, dass an sehr vielen Flussabschnitten mehr Wurzelstöcke ohne grössere Risiken eingebaut werden können. Damit sich das aber durchsetzt, braucht es verschiedene Pilotprojekte, die zeigen, dass das möglich ist.

Gab es im Laufe Ihres Studiums ein besonderes Projekt oder eine Lehrveranstaltung, die Ihr Interesse an naturnahen Bauweisen geweckt hat?

Ich war schon immer sehr interessiert daran, beim Bauen möglichst naturnah zu bleiben und die Natur so wenig wie nur möglich zu schädigen. Die verschiedenen Lehrveranstaltungen im Studium haben mir dann gezeigt, wie dies möglich ist.

Welche Rolle spielen Ingenieurinnen und Ingenieure Ihrer Meinung nach bei der Entwicklung nachhaltiger und umweltfreundlicher Lösungen?

Meiner Meinung nach hat man als Ingenieur*in einen grossen Einfluss auf die Entwicklung der Natur. Das ist auch der Grund, warum ich diesen Beruf gewählt habe. Wir können das politische Umdenken in Richtung Natur professionell und richtig umsetzen.

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