Amateurgestaltung

Amateurgestaltung erfüllt eine Funktion, die durch Profiarbeit nicht erbracht wird. Sind von Laien gestaltete Artefakte bloss «Notlösungen» oder können sie auch positiv im Sinn von «selbstgemacht», «engagiert» oder «authentisch» wirken?

Steckbrief

  • Beteiligte Departemente Hochschule der Künste Bern
  • Institut(e) Institute of Design Research
  • Forschungseinheit(en) Design and Rhetoric
  • Förderorganisation SNF
  • Laufzeit 01.10.2012 - 30.04.2016
  • Projektleitung Annina Schneller
  • Partner Universität Bern
    Schweizerischer Nationalfonds SNF
  • Schlüsselwörter Visual Communication, Graphic Design, Local Affairs, Community Development

Ausgangslage

Mit dem Aufkommen des Fotokopierers um 1970, spätestens jedoch mit den digitalen Entwicklungen im Grafikdesign seit etwa 1985, wachsen die Spielräume für Laien, ihre Entwürfe mit professionellen Hilfsmitteln herzustellen, zu vervielfältigen und zu verteilen. Das Grafikdesign, das hierbei entsteht, ist oft weniger ausgearbeitet – elaboriert – als das von professionellen Gestalterinnen und Gestaltern; es «erfüllt jedoch meist seinen Zweck» und kann sogar im Gegenzug mit seinen besonderen Stil- und Erscheinungsformen das professionelle Grafikdesign beeinflussen. Künstlerisch-gestalterische Strömungen wie Dada, Punk, Do-it-Yourself oder Handmade arbeiten sogar ganz gezielt mit Stilmitteln des Selbstgemachten und setzen unausgearbeitete oder amateurhafte Gestaltungsformen wie grob ausgeführte Collagen, schlechte Kopiertechniken, unleserliche Schrift oder chaotische Anordnung von Bild- und Textelementen sehr bewusst ein. Die unterschiedlichen Elaborationsformen solcher Gestaltung sind bislang jedoch noch nicht systematisch untersucht worden. Das Projekt verfolgt daher das Ziel, die Visuelle Rhetorik der Amateurgrafik und ihre Wechselbeziehung zum professionellen Grafikdesign im historischen Kontext zu verorten, anhand von Beispielmaterial und gestalterischen Interventionen in den Bereichen Gemeinwesenarbeit und Lokalpolitik empirisch zu untersuchen, und durch die Herausarbeitung von Elaborationstypen einen Theorievorschlag zu machen.

Vorgehen

Das Beispielmaterial aus der Gemeinwesenarbeit und der lokalpolitischen Kommunikation wird nach der am Forschungsschwerpunkt Kommunikationsdesign entwickelten Methode der rhethorischen Designanalyse von erfahrenen Gestalterinnen und Gestaltern untersucht. Begleitend zur Materialanalyse werden die zentralen Konzepte und historischen Hintergründe der Rhetorik des Selbermachens und der Imperfektion aus Rhetoriktheorie, Deisgn- und Kunstgeschichte, Bildwissenschaft und Semiotik erarbeitet. Ziel ist ein Vorschlag zur Kategorisierung von Elaborationstypen und ihren visuell-rhetorischen Erscheinungs- und Wirkungsformen in der Amateurgrafik und in der professionellen Grafik. Um den Vergleich zwischen der analysierten Laiengestaltung und professionellem Design herzustellen, stellen Gestalterinnen und Gestalter verschiedener Professionalisierungsgrade zudem neue Gestaltungsvarianten auf der Grundlage der gefundenen Wirkregeln her. In einer qualitativen Fokusgruppenstudie wird anschliessend das Verhältnis von Elaborationstyp und empirischer Wirkung dieser neu gestalteten Beispiele auf das Zielpublikum überprüft.

Ergebnisse

Die Resultate werden in einer Dissertation aufgearbeitet und publiziert, die im Rahmen der Graduate School of the Arts Bern verfasst wird – einer Kooperation der Hochschule der Künste Bern und der Universität Bern.