Klebstoffgitter für die restauratorische Verklebung von Leinwandgemälden
Klebstoffgitter bezeichnen ein innovatives Klebesystem zur schonenden Hinterklebung von Leinwandgemälden. Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, Klebstoffgitter aus Proteinleimen, Methylcellulosen sowie Acrylaten zu produzieren.
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Hochschule der Künste Bern
- Institut(e) Institut Materialität in Kunst und Kultur
- Forschungseinheit(en) Konservierungstechnik
- Förderorganisation Innosuisse
- Laufzeit 01.10.2018 - 30.09.2020
- Projektleitung Prof. Dr. Karolina Soppa
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Projektmitarbeitende
Mona Konietzny
Dr. Nadim Scherrer
Dr. Stefan Zumbühl -
Partner
APM Technica AG
Hochschule für Bildende Künste Dresden
Ausgangslage
Das Trägergewebe von Leinwandgemälden kann durch mechanische Belastung und Alterungsprozesse so fragil werden, dass ein Stütztextil hinterklebt werden muss. Für die Verklebung eignen sich unter konservatorischen Aspekten nur ausgewählte, alterungsstabile Klebstoffe wie wasserlösliche Methylcellulosen, Proteinleime (Störleim) und benzinlösliche Butylmethacrylate. Werden diese aber auf herkömmliche Weise als flüssige Lösung angewendet, dringen sie unkontrolliert in die Leinwand ein. Das bedingt Verfärbungen und Versteifungen des Gewebes sowie Schäden im gesamten Gemäldegefüge, wie beispielsweise das Ablösen der Bildschicht. Der Einsatz von Klebstoffgittern kann solche Risiken minimieren, denn die Klebstoffe werden als Feststoff appliziert und erst dann mit wenig Feuchtigkeit, Lösemittel oder bei Bedarf milder Wärme aktiviert. Die wabenförmige Gitterstruktur bietet eine optimale geometrische Verteilung von Haftpunkten auf einer Leinwand. Daraus resultiert eine gleichmässige, diffusionsoffene und, wenn erforderlich, leichter wieder lösbare Verklebung.
Vorgehen
Die ausgewählten Klebstoffe werden mittels teilautomatisierter Repliziertechnologien wie Stanz- und Rakelverfahren zu drei Klebstoffgittertypen verarbeitet. Analytische sowie optische Verfahren, darunter Infrarotspektroskopie und 3D-Digitalmikroskopie, unterstützen qualitätssichernd die Herausstellung valabler Produktionsprozesse. Als Grundlage der praxisorientierten Anwendung werden Aktivierungs-verfahren evaluiert und in Verklebungen mit Klebstoffgittern an Leinwänden getestet. Dabei sind die Klebkraft und das Eindringverhalten des Klebstoffes in die Leinwand zu quantifizieren. Hierfür stehen neben Zugfestigkeitsprüfungen optische, analytische und gravimetrische Verfahren zur Verfügung.
Ergebnisse
Das Projekt bereitet den Weg für die kommerzielle Verfügbarkeit von drei gebrauchsfertigen Klebstoffgittertypen, die sich aufgrund ihrer Kleb- und Aktivierungseigenschaften für unterschiedliche Zielanwendungen entsprechend den Anforderungen eines Kunstwerkes eignen. Aus den Prüfergeb-nissen zu Zugfestigkeit und Eindringverhalten wird ein Leitfaden entwickelt, der Konservator*innen-Restaurator*innen Anhaltspunkte zur Auswahl der Klebstoffgitter und ihrer Anwendung für den praktischen Einsatz gibt. Die minimalinvasive, nachhaltige Klebetechnik leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Bewahrung der materiellen Authentizität von Leinwandgemälden und hat Potenzial, sich in Zukunft gleichermassen auf andere Kunst- und Kulturobjekte unterschiedlicher Materialität übertragen zu lassen.