«In hommage from the multitude»
Das Projekt widmet sich dem Schaffen von fünf Mikroton-Komponisten aus verschiedenen Kulturen.
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Hochschule der Künste Bern
- Institut(e) Institut Interpretation
- Forschungseinheit(en) Schnittstellen der zeitgenössischen Musik
- Förderorganisation SNF
- Laufzeit 01.08.2018 - 31.12.2021
- Projektleitung Dr. Roman Brotbeck
-
Projektmitarbeitende
Mathias Gredig
Dr. Marc Kilchenmann
Nemanja Radivojevic
Eleni Ralli
João Carlos Victor Alves -
Partner
Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW
Universität Bern
Universität Bern
Ausgangslage
Mit fünf Fallbeispielen wird eine bislang in Wissenschaft und Praxis marginalisierte Musikströmung erforscht, die in den letzten Jahren in den Fokus zahlreicher Musikfestivals gerückt ist: die nicht äquidistante Mikrotonmusik des 20. und 21. Jahrhunderts. Im Zentrum des Forschungsprojekts steht die Untersuchung und Einordnung fünf ihrer Komponisten: Mordecai Sandberg (1897–1973, Rumänien, Österreich, Palästina, USA, Kanada), Harry Partch (1901–1974, USA), Walter Smetak (1913–1984, Schweiz, Brasilien), Ben Johnston (1926–2019, USA) und Jean-Claude Risset (1938–2016, Frankreich, USA). «Nicht-äquidistante Mikroton-Musik» ist ein Sammelbegriff, der unterschiedlichste Positionen und Systeme umfasst, die vom Obertonspektrum und dabei besonders den Mikrointervallen höherer Obertöne ausgehen. Anders als die äquidistanten Mikrotonsysteme, die analog zum gleichstufig temperierten Zwölftonsystem die Oktave in gleich grosse Tonschritte (z.B. in Vierteltöne) unterteilen, wird bei den nicht-äquidistanten Mikrotonsystemen die Oktave in ungleiche Intervalle geteilt, was die Diversität der Intervalle, der Klangfarben und der möglichen Harmonien enorm steigert. Anders auch als die Komponisten, die sich mit dem äquidistanten Mikrotonsystem auseinandergesetzt haben (Alois Hába, Ivan Wyschnegradsky oder Julián Carrillo), orientierten sich die hier ausgewählten Vertreter der nicht-äquidistanten Mikrotonmusik nicht am Fortschrittsdiskurs der Avantgarde.
Vorgehen
Das Projekt untersucht die weltanschaulichen Grundlagen und die daraus abgeleiteten Theorien, die Kompositionsstrategien, die neugebauten Instrumente und Notationssysteme. Auch geht es darum, noch nicht erschlossene Dokumente zu sichern und aufzuarbeiten sowie noch lebende Zeitzeugen zu befragen (Oral History).
Ergebnisse
Diese vergleichenden Studien bilden die Basis für eine Wiederaufführung der entsprechenden Musikwerke und für die geschichtliche Aufarbeitung der nicht-äquidistanten Mikrotonmusik des 20. und 21. Jahrhunderts, die auch einen Beitrag zu einer noch ausstehenden alternativen Musikgeschichte dieser Zeit abseits vom klassischen Avantgardediskurs darstellt, der während des 20. Jahrhunderts mehrheitlich auf das äquidistante Zwölftonsystem und die auf ihm basierende Zwölftontechnik fixiert war. Das Forschungsprojekt besteht aus vier Dissertationsvorhaben, einem monografischen PostDoc sowie einer werkanalytischen Studie des Gesuchstellers.