Lebensmittelkunst
Künstlerische Arbeiten, die aus echten Lebensmitteln bestehen, sind häufig sehr kurzlebig und zeichnen sich durch eine multisensorische Dimension aus – neben dem Gesichtssinn werden auch die anderen Sinne der Betrachtenden involviert.
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Hochschule der Künste Bern
- Institut(e) Institut Praktiken und Theorien der Künste
- Forschungseinheit(en) Kunst als Forschung: Künstlerische Gestaltungs- und Erkenntnisprozesse
- Förderorganisation SNF
- Laufzeit 01.02.2019 - 31.01.2023
- Projektleitung Dr. Fabiana Senkpiel
-
Projektmitarbeitende
Bruna Casagrande
Nathalie Salomé Noorlander
Celia Romana Sidler
Ausgangslage
Künstlerische Arbeiten aus Lebensmitteln sind besonders vergänglich, da sie sich im Laufe der Zeit zersetzen. Auf welche Weise man einer derartigen konzeptuellen Kurzlebigkeit und dem Verschwinden solcher künstlerischen Arbeiten begegnen kann, interessiert in diesem Forschungsprojekt. Wie lassen sich solche Werke für die Nachwelt umfassend zugänglich halten und gleichzeitig deren Veränderungsprozesse sowie die ausgelöste multisensorische Dimension angemessen berücksichtigen?
Vorgehen
Das Forschungsprojekt erforscht die Fragestellung anhand zweier experimenteller Anwendungen: zum einen die konservatorische Dokumentation des installativen Werks «Selbstturm; Löwenturm» des Künstlers Dieter Roth (1969–1998, Schaulager Münchenstein bei Basel/Kunstmuseum Basel│ Gegenwart); zum anderen die konservatorische Dokumentation und die Erprobung der Rezeptionsformate für die partizipativ-performativen künstlerischen Arbeiten mit/durch Lebensmittel(n), die Künstlerinnen im Rahmen des Projekts realisieren. Die Zusammenarbeit aus konservatorisch-restauratorischer, kunstwissenschaftlicher sowie aus performativ-praktischer Perspektive knüpft methodisch an Aspekte der künstlerischen Forschung an, indem sie eine angewandte Erforschung für und durch die Künste leistet.
Ergebnisse
Das Projekt ermöglicht es, multisensorische, materialästhetische und bildtheoretische Dimensionen sowie den Wirkungsmodus von installativen und partizipativ-performativen Kunstwerken mit Lebensmitteln für die Nachwelt zu erschliessen. Teilprojekt «Konservierung-Restaurierung» entwickelt und validiert dabei das Dokumentationsverfahren des «multiperspektivischen Zeugenberichts». Dieses basiert auf der Berichterstattung eines ausgewählten Publikums und funktioniert mittels Sprach- und Textzeugnissen. Teilprojekt «Kunstwissenschaft» nimmt das Spannungsfeld von materiellen Verfasstheiten, ästhetischen und bildlichen Dimensionen anhand von Fallstudien installativer Kunst seit 1960 in den Blick. Es zeigt auf, dass durch den Einsatz von Lebensmitteln insbesondere das Verhältnis von Massenmedien und Konsum künstlerisch verhandelt wird. Teilprojekt «Kunst/künstlerische Forschung» tritt zum einen exemplarisch dafür ein, die zu entwickelnde Dokumentationsmethode anzuwenden und zu evaluieren. Zum anderen werden die künstlerischen partizipativ-performativen Arbeiten methodisch eingesetzt und erforschen, wie die ausgelösten sinnlichen Anreize die Wirkung und Infiltrierung des Kunstdiskurses in der Gesellschaft mitprägen.