Evaluation des Projekts Kultur Komitee

Die Winterthurer Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte gibt beim Projekt Kultur Komitee die Kulturförderung in die Hände zufällig ausgewählter Bürger*innen. Die BFH hat die erste Durchführung begleitend evaluiert.

Steckbrief

Ausgangslage

Mehr Menschen an der Kulturförderung beteiligen, dieses Ziel verfolgt die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte mit dem Projekt Kultur Komitee. Zufällig aus der Bevölkerung ausgewählte Bürger*innen entscheiden über die Vergabe von Förderungsmitteln. Pro Durchführung stehen knapp CHF 400'000 zur Verfügung. Die erste Projektdurchführung fand von Oktober 2021 bis Juni 2022 statt. Sie wurde durch die BFH und das Zentrum für universitäre Weiterbildung der Universität Bern begleitend evaluiert, um das Projekt mit Orientierung am Ansatz der Developmental Evaluation weiterzuentwickeln.

Vorgehen

Der erste Durchführungszyklus des Projekts Kultur Komitee wurde mit Orientierung am Ansatz der entwicklungsorientierten Evaluation untersucht. Im Fokus standen die Konstituierung des ersten Kultur Komitees, dessen Arbeitsprozess und die Eignung des Förderansatzes. Zur Untersuchung der Fragestellungen wurden folgende Methoden eingesetzt:

  1. Qualitative Interviews mit fünf Komiteemitgliedern, sieben Kulturschaffenden, sechs Personen aus dem Umfeld der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) und vier Personen aus dem Bereich der Kulturförderung;
  2. Standardisierte Online-Befragung der Komiteemitglieder;
  3. Teilnehmende Beobachtung an Sitzungen des Komitees;
  4. Analyse von Dokumenten (z.B. Konzept des Projekts).

Die Analyse der Interviews, von Dokumenten und offenen Fragen der Online-Befragung erfolgte mit Orientierung an der Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring. Die Ergebnisse zu Fragen mit vorgegebenen Antwortkategorien der Online-Befragung wurden mit deskriptiver Statistik ausgewertet.

Ergebnisse

Das Projekt Kultur Komitee konnte im ersten Durchführungszyklus wie geplant umgesetzt werden. Es sind keine grösseren Schwierigkeiten aufgetreten. Folgendes sind ausgewählte zentrale Ergebnisse der Evaluation:

  1. Es ist problemlos gelungen, ein genügend grosses Komitee mit 21 Mitgliedern zu bilden.
  2. Das erste Kultur Komitee ist bezüglich sozio-demographischer Merkmale heterogen zusammengesetzt, jedoch aufgrund von Selektionseffekten kein exaktes Abbild der Winterthurer Bevölkerung.
  3. Es wurden mehr Gesuche als erwartet von Kulturschaffenden eingereicht (180 Gesuche).
  4. Der Arbeitsprozess des Kultur Komitees wurden durch die beiden Co-Leiterinnen kompetent gestaltet.
  5. Die Entwicklung von Entscheidungsgrundlagen und die begründete Auswahl von Gesuchen stellten sich als anspruchsvoll heraus.
  6. Die Mehrheit der Komiteemitglieder ist mit der Auswahl der Gesuche zufrieden.

Im Rahmen der Evaluation wurden Bewertungskriterien formuliert, die erfüllt wurden. Aufgrund der Erfahrungen bei der ersten Durchführung konnten Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Projekts formuliert werden.

Ausblick

Die Projektdurchführung zeigte, dass Bürger*innen in der Lage sind, überlegte Kulturförderungsentscheidungen zu treffen. Partizipative Ansätze sind vielversprechend, um Angebote stärker an den Bedürfnissen der Zielgruppen auszurichten.