Ästhetisierung von Kriegsgewalt
Das Forschungsprojekt geht der Frage nach der Darstellbarkeit von Kriegsgewalt in Bezug auf die dokumentarisch arbeitende Theater- und Performanceszene und deren Faszination bei einem westlichen Publikum nach.
Steckbrief
- Lead-Departement Hochschule der Künste Bern
- Institut(e) Institut Praktiken und Theorien der Künste
- Forschungseinheit(en) Kunst als Forschung: Künstlerische Gestaltungs- und Erkenntnisprozesse
- Strategisches Themenfeld Themenfeld Caring Society
- Förderorganisation SNF
- Laufzeit (geplant) 01.04.2023 - 31.03.2027
- Projektverantwortung Prof. Dr. Priska Gisler
- Projektleitung Prof. Dr. Priska Gisler
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Projektmitarbeitende
Wolfram Heberle
Diana Rojas
Dr. Darija Davidovic
Rafaela Scheiwiller -
Partner
Universidad de Antioquia
Universität Hildesheim
Ausgangslage
Die Inszenierung von Krieg ist eine Herausforderung für die performativen Künste, da Fragen nach den Implikationen der Darstellung von Täter*innen und Opfern, von Gewaltmomenten oder der Transformation durch die Kriegsgewalt aufgeworfen werden. Wie wird Gewalt dargestellt und wie wird man verschiedenen Perspektiven und Erfahrungen gerecht? Auf welche Dokumente und Aussagen stützt man sich und woher bezieht man diese?
Vorgehen
Fragen nach der Darstellbarkeit von Kriegsgewalt in Bezug auf die dokumentarisch arbeitende Theater- und Performanceszene gehen die Forschenden in drei miteinander verwobenen Teilprojekten nach: Eine künstlerisch-wissenschaftliche Doktorarbeit fokussiert ehemalige Kindersoldat*innen im Bürgerkriegsland Kolumbien. Dabei werden verschiedene performative Strategien der Veranschaulichung von Gewalterfahrungen erprobt, präsentiert und – im Austausch mit einem lokalen Forschungsteam – reflektiert. Das zweite Teilprojekt widmet sich in einer qualitativen Studie aktuellen Inszenierungen von Kriegsgewalt. Auf diese Weise werden dokumentarische Strategien von vier exemplarischen Inszenierungen herausgearbeitet. Das dritte Teilprojekt sucht Erkenntnisse über die Synergien zwischen einer künstlerischen und einer kulturwissenschaftlichen Vorgehensweise zu gewinnen. Mit dem entsprechenden mehrdimensionalen Vorgehen wird ein Beitrag an die Methodendiskussion insbesondere in der künstlerischen Forschung geleistet.
Ergebnisse
Dokumentarisch arbeitende Aufführungen, die in Europa gezeigt werden, wenden sich immer wieder kriegerischen Auseinandersetzungen zu. Oft erzeugen sie beim Publikum, das sich fernab des Geschehens befindet, starke Emotionen. Die interdisziplinäre Untersuchung soll zur wissenschaftlichen und öffentlichen Debatte über die Rolle von (multimedialen) Dokumenten und Zeug*innenaussagen bei der Darstellung von Kriegsgewalt im zeitgenössischen Theater beitragen. Die Diskussion der Ergebnisse unterstützen zwei Forschungsaufführungen und zwei Workshops. Die Studienergebnisse werden als Dissertation, als Buch und in Artikeln veröffentlicht.