Armut und Soziale Sicherheit während der Covid-19 Pandemie
Zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie ergriff die Schweiz Massnahmen, die das öffentliche und wirtschaftliche Leben einschränkten. Das Projekt untersucht die Auswirkungen auf die finanzielle Situation und Armutsbetroffenheit der Bevölkerung.
Steckbrief
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Beteiligte Departemente
Soziale Arbeit
Technik und Informatik - Institut(e) Institut Soziale Sicherheit und Sozialpolitik
- Förderorganisation SNF
- Laufzeit (geplant) 01.03.2023 - 28.02.2026
- Projektleitung Prof. Dr. Oliver Hümbelin
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Projektmitarbeitende
Oliver Lehmann
Prof. Dr. Robert Fluder
Dr. Lukas Christian Schlittler
Prof. Dr. Ben Jann
Rulla Sutter
Dr. Rudolf Farys
Eric Crettaz
Prof. Dr. Mascha Kurpicz-Briki
Dr. Maurizio Strazzeri -
Partner
Haute école de travail social de la HES-SO//Genève
Universität Bern, Institut für Soziologie - Schlüsselwörter Armut, Soziale Sicherheit, Ungleichheit, Covid-19-Pandemie, Administrativdaten, Caritas
Ausgangslage
Die im Frühjahr 2020 getroffenen Massnahmen mit Lockdowns sind für das Wirtschaftsleben in der Schweiz von besonderer Bedeutung. Instrumente wie die Kurzarbeit wurden eingeführt. Die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen für die Bevölkerung waren je nach sozio-ökonomischer Gruppe sehr unterschiedlich. Welche Gruppen am stärksten betroffen waren, hängt stark von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den ergriffen Massnahmen ab, um die Ausbreitung der Virus zu stoppen und die Folgen durch Sozialleistungen abzufedern. Es fehlen aussagekräftige Studien für die Schweiz und es ist nicht bekannt, wie sich Ungleichheit und Armutsquoten während der Pandemie entwickelt haben. Die Rolle der regulären Instrumente des Sozialversicherungssystems und die Wirksamkeit der Corona-Sondermassnahmen müs-sen geklärt werden. Zudem ist es zentral, systematisch über die Rolle von Nichtregierungsorganisationen für die soziale Sicherheit während der Covid-19-Pandemie und in zukünftigen Krisen nachzudenken.
Vorgehen
Basierend auf verknüpften Steuerdaten von 4.5 Millionen Menschen analysiert die Forschungsgruppe die Veränderung der Einkommen und Vermögen in den Jahren 2019 bis 2022. Dabei legt sie das Augenmerk auf die Situation von Menschen mit wenig finanziellen Mitteln. Durch die Verknüpfung der Daten mit Sozialleistungsdaten kann zudem aufgezeigt werden, wie gut das System der Sozialen Sicherheit die Betroffenen geschützt hat. Ein weiterer Projektteil nutzt Falldaten von Caritas Schweiz. Über 100'000 Menschen wurden während der Pandemie durch die grösste NGO des Landes unterstützt. Dieses nachgelagerte Netz der Sozialen Sicherheit kommt besonders dann zum Tragen, wenn die staatliche Absicherung lückenhaft ist. Auf dieser Basis soll ein Frühwarnsystem für die Armutsbeobachtung in zukünftigen Krisen entwickelt werden.
Ergebnisse
Das Projekts möchte auf folgende Forschungsfragen Antwort geben:
- Welche Auswirkungen hatte die Covid-19-Pandemie auf die wirtschaftliche Ungleichheit und die Armut in der Schweiz?
- Was waren die kurz-, mittel- und möglichen langfristigen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie?
- Wie gut waren einkommensschwache Gruppen durch das System der sozialen Sicherheit im föderalen System der Schweiz geschützt?
- Sind Unterschiede in der Umsetzung der Corona-Hilfe durch die verschiedenen Kantone relevant?
- Welche sozialen Gruppen waren am stärksten betroffen? Wer war durch die Sozialversicherung gedeckt und wer nicht?
- Welche Rolle spielen NGOs bei der sozialen Absicherung der Armutsbetroffenen in einem reichen Land im Allgemeinen und in einer Krise?
- Wie muss ein effizientes Datenerfassungsverfahren eingerichtet werden, das die unterstützten Klient*innen der Caritas und ihre Profile dokumentiert?
- Wie können diese Informationen genutzt werden, um zeitnahe Armutsindikatoren zu erstellen und Problemsituationen in einer weiteren Krise frühzeitig zu erkennen?
Ausblick
Die Erkenntnisse bieten Grundlagen für einen Policy Brief zur Förderung der Sozialverträglichkeit einer allfälligen nächsten Krise. Das Frühwarnsystem bietet für die Schweiz zudem die Chance über zeitnahe Armutsindikatoren zu verfügen.