Reproduktion von Geschlechterungleichheit durch die landwirtschaftliche Bildung

In diesem Projekt untersuchen die Trägerorganisationen BFH-HAFL, INFORAMA und AGRIDEA die landwirtschaftliche Grund- und Fachausbildung hinsichtlich Tradierung von Geschlechterrollen und damit Reproduktion von Geschlechterungleichheiten.

Steckbrief

  • Beteiligte Departemente Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften
  • Institut(e) Agronomie
  • Forschungseinheit(en) Agrarwirtschaft und Agrarsoziologie
  • Förderorganisation Schweizerische Eidgenossenschaft (Bundesverwaltung)
  • Laufzeit (geplant) 01.09.2023 - 31.08.2025
  • Projektleitung Prof. Dr. Sandra Contzen
  • Projektmitarbeitende Prof. Dr. Sandra Contzen
    Elizabeth Bieri
    Alexander Röösli
    Anna Kröplin
  • Partner Eidg. Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG
    INFORAMA
    Agridea
  • Schlüsselwörter Bildung, Geschlechtergerechtigkeit, Bäuerin, bäuerlicher Haushaltsleiter, Landwirt*in EFZ

Ausgangslage

Obwohl Frauen eine zunehmend wichtige Rolle einnehmen, bleibt die schweizerische Landwirtschaft eine Männerdomäne. Das zeigt sich u.a. am tiefen Anteil Betriebsleiterinnen deutlich. Dieser liegt momentan nur bei etwa 7%, obwohl der Frauenanteil unter den Abgänger*innen des EFZ Landwirt*in heute knapp 20% beträgt. Viele Landwirtinnen werden also nicht Betriebsleiterinnen, sondern übernehmen andere Rollen in und ausserhalb der Landwirtschaft. Dass Frauen als Betriebsleiterinnen untervertreten sind, ist kein schweizerisches Phänomen und im entsprechenden Forschungsfeld bekannt. Es hängt weltweit mit der Tradition der patrilinearen Übergabe der Landwirtschaftsbetriebe zusammen, also mit der Übergabe des Betriebes vom Vater an den Sohn. Im Unterschied zu anderen Staaten kennt die Schweiz jedoch auch eine geschlechtsspezifische Differenzierung zwischen den Begriffen Bäuerin und Landwirtin, die historisch in zwei unterschiedlichen Ausbildungswegen eingebettet sind. Eine Landwirtin geht den Bildungsweg EFZ Landwirt*in, welcher ursprünglich dem Mann zugeordnet war. Eine Bäuerin geht den Bildungsweg Bäuerin/bäuerlicher Haushaltsleiter FA, welcher anfänglich der Frau zugeordnet war. Obwohl die beiden Bildungswege heute beiden Geschlechtern offenstehen, ziehen sie nur wenige Personen des untervertretenen Geschlechts an. Den Ursachen dieses Umstandes geht dieses Projekt durch eine Untersuchung von Bildungsmedien, Unterrichtspraxis und Ausbildungsstrukturen nach.

Vorgehen

Das Projekt sieht vor, die landwirtschaftliche Grund- und Fachausbildung im Hinblick auf tradierte Geschlechterrollen zu untersuchen, um grössere Chancengleichheit für Frauen und Männer zu schaffen sowie Impulse für eine geschlechtsneutrale Bildung in der Landwirtschaft zu geben. In einem ersten Schritt werden relevante Unterrichtsmaterialien hinsichtlich Geschlechterrollen und -normen analysiert und in Interviews die Ansichten von Lehrpersonen zur Thematik ermittelt. Basierend darauf werden zweitens zusammen mit Stakeholdern und im Rahmen des Revisionsprozesses der landwirtschaftlichen Grund- und Fachbildung Handlungsempfehlungen erarbeitet, um den Unterricht geschlechtsneutraler zu gestalten. Drittens wird in partizipativen Workshops eine Zukunftsvision einer geschlechtsneutralen landwirtschaftlichen Bildung entwickelt. Diese Impulse sollen einerseits in die aktuell laufenden Revisionen der Bildungsgänge einfliessen, andererseits in die konkrete aktuelle Unterrichtspraxis. Dadurch möchte das Projekt eine strukturelle Wirkung erzielen für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Schweizer Landwirtschaft und damit einen Beitrag zur Erreichung der Sustainable Development Goals (SDG) leisten.

Reproduktion von Geschlechterungleichheit durch die landwirtschaftliche Bildung
Reproduktion von Geschlechterungleichheit durch die landwirtschaftliche Bildung

Dieses Projekt leistet einen Beitrag zu den folgenden SDGs

  • 5: Geschlechtergleichheit