Spurenbestandteile und Glasphase(n) in altägyptischem Ägyptisch Blau

Die Forschungsarbeiten basieren auf dem Erfassen von mineralischen Spurenbestandteilen und damit individueller «biografischer» Details in altägyptischem Ägyptisch Blau mittels Ramanmikrospektroskopie.

Steckbrief

  • Lead-Departement Hochschule der Künste Bern
  • Institut Institut Materialität in Kunst und Kultur
  • Forschungseinheit Technologie in Kunst und Kultur
  • Förderorganisation Andere
  • Laufzeit 01.04.2023 - 31.03.2024
  • Projektverantwortung Petra Dariz
  • Projektleitung Petra Dariz
  • Partner Goethe-Stiftung für Kunst und Wissenschaft
    Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Berlin
    Staatliches Museum Ägyptischer Kunst
    Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte

Ausgangslage

Ägyptisch Blau wird vom Alten Reich Ägyptens bis in das Frühmittelalter in der Wandmalerei als fast ausschliessliches Blaupigment eingesetzt. Die Herstellung erfolgt durch Erhitzen einer Rohmaterialmischung aus Quarzsand, Kalkstein, Kupfererz und Flussmittel auf etwa 950°C. Ramanmikrospektroskopische Vorstudien an römisch-kaiserzeitlichem und frühmittelalterlichem Ägyptisch Blau aus dem Alpenraum mündeten im Nachweis von 50 Mineralien mit Gehalten vom Prozentbereich bis zu 0,1 Promille, die eine Monopolstellung in Fabrikation und Handel von Ägyptisch Blau in Pozzuoli über den Untergang Westroms hinaus nahelegen. Diese neuen Erkenntnisse zur unerwartet komplexen Phasenzusammensetzung des Blaupigmentes werden nun im Rahmen des Forschungsprojektes um das altägyptische Pendant erweitert. Darüber hinaus machen in der Fachliteratur kontrovers diskutierte Hypothesen zu Ausgangsstoffen, Art der chemischen Reaktion (Festkörper- oder Schmelzreaktion?) als auch Reaktionsprodukten (Glasphase(n)?) Syntheseversuche im Laborofen und erstmalige in situ-Ramanexperimente zur Beobachtung des Reaktionsverlaufs in Echtzeit notwendig.

Vorgehen

Analog zu den beiden Vorstudien erfolgt ein flächendeckendes Abtasten der Probenoberflächen mittels Laserstrahl unter dem Ramanmikroskop für eine zerstörungsfreie Mineralienbestimmung an jedem Messpunkt und die schlussendliche softwaregestützte Erstellung von Verteilungskarten (chemische Bildgebung).

Ergebnisse

Die mineralischen Spurenbestandteile von Ägyptisch Blau konservieren «biografische» Informationen zu Art und Herkunft der Rohmaterialien, Herstellungsparametern und chemische Reaktionen im Zuge der maltechnischen Verarbeitung als auch Alterung des Pigmentes. Der Vergleich der Charakteristiken von altägyptischen und römisch-antiken Fabrikaten mittels Ramanmikrospektroskopie samt Option von in situ-Messungen während Laborsynthesen, sowie der interdisziplinäre Ansatz bei der Dateninterpretation versprechen einen bedeutsamen Zugewinn an Fachkenntnissen in den Disziplinen der Kunsttechnologie, Ägyptologie und analytischen Chemie.