Postdigital Musicking
Das Projekt untersucht, welchen Einfluss die digitale Revolution seit 2000 auf die zeitgenössische Musikpraxis in Westeuropa ausübt. Hierfür werden Schlüsselproduktionen aus postdigitaler Perspektive analysiert.
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Hochschule der Künste Bern
- Institut(e) Institut Interpretation
- Forschungseinheit(en) Schnittstellen der zeitgenössischen Musik
- Förderorganisation SNF
- Laufzeit (geplant) 01.09.2024 - 31.08.2028
- Projektleitung Prof. Dr. Andreas Leopold Dick
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Projektmitarbeitende
Katelyn Rose King
Dr. Tassilo Thorsten Tesche
Johannes Werner
Ausgangslage
Unter dem Label «postdigital» formiert sich seit 2000 eine technologiekritische Gesellschaftstheorie. Diese weist auf das Verschwinden der Sichtbarkeit digitaler Systeme als Folge ihrer Allgegenwart hin und macht auf die soziale, moralische, und politische Einflussnahme nur scheinbar neutraler Technologie aufmerksam. Das vorliegende Projekt beleuchtet aus postdigitaler Sicht die Auswirkungen des digitalen Wandels auf die zeitgenössische Musik Westeuropas. Es orientiert sich an drei Leitfragen : 1) Wie stellt sich aus postdigitaler Perspektive der «digital impact» auf zeitgenössische Musikpraxis im 21. Jahrhundert dar? 2) Wie schreibt sich eine Kombination aus digitaler Innovation und Technologiekritik in das Musikschaffen der Gegenwart ein? 3) Welche Handlungsspielräume eröffnet die Arbeit an einer postdigitalen Musikästhetik?
Vorgehen
Die Forschungsarbeit beinhaltet drei Arten von Praxeographie: a) Rekonstruktion vergangener Praxisformen: Zwei diachrone Fallstudien sichern und kontextualisieren materielle und diskursive Spuren von Schlüsselproduktionen seit 2000, in denen der jeweils aktuelle Stand der Digitalitätsdebatte verhandelt wird. b) Dichte Beschreibung gegenwärtiger Praxisformen: Zwei Fallstudien widmen sich der teilnehmenden Beobachtung aktueller Praxisnetzwerke und ihrer kreativen Handlungsaktivitäten. c) Reenactment einzelner Praxissequenzen aus a) und b): Im «Multimodallab» werden prägnante Konstellationen aus den vier Fallstudien einer experimentellen Bearbeitung unterzogen, um nicht erschlossene Handlungsspielräume zur Disposition zu stellen und deren Praxiseffekte zu protokollieren.
Ergebnisse
Das Projekt reagiert auf den diskursiven Nachholbedarf in einem Feld, in dem das Gespür für versteckte Auswirkungen digitaler Technologie noch unterentwickelt ist. Dabei unterzieht es die künstlerische Verhandlung der Mensch-Technik-Relation einer Neubewertung. Zugleich dokumentiert es aus Teilnehmer*innen-Sicht die immer noch zunehmende Dynamik des «digital impact» auf die gegenwärtige Musikpraxis.