Nachhaltige Fleischkonsumpraktiken - What's the beef?

Bisher ist Forschung zur Reduktion des Fleischkonsums wenig erfolgreich. Was wäre, wenn der Schlüssel zur Transformation des heutigen, unnachhaltigen Fleischkonsums jenseits individueller Verantwortung und technischer Lösungen liegt?

Steckbrief

  • Lead-Departement Gesundheit
  • Institut Ernährung und Diätetik
  • Strategisches Themenfeld Themenfeld Nachhaltige Entwicklung
  • Förderorganisation BFH
  • Laufzeit (geplant) 01.03.2024 - 31.07.2025
  • Projektverantwortung Sonja Schönberg
  • Projektleitung Sonja Schönberg
  • Schlüsselwörter Fleischkonsum, Theorie Sozialer Praktiken, Nachhaltige Ernährungssysteme

Ausgangslage

In der Schweiz werden jedes Jahr ca. 83 Millionen Tiere geschlachtet. Dies trägt erheblich zum Treibhausgasausstoss des Landes bei. Gleichzeitig sind Wiederkäuern aus Produktionsperspektive eine zentrale Voraussetzung für die landwirtschaftliche Nutzung der weitläufigen Schweizer Grünlandflächen. Der Überkonsum von rund 50 kg Fleisch pro Person und Jahr ist konstant und die meisten Fleischesser wollen nicht auf ihre Gewohnheit verzichten. Bisherige Bemühungen, den Fleischkonsum zu reduzieren, rühren an so etwas wie einem ‘heiligen Gral’. Verschiedene Disziplinen haben das Fleischkonsumverhalten aus kognitiv-psychologischer Sicht erklärt und Lösungen vorgeschlagen - mit wenig Erfolg. Weniger wissenschaftliche Aufmerksamkeit wurde bisher den Konventionen, Gewohnheiten, Alltagsumgebungen und Infrastrukturen im "Fleischsystem" und deren Einfluss auf den Fleischkonsum gewidmet. Die Komplexität des Ernährungssystems einerseits und des menschlichen Essverhaltens andererseits haben einige Wissenschaftler*innen dazu veranlasst, die dualistische Darstellung des (Nicht-)Verzehrs von Fleisch zu kritisieren. Als Reaktion darauf verfolgen nun viele Organisationen und Institutionen eine ‘weniger, aber besseres Fleisch’ - Erzählung. Damit wird die Vorliebe der Menschen für Fleisch anerkannt und gleichzeitig eine drastische Reduzierung des Fleischkonsums angestrebt. Allerdings gibt es kaum einen Konsens darüber, was genau ‘weniger, aber besseres Fleisch’ bedeutet.

Vorgehen

Diese Dissertation zielt darauf ab, ein Verständnis für ‘bessere Fleischkonsumpraktiken’ in der Schweiz zu entwickeln. Der Begriff ‘besser’ basiert auf der mehrdimensionalen Definition nachhaltiger Ernährung der FAO und der WHO und umfasst ökologische, sozioökonomische und Tierschutzaspekte. Das Phänomen des Fleischkonsums wird ethnographisch mit Hilfe der Theorie der sozialen Praxis untersucht. Dieser Rahmen ermöglicht es, Materialien, Bedeutungen und Kompetenzen zu identifizieren, die die Art und Weise, wie Fleisch in der Schweiz produziert und konsumiert wird, über die bewussten Konsumentscheidungen des Einzelnen hinaus beeinflussen. Das Projekt verfolgt einen qualitativen, transdisziplinären und partizipativen Forschungsansatz. Dieser bezieht Schlüsselakteur*innen des Schweizer Ernährungs- und Fleischsystems ein, die sich an den Schnittstellen zwischen Wertschöpfungsketten, Umwelt und dem soziopolitischen Kontext befinden. Die iterativ-induktive Forschung umfasst teilnehmende Beobachtung und Interviews, wird auf fünf agrarökologisch bewirtschafteten Bauernhöfen, in fünf dezentralen Schlachthöfen und mit 20 Fleischesser*innen durchgeführt.

Ergebnisse

Mit Hilfe der Theorie Sozialer Praktiken wird ein konzeptionelles Modell der Nachhaltigkeitstransitionstheorie angewandt, um ein vertieftes Verständnis für mögliche Interventionspunkte innerhalb der heutigen komplexen und unnachhaltigen Fleischkonsumpraktiken zu entwickeln.

Ausblick

Die Arbeit leistet einen Beitrag zum strategischen BFH-Themenfeld ‘Nachhaltige Entwicklung’, indem sie sich an der Gestaltung von Entwicklungspfaden für nachhaltige, resiliente und regenerative Ernährungssysteme beteiligt, die eine faire und gesunde Ernährung ermöglichen.

Ziel ist, ein Verständnis für ‘bessere Fleischkonsumpraktiken’ zu entwickeln.
Ziel ist, ein Verständnis für ‘bessere Fleischkonsumpraktiken’ zu entwickeln.

Dieses Projekt leistet einen Beitrag zu den folgenden SDGs

  • 2: Kein Hunger
  • 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
  • 12: Verantwortungsvoller Konsum und Produktion
  • 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele