Genderreflektierende Offene Jugendarbeit Professionalisierung durch partizipative Wissensproduktion

Wie werden in der Praxis in der Offenen Jugendarbeit Geschlechterpositionierungen in konkreten Interaktionen hergestellt, gefestigt, erweitert oder in Frage gestellt?

Steckbrief

  • Institut(e) Institut Soziale und kulturelle Vielfalt
  • Laufzeit (geplant) 01.09.2018 - 28.02.2021
  • Projektleitung Stefanie Duttweiler
  • Projektmitarbeitende Eveline Ammann Dula
    Dominik Bodmer
    Aaron Rhyner
  • Partner Stiftung Mercator Schweiz
    Dachverband Offene Kinder- und Jugendarbeit
  • Schlüsselwörter Gender, Jugendarbeit, Intersektionalität, partizipative Forschung, Praxisforschung, Professionalisierung

Ausgangslage

Genderreflektierende Offene Jugendarbeit kann einen wichtigen Beitrag leisten zur Chancengleichheit für alle Geschlechter unter Berücksichtigung der Diversität. Dies gelingt dank Fachpersonen, die ihr Handeln und ihre Haltung reflektieren und ihre Arbeitsweise weiterentwickeln. Das Projekt kombiniert Forschung und Weiterbildung, denn wir gehen davon aus: wer sich an Forschung beteiligt, lernt intensiv und anschaulich Neues für die eigene Praxis.

Ziele

Das Projekt verfolgt die nachhaltige Professionalisierung und Qualitätssicherung von Fachpersonen in der Offenen Jugendarbeit mit folgenden Lernzielen:

  • Qualifizierung durch den Erwerb theoretischen Wissens zu den Herausforderungen von Gender-Positionierungen im Jugendalter und ihren Verschränkungen mit Ethnie, Religion, Klasse, sexuelle Orientierung.
  • Qualifizierung durch den Erwerb von Methodenkompetenz. Durch die erworbene «ethnographischen Kompetenz» sowie Reflexions- und Analysekompetenz können die Teilnehmenden die Wirkungen der eigenen pädagogischen Praxis erkennen, die eigene Haltung reflektieren und einen bewussten und adäquaten Einsatz von Interaktionen, Settings und Methoden planen und evaluieren.

Vorgehen

Kern des Projektes ist die Frage: «Wie werden in konkreten Interaktionen in der Offenen Jugendarbeit Geschlechterpositionierungen hergestellt, gefestigt, erweitert oder in Frage gestellt?» Um dies zu beantworten, beobachten wir – methodisch vorbereitet – die Praxis in der Offenen Jugendarbeit. Das Projekt nutzt dazu ethnographische Methoden: in Tandems beobachten die Jugendarbeiter*innen ihre alltägliche Praxis, interpretieren sie gemeinsam mit den Forscher*innen und erarbeiten Handlungsalternativen für ihre Praxis.

Ergebnisse

Genderreflektierende Offene Jugendarbeit gestaltet sich in gesamthaften Situationen, d.h. im Zusammenwirken einer bewusst gestalteten Kultur des Raumes, einer aktiven Beziehungsgestaltung und engagierter pädagogischer Intervention.

  • Die Kultur des Raumes meint zum einen die Ausgestaltung des Jugendtreffs. Zum anderen ist das Platzangebot, die Dominanz einer Gruppe oder die Niederschwelligkeit und die Lage des Treffs gemeint. Als hilfreich für genderreflektierende Offene Jugendarbeit erweist sich, wenn Jugendliche den Raum selbständig nutzen können und sich dabei frei und zugleich geschützt sowie wertgeschätzt fühlen und wenn das Angebot im Raum Irritationen und Anregungen bietet.
  • Zur gelingenden Beziehungsgestaltung braucht es reflektierte Partner*innen der Beziehungsarbeit, die (an-)greifbar sind – also sowohl nahbar, zugewandt und wertschätzend als auch konflikt- und entwicklungsfähig.  
  • Genderreflektierende Offene Jugendarbeit impliziert auch gezielte pädagogische Interventionen wie das Thematisieren geschlechtsspezifischer Diskriminierung, gezieltes Grenzen-setzen bei unangemessenem Verhalten oder eine bewusste Einladung zu und Mitmachen bei (geschlechtsuntypischen) Aktivitäten. 

Da das Zusammenspiel dieser Faktoren so grundlegend ist, reicht es nicht, vereinzelte Gender-Projekte zu lancieren, sondern es gilt, das (sozial-)pädagogische Handeln in seiner Gesamtheit anzupassen. Das «(sozial-)pädagogische Dreieck» verdeutlicht diesen Anspruch und hilft, die eigene Arbeit zu analysieren.

Publikationen

Dieses Projekt leistet einen Beitrag zu den folgenden SDGs