- Forschungsprojekt
Die Städtliwerkstatt für Stadtmacherinnen und Stadtmacher
Die Städte schrumpfen und doch wird immer weitergebaut. Der daraus resultierende hohe Wohnungs- und Gewerbeleerbestand in den Gemeinden hat tiefgreifende Konsequenzen – so auch in Huttwil. Der Kompetenzbereich Dencity untersucht die Ursachen und Wirkungszusammenhänge des Leerstands in der Gemeinde – dies mit aktiver Beteiligung der Huttwiler Bevölkerung. Mit der «Städtliwerkstatt» wurde eine Plattform geschaffen, auf der die Ideen und Wünsche der Bevölkerung zum Ausgangspunkt für eine neue Form der Stadtentwicklung werden.
Steckbrief
- Institut(e) Institut für Siedlungsentwicklung und Infrastruktur ISI
- Forschungseinheit(en) Dencity
- Laufzeit (geplant) 01.12.2018 - 28.02.2020
- Projektleitung Christine Seidler
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Projektmitarbeitende
Angela von Däniken
Marcel Abegglen - Partner Kerngruppe Gemeinde Huttwil
Ausgangslage
Die Städte schrumpfen und doch wird immer weitergebaut. Dies generiert eine Zunahme von leerstehenden Wohnungen. Besonders augenfällig in Huttwil. Der Gemeinde der Schweiz mit dem höchsten Leerwohnungsstand landesweit – 14.6%. Hinter dieser nackten Zahl verbirgt sich eine alarmierende Fehlentwicklung in der Raumplanung, die volkswirtschaftlich und kulturell einen langfristigen und fatalen Effekt für weitere Gemeinden und Regionen in der Schweiz nach sich ziehen könnte.
Insbesondere zwei – für die Schweiz neue Phänomene – zeichnen sich ab: der «Donut»-Effekt sowie der Effekt des «Klickkonsums». Der Donuteffekt beschreibt zusammenfassend Binnenwanderung, Entleerung des Zentrums, Verödung, Zerfall und ökonomische Erosion der Gemeindefinanzen, Abwanderung , Brain Drain – die Abwärtsspirale kumuliert sich. Huttwil ist lediglich die Spitze des Eisberges – es werden voraussichtlich weitere Gemeinden betroffen sein. Des Weiteren führt der, durch den online Klickkonsum verursachten, Wandel im Handel zur Verödung und Leerung der Zentren.
Daher sind ganzheitliche raumplanerische Lösungsansätze gefragt, welche sowohl das Thema Identität sowie auch langfristige Perspektiven nicht nur unter dem Aspekt der Verdichtung sondern auch der Schrumpfung miteinbeziehen. Dieser Ansatz wurde im Rahmen eines Forschungsmandates mit dem integrativen neuen Planungsformat und Pilotprojekt «Städtliwerkstatt», umgesetzt.
Ziele
Das Ziel ist die Planung von entsprechenden Massnahmen zur Stärkung der Identität sowie der Steigerung der Attraktivität der Stadtkerne mit einer gut funktionierenden Grundversorgung. Leerstand und Schrumpfung als Ausgangslage bietet der Stadtentwicklung neue Chancen, wie beispielsweise weniger Dichte, mehr Grünraum und Lebensqualität sowie mehr Raum für Experimente und Nischen.
Für die Zukunft und den Erhalt der Lebensqualität in schrumpfenden oder wachsenden Städten ist eine aktive Partizipation von zentraler Bedeutung. Beide Szenarien sind mit Emotionen und Angstverlust und dadurch Zielkonflikten verbunden.
Vorgehen
Das im Rahmen des Forschungsmandates skizzierte digitale und analoge Planungsformat «Städtliwerkstatt» bildet das Herzstück des künftigen Entwicklungsprozesses. In diesem fungieren Bevölkerung als Stadtmacher und Stadtmacherinnen. Leitende These des Projektes ist es, dass die weltweit beobachteten people-driven Prozesse Belege dafür sind, dass über die Digitalisierung neuartiges Wissen bereitsteht, um im Zusammenspiel mit den bestehenden Stadtentwicklungsprozessen Probleme besser lösen zu können und damit neue Entwürfe und Umsetzungen für unsere Zukunft zu ermöglichen.
Der Kompetenzbereich Dencity der Berner Fachhochschule plant und moderiert während einem Jahr die Städtliwerkstatt. Unterstützt für die Umsetzung von möglichen Konzepten wird Dencity durch Studierende des CAS Areal- und Immobilienprojektentwicklung. Hauptakteure sind aber die Huttwilerinnen und Huttwiler. Sie sind die lokalen Experten vor Ort und kennen die bekannten und unentdeckten Schätze und Perlen von Huttwil. Die gilt es gemeinsam zu entdecken und für eine gemeinsame Zukunft zu nutzen.
Die Website www.stedtliwerkstatt.ch dient neben den analogen Werkstätten vor Ort, als offene Plattform für Fragen und Antworten zur Zukunft von Huttwil. Dort werden Projektideen für das Städtchen von Morgen gesammelt und in der Community diskutiert bzw. weiterentwickelt. Wichtig dabei ist die Partizipation und Dialog auf gleicher Augenhöhe mit allen beteiligten Akteuren.