Auslandssemester: Vorausschauend planen

In einigen Ländern kann die gesetzliche, politische und/oder gesellschaftliche Lage die Sicherheit von LGBTIAQ+ Personen gefährden. Dies ist bei der Auswahl von Partnerinstitutionen und Planung von Auslandssemestern zu berücksichtigen.

Max möchte im Rahmen seines Wirtschaftsstudiums ein Auslandsemester absolvieren. Dabei begleiten ihn auch Bedenken: Er ist bisexuell und möchte in einem Land studieren, in dem seine Sicherheit und LGBTIAQ+ Rechte gewährleistet werden. Schliesslich wünscht er sich, dass ihn sein Partner ohne Bedenken mal besuchen kann. Auf seine Anfrage an die Stelle für internationale Mobilität, ob eine Liste von LGBTIAQ+ freundlichen Partnerinstitutionen seiner Hochschule vorhanden ist, bekommt er eine Absage. Die Antwort ist knapp und verweist lediglich auf allgemeine Informationsquellen, was für Max nicht zufriedenstellend ist.

Enttäuscht, aber entschlossen, sich nicht mit der Antwort abzufinden, verfasst Max ein zweites E-Mail, in dem er erneut betont, wie wichtig die Sicherheit für LGBTIAQ+ Studierende ist. Er erklärt, dass er sich eine gezieltere Unterstützung von der Mobilitätsstelle wünscht. Nach einigen Tagen meldet sich die verantwortliche Person erneut und zeigt nun mehr Verständnis. Es wird jedoch deutlich, dass bisher kaum Informationen zu diesem Thema vorliegen und es Zeit braucht, um diese zu sammeln.

In den folgenden Wochen arbeiten Max und die Mobilitätsstelle zusammen, um eine erste Übersicht über LGBTIAQ+ freundliche Partnerhochschulen und die Sicherheitslage in verschiedenen Ländern zu erstellen. Max fühlt sich zwar in den Prozess eingebunden, aber es wird ihm auch bewusst, wie viel Arbeit und Recherche nötig sind, um solche Informationen verfügbar zu machen. Schliesslich findet Max eine passende Hochschule und freut sich darauf, sein Auslandsemester in einer sicheren Umgebung zu verbringen, in der er sich wohlfühlen kann.

Rückansicht von Max vor einer Weltkarte. In einer Denkblase neben seinem Kopf befindet sich ein Regenbogen. Bild vergrössern

Informationen verfügbar machen:

In Dokumenten und Ressourcen rund um Auslandsaufenthalte Informationen bereitstellen, die spezifisch für LGBTIAQ+ Studierende relevant sind.

Lage im Zielland berücksichtigen:

Bei der Auswahl von Partnerinstitutionen im Ausland die gesetzliche, politische und gesellschaftliche Lage vor Ort berücksichtigen. Die Studierenden über allfällige Sicherheitsbedenken für LGBTIAQ+ Personen informieren und sie bei der Planung von entsprechenden Schutzvorkehrungen einbeziehen.

Vorsichtsmassnahmen treffen:

Notfallkontakte bereitstellen, die für Studierende im Ausland erreichbar sind und das Vorgehen klar regeln, damit bei Vorfällen schnell reagiert werden kann.

Richtlinien / Verhaltensgrundsätze:

Klare Richtlinien und Verhaltensgrundsätze (z.B. Code of Conduct) gegen Diskriminierung, diskriminierende Äusserungen, Mobbing und Belästigung implementieren.

Schutz der persönlichen Integrität:

Prozess zum Schutz der persönlichen Integrität an der Hochschule implementieren und einfach zugänglich machen.

Feedback einholen (Prozesse):

Regelmässige Umfragen zu Prozessen durchführen, Kommentarfelder in Formularen hinzufügen und spontane Rückmeldungen aufnehmen. Feedback sammeln und an die zuständigen Stellen weiterleiten.

Notfallpläne umsetzen:

Erreichbarkeit in Notfällen sicherstellen und umgehend reagieren, um die Sicherheit der Studierenden zu gewährleisten.

Vertrauliche Beschwerdeverfahren:

Wirksame und vertrauliche Beschwerdeverfahren implementieren, um auf Vorfälle zu reagieren. LGBTIAQ+ Personen informieren, an wen sie sich wenden können.

Interne Vertrauenspersonen:

Interne Vertrauenspersonen können als Erstkontakt mit Anliegen und Fragen angesprochen werden. Sie sollten im Umgang mit LGBTIAQ+ Personen geschult sein und unterliegen einer Schweigepflicht.

Externe Anlaufstellen:

Auf externe Informations- und Beratungsangebote von LGBTIAQ+-Organisationen und Dachverbänden (TGNS, InterAction, LOS, Pink Cross) hinweisen, an die sich LGBTIAQ+ Studierende bei Fragen, Anliegen oder bei Vorfällen wenden können.

Vorfälle transparent aufarbeiten:

Meldungen von Vorfällen ernst nehmen, mit den Betroffenen das Gespräch suchen und versuchen, gemeinsam eine Einigung zu finden. Falls nötig, weitere Schritte einleiten.

Feedback einarbeiten (Prozesse):

Feedback aus Umfragen, Kommentarfeldern und spontanen Rückmeldungen ernst nehmen und in die Gestaltung und Weiterentwicklung von Prozessen einbeziehen.

  • In einigen Ländern kann die gesetzliche, politische und/oder gesellschaftliche Lage die Sicherheit von LGBTIAQ+ Personen gefährden.
  • Die sexuelle Orientierung ist Teil der schützenswerten Persönlichkeitsrechte. Jede Person entscheidet selbst, wer über ihre sexuelle Orientierung Bescheid weiss.
  • Alle haben ein Interesse daran, in ihrer Identität anerkannt, respektvoll angesprochen und angemessen repräsentiert zu werden.
  • Teile der eigenen Identität verbergen zu müssen kostet viel Anstrengung und kann dazu führen, dass Personen sich unsicher und nicht zugehörig fühlen.
  • Unterschiede anerkennen und respektieren.
  • Empathie schaffen und emotionale Unterstützung bieten durch aufmerksames Zuhören und Anerkennen der Erfahrungen und Bedenken von LGBTIAQ+ Personen. 
  • Sich über die geltenden Rechte und Anliegen von LGBTIAQ+ Personen informieren und dafür einsetzen. LGBTIAQ+ Personen in ihren Belangen bestärken. 
  • Interesse daran zeigen, was Anderen widerfährt. Nicht über – sondern mit LGBTIAQ+ Personen sprechen.
  • Mit LGBTIAQ+ Studierenden zusammenarbeiten, um individuelle und stimmige Lösungen zu finden.

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