Vertraulichkeit & Datenschutz: Sicherheit geht vor
Sensible Informationen dürfen nur in Absprache mit der betroffenen Person weiter gegeben werden. Doch welche Information ist sensibel und welche nicht? Besser einmal mehr nachfragen.
Im Rahmen von Nings Informatik-Studium werden die Themen Datenschutz und Sicherheit von Informationen als besonders wichtig betrachtet und sind Bestandteil von fast jedem Modul innerhalb des Studiengangs. Ning weiss das sehr zu schätzen, denn als intergeschlechtliche Person erlebte sie bereits in vielen Lebenslagen Herausforderungen, besonders wenn es um persönliche Daten und ihre Privatsphäre geht. Eines Tages erhält Ning ein E-Mail von der Studierendenadministration und wird eingeladen, im Rahmen einer Veranstaltung anlässlich des internationalen «Intersex Awareness Days» über ihre persönlichen Erfahrungen als intergeschlechtliche Person zu sprechen. Die Veranstaltung zielt darauf ab, das Bewusstsein und Verständnis für intergeschlechtliche Menschen zu schaffen und eine Austauschplattform zu bieten.
Ning ist grundsätzlich über die Einladung erfreut, bemerkt aber beim genaueren Betrachten, dass dieses E-Mail noch an zwei weitere Personen versendet wurde. Diese Datenschutzpanne verwundert Ning, da das Thema Datenschutz an ihrer Hochschule eigentlich sehr grossgeschrieben wird, und es ärgert sie auch. Besorgt darüber, dass ihre Privatsphäre und möglicherweise auch die der anderen betroffenen Personen verletzt wurde, verfasst sie sofort eine Antwort. In dieser bringt sie ihre Bedenken zum Ausdruck und fordert, dass solche Vorfälle zukünftig vermieden werden.
Ning hofft, dass ihre Rückmeldung ernst genommen wird. Doch als Tage vergehen, erhält sie lediglich eine knappe Antwort. Darin wird ihr für den Hinweis gedankt, aber die Nachricht wirkt eher formell und distanziert, ohne auf ihre spezifischen Sorgen einzugehen. Es wird zwar versichert, dass der Vorfall intern geprüft wird, doch konkrete Massnahmen oder eine Entschuldigung bleiben aus.
Proaktive Massnahmen
Vertraulichkeit und Datenschutz:
Informationen zu körperlichen Geschlechtsmerkmalen und medizinischen Behandlungen vertraulich behandeln und nur mit dem Einverständnis der Betroffenen weitergeben.
Schulung und Sensibilisierung:
Regelmässige Pflichtschulungen zum Thema Datenschutz und Umgang mit sensiblen Informationen durchführen.
Richtlinien / Verhaltensgrundsätze:
Klare Richtlinien und Verhaltensgrundsätze (z.B. Code of Conduct) gegen Diskriminierung, diskriminierende Äusserungen, Mobbing und Belästigung implementieren.
Schutz der persönlichen Integrität:
Prozess zum Schutz der persönlichen Integrität an der Hochschule implementieren und einfach zugänglich machen.
Reaktive Massnahmen
Vorfälle transparent aufarbeiten:
Meldungen von Vorfällen ernst nehmen, mit den Betroffenen das Gespräch suchen und versuchen, gemeinsam eine Einigung zu finden. Falls nötig, weitere Schritte einleiten.
Interne Vertrauenspersonen:
Interne Vertrauenspersonen können als Erstkontakt mit Anliegen und Fragen angesprochen werden. Sie sollten im Umgang mit LGBTIAQ+ Personen geschult sein und unterliegen einer Schweigepflicht.
Externe Anlaufstellen:
Auf externe Informations- und Beratungsangebote von LGBTIAQ+-Organisationen und Dachverbänden (TGNS, InterAction, LOS, Pink Cross) hinweisen, an die sich LGBTIAQ+ Studierende bei Fragen, Anliegen oder bei Vorfällen wenden können.
Awareness
- Als «Intergeschlechtlichkeit» werden angeborene Variationen körperlicher Geschlechtsmerkmale bezeichnet. Intergeschlechtlichkeit kann anatomisch, hormonell, chromosomal oder genetisch bedingt sein und hat nichts mit der Geschlechtsidentität einer Person zu tun. Intergeschlechtliche Personen können sich als Frau oder Mann indentifizieren oder eine nicht-binäre Geschlechtsidentität haben.
- Körperliche Geschlechtsmerkmale und medizinische Behandlungen sind Teil der Intimsphäre.
- Eine intergeschlechtliche Person entscheidet selbst, wer wissen darf, dass sie intergeschlechtlich ist. Das Wissen darüber ist vertraulich zu behandeln.
Support
- Persönliche Grenzen und die Intimsphäre respektieren. Keine indiskreten Fragen stellen oder Mutmassungen vornehmen.
- Andere auf einen unbedachten Umgang mit vertraulichen Informationen aufmerksam machen.
- Das Wissen über die Intergeschlechtlichkeit einer Person vertraulich behandeln und schützen.