Exkursion: Eine Entwicklungsreise
Gruppen-Exkursionen sind für LGBTIAQ+ Studierende nicht immer nur mit angenehmer Aufregung verbunden. Dass die Reise für alle zu einer positiven Erfahrung wird, hängt von vielen Faktoren ab. Zumindest manche davon lassen sich planen.
Vor ihrer Abreise zur Exkursion nach Budapest hat Ning Bedenken wegen der queerfeindlichen politischen Entwicklung und damit verbundenen gesellschaftlichen Einstellung in Ungarn. Auch darüber, welche Haltungen und Kenntnisse zu LGBTIAQ+ Themen es wohl innerhalb ihrer Exkursionsgruppe gibt, macht sie sich Gedanken. Während Ning in ihrem engeren privaten Umfeld als bisexuell geoutet ist, wissen in ihrem Studienumfeld nur sehr wenige über Nings sexuelle Orientierung Bescheid. Dadurch kann Ning nur schwer einschätzen, wie ihre Kommiliton:innen zu LGBTIAQ+ Themen stehen.
Trotz allem beschliesst Ning, die Reise unvoreingenommen anzugehen und es zu nehmen, wie es kommt. Während der Reise stösst Ning bei ihren Mitstudierenden auf mehr Offenheit, als sie erwartet hatte. Gemeinsame Aktivitäten und der Besuch einer lokalen Menschenrechtsorganisation ermöglichen tiefgründige Diskussionen unter den Studierenden, wodurch der Zusammenhalt in der Gruppe wächst. Ning fühlt sich wohl und kann offen zu ihrer sexuellen Orientierung stehen.
Diese positive Erfahrung zeigt Ning, dass es möglich ist, Vorurteile abzubauen und ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen. Sie kehrt mit neuen Freundschaften zurück und blickt jetzt positiver auf ihre weitere Studienzeit. Und auch auf die Stadt, deren kreatives Chaos Ning in ihren Bann gezogen hat…
Proaktive Massnahmen
Informationen verfügbar machen:
In Dokumenten und Ressourcen rund um Auslandsaufenthalte Informationen bereitstellen, die spezifisch für LGBTIAQ+ Studierende relevant sind.
Lage im Zielland berücksichtigen:
Bei der Auswahl der Destinationen für Exkursionen die aktuelle gesetzliche, politische und gesellschaftliche Lage im Zielland berücksichtigen. Die Studierenden frühzeitig über allfällige Sicherheitsbedenken für LGBTIAQ+ Personen informieren und bei der Reiseplanung in Entscheidungen einbeziehen.
Vorsichtsmassnahmen treffen:
Notfallkontakte bereitstellen, die für Studierende im Ausland erreichbar sind und das Vorgehen klar regeln, damit bei Vorfällen schnell reagiert werden kann.
Richtlinien / Verhaltensgrundsätze:
Klare Richtlinien und Verhaltensgrundsätze (z.B. Code of Conduct) gegen Diskriminierung, diskriminierende Äusserungen, Mobbing und Belästigung implementieren.
Schutz der persönlichen Integrität:
Prozess zum Schutz der persönlichen Integrität an der Hochschule implementieren und einfach zugänglich machen.
Reaktive Massnahmen
Notfallpläne umsetzen:
Erreichbarkeit in Notfällen sicherstellen und umgehend reagieren, um die Sicherheit der Studierenden zu gewährleisten.
Vertrauliche Beschwerdeverfahren:
Wirksame und vertrauliche Beschwerdeverfahren implementieren, um auf Vorfälle zu reagieren. LGBTIAQ+ Personen informieren, an wen sie sich wenden können.
Interne Vertrauenspersonen:
Interne Vertrauenspersonen können als Erstkontakt mit Anliegen und Fragen angesprochen werden. Sie sollten im Umgang mit LGBTIAQ+ Personen geschult sein und unterliegen einer Schweigepflicht.
Externe Anlaufstellen:
Auf externe Informations- und Beratungsangebote von LGBTIAQ+-Organisationen und Dachverbänden (TGNS, InterAction, LOS, Pink Cross) hinweisen, an die sich LGBTIAQ+ Studierende bei Fragen, Anliegen oder bei Vorfällen wenden können.
Vorfälle transparent aufarbeiten:
Meldungen von Vorfällen ernst nehmen, mit den Betroffenen das Gespräch suchen und versuchen, gemeinsam eine Einigung zu finden. Falls nötig, weitere Schritte einleiten.
Feedback einarbeiten (Prozesse):
Feedback aus Umfragen, Kommentarfeldern und spontanen Rückmeldungen ernst nehmen und in die Gestaltung und Weiterentwicklung von Prozessen einbeziehen.
Awareness
- In einigen Ländern kann die gesetzliche, politische und/oder gesellschaftliche Lage die Sicherheit von LGBTIAQ+ Personen gefährden.
- Die sexuelle Orientierung ist Teil der schützenswerten Persönlichkeitsrechte. Jede Person entscheidet selbst, wer über ihre sexuelle Orientierung Bescheid weiss.
- Alle haben ein Interesse daran, in ihrer Identität anerkannt, respektvoll angesprochen und angemessen repräsentiert zu werden.
- Teile der eigenen Identität verbergen zu müssen kostet viel Anstrengung und kann dazu führen, dass Personen sich unsicher und nicht zugehörig fühlen.
Support
- Unterschiede anerkennen und respektieren.
- Empathie schaffen und emotionale Unterstützung bieten durch aufmerksames Zuhören und Anerkennen der Erfahrungen und Bedenken von LGBTIAQ+ Personen.
- Sich über die geltenden Rechte und Anliegen von LGBTIAQ+ Personen informieren und dafür einsetzen. LGBTIAQ+ Personen in ihren Belangen bestärken.
- Interesse daran zeigen, was Anderen widerfährt. Nicht über – sondern mit LGBTIAQ+ Personen sprechen.
- Mit LGBTIAQ+ Studierenden zusammenarbeiten, um individuelle und stimmige Lösungen zu finden.