Lehrmittel und Fachliteratur: Stigmatisierung entgegenwirken
Veraltete Lehrmittel können stigmatisierende Darstellungen von LGBTIAQ+ Personen enthalten. Die verwendeten Materialien sollten regelmässig überprüft werden, um die Vielfalt menschlicher Identitäten angemessen widerzuspiegeln.
Als schwuler trans Mann ist Luan im Studiengang Pflege eher eine Ausnahme. Er stellt schockiert fest, dass ein verwendetes Lehrbuch seit Langem überholte und stigmatisierende Inhalte vermittelt. Im Lehrmittel wird Homosexualität auf schwule Männer beschränkt und teilt diese in verschiedene, allesamt stark pathologisierende Unterkategorien ein. Im Abschnitt zu Geschlechtsidentität wird eine veraltete Auslegung des deutschen «Transsexuellengesetzes» von 1980 beschrieben: Entwürdigende und menschenrechtswidrige Praktiken wie der sogenannte «Alltagstest» und Zwangssterilisation als Voraussetzung zur Änderung des amtlichen Geschlechtseintrags werden normalisiert und fälschlich als die immer noch übliche Vorgehensweise dargestellt.
Luan wendet sich an die dozierende Person. Diese zeigt Verständnis und verspricht, das Problem mit der Studiengangsleitung zu besprechen. Später erhält Luan eine E-Mail von der Studiengangsleitung. Es wird ihm mitgeteilt, dass die dozierende Person einen offenen Brief an den betroffenen Verlag plant, allerdings wird betont, dass dies ein längerer Prozess sein könnte und das Lehrmittel bis dahin weiter verwendet wird. Luan ist zwar erleichtert, dass sein Anliegen ernst genommen wird, aber die Aussicht, dass sich kurzfristig nichts ändert, lässt ihn besorgt zurück.
Proaktive Massnahmen
Überprüfung Lehrmittel:
Fachbücher und andere Lehrmittel hinsichtlich ihrer Aktualität und Angemessenheit in Bezug auf die korrekte Repräsentation von vulnerablen Personengruppen regelmässig überprüfen. Die Qualität und Aktualität der verwendeten Lehrmittel sicherstellen.
Kanonkritik gemeinsam mit Studierenden:
Im Unterricht Zeit einplanen, um Inhalte gemeinsam mit den Studierenden kritisch zu diskutieren und einzuordnen. Studierende sind zu LGBTIAQ+ Themen oft gut informiert.
Schulung und Sensibilisierung:
Sensibilisierungsmassnahmen und Schulungen zu LGBTIAQ+ und Diversity allgemein durchführen, um die Awareness für die Thematik zu erhöhen.
Feedback einholen:
Regelmässige Evaluationen zu Lehrmaterialien/Studieninhalten durchführen und freie Kommentarfelder darin aufnehmen. Hinweise auf problematische resp. fehlende Inhalte ernst nehmen.
Reaktive Massnahmen
Kanonkritik gemeinsam mit Studierenden:
Veraltete Inhalte in Lehrmitteln als Diskussionsgrundlage im Unterricht nutzen, um kritisches Denken zu fördern und die Bedeutung von stetiger Weiterentwicklung in der Wissenschaft zu unterstreichen.
Feedback umsetzen:
Veraltete Lehrmittel und Studieninhalte durch aktuelle ersetzen. Vereinzelte problematische Inhalte mit entsprechenden Hinweisen versehen, um sie einordnen zu können.
Awareness
- Alle haben ein Interesse daran, in ihrer Identität anerkannt, respektvoll angesprochen und angemessen repräsentiert zu werden.
- Die Geschlechtsidentität und die sexuelle Orientierung sind nicht dasselbe. Eine trans Person kann jede sexuelle Orientierung haben.
- Stigmatisierende Darstellungen von LGBTIAQ+ setzen diese Menschen auf diskriminierende Weise in ihrer Würde herab.
Support
- Unterschiede anerkennen und respektieren.
- Andere auf diskriminierende und menschenverachtende Inhalte und Äusserungen aufmerksam machen und Betroffenen Unterstützung anbieten.
- Mit LGBTIAQ+ Studierenden zusammenarbeiten, um individuelle und stimmige Lösungen zu finden.