Networking: Offenheit in wissenschaftlichen Communities

Doktorierende sind darauf angewiesen, Netzwerke in der Wissenschaft aufzubauen. LGBTIAQ+ Personen kämpfen jedoch oft mit mangelnder Sichtbarkeit und Repräsentation oder verbergen Teile ihrer Identität, um Diskriminierung zu vermeiden.

Annelien freut sich auf eine jährlich stattfindende internationale Konferenz im Bereich Biochemie. Diese Konferenz ist eine wichtige Gelegenheit für wissenschaftlichen Austausch und berufliche Vernetzung, was für sie als Doktorandin besonders wichtig ist. In der Eröffnungsrede wird die Förderung von Frauen im MINT-Bereich angesprochen, andere Diversitätsdimensionen bleiben jedoch unerwähnt. Auf den Folien sind ausschliesslich weisse Frauen zu sehen. Als lesbische Person of Color fühlt sie sich dadurch nicht angesprochen.

Während einer Networking-Pause unterhält sich Annelien mit einer Gruppe von Wissenschaftler:innen über private Dinge. Sie überlegt, ob sie von ihrer Partnerin erzählen und damit ihre sexuelle Orientierung offenlegen soll. Doch ein Kollege macht einen grenzwertigen Witz über schwule Männer, was Annelien in ihrer Entscheidung bestärkt, vorsichtig zu sein. Sie entscheidet sich, ihre Identität nicht preiszugeben und wechselt das Thema. Trotz dieser Erfahrung hat Annelien viele wertvolle Kontakte geknüpft und weiss, wie entscheidend ein breites Netzwerk für ihre Karriere als Wissenschaftlerin ist. Doch die Konferenz war auch anstrengend für sie. Annelien sehnt sich nach einem Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen kann, ohne ständig darüber nachdenken zu müssen, was sie preisgeben darf und was nicht.

Zu Hause macht sich Annelien online auf die Suche nach anderen LGBTIAQ+ Personen in der Biochemie. Sie findet ein queeres Netzwerk für Wissenschaftler:innen im MINT-Bereich und vernetzt sich sofort mit einigen Mitgliedern.

Rückansicht von Annelien im Publikum an einer Konferenz. In der Präsentation ist eine Folie mit drei weissen, weiblich gelesenen Personen zu sehen. In einer Denkblase über Anneliens Kopf steht: «Das soll jetzt also Vielfalt darstellen…» Bild vergrössern

Inklusive Konferenzgestaltung:

Während der Konferenz mit einem Statement (bspw. in der Eröffnungsrede) klarstellen, dass diskriminierende Handlungen und Äusserungen nicht toleriert werden und auf Unterstützungsangebote hinweisen.

Inklusive Informationen:

Innerhalb der Hochschule und gemeinsam mit anderen Partnerorganisationen sicherstellen, dass alle verfügbaren Informationen, wie auch die Konferenz-Webseite, inklusiv gestaltet sind. Dazu gehört beispielsweise die Verwendung inklusiver Sprache oder die Möglichkeit, bei der Anmeldung auf unnötige Geschlechtsangaben zu verzichten.

Diversität auf der Bühne:

Bei der Auswahl von Redner:innen und Podiumsteilnehmer:innen
auf eine vielfältige Repräsentation achten.

Feedback einholen:

Im Anschluss an Konferenzen anonyme Umfragen durchführen, Kommentarfelder in Formularen hinzufügen und spontane Rückmeldungen aufnehmen. Feedback sammeln und an die zuständigen Stellen weiterleiten.

Vertrauliche Beschwerdeverfahren:

Wirksame und vertrauliche Beschwerdeverfahren implementieren, um auf Vorfälle zu reagieren. LGBTIAQ+ Personen informieren, an wen sie sich wenden können.

Vorfälle transparent aufarbeiten:

Meldungen von Vorfällen ernst nehmen, mit den Betroffenen das Gespräch suchen und versuchen, gemeinsam eine Einigung zu finden. Falls nötig, weitere Schritte einleiten.

Feedback einarbeiten:

Feedback aus Umfragen, Kommentarfeldern und spontanen Rückmeldungen ernst nehmen und bei der Planung und Durchführung von künftigen Anlässen einbeziehen.

  • Sozialer Austausch, Vernetzung und gegenseitige Unterstützung sind wichtig für das persönliche Wohlbefinden und tragen zu einer erfolgreichen Entwicklung bei.
  • Alle haben ein Interesse daran, in ihrer Identität anerkannt, respektvoll angesprochen und angemessen repräsentiert zu werden. 
  • Teile der eigenen Identität verbergen zu müssen kostet viel Anstrengung und kann dazu führen, dass Personen sich unsicher und nicht zugehörig fühlen.
  • Unterschiede anerkennen und respektieren.
  • Empathie schaffen und emotionale Unterstützung bieten durch aufmerksames Zuhören und Anerkennen der Erfahrungen und Bedenken von LGBTIAQ+ Personen.
  • Sich über die geltenden Rechte und Anliegen von LGBTIAQ+ Personen informieren und dafür einsetzen. LGBTIAQ+ Personen in ihren Belangen bestärken.
  • Interesse daran zeigen, was Anderen widerfährt. Nicht über – sondern mit LGBTIAQ+ Personen sprechen.

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